𝐓𝐇𝐈𝐑𝐒𝐓𝐘

.𝕰𝖈𝖍𝖔 𝖔𝖋 𝖙𝖍𝖊 𝕻𝖆𝖘𝖙.

Jeon

2003

Zuest waren die Blitze vom Himmel geschossen- die gefährlichen Instrumente des Zeus, der mit Elektrizität spielte wie auf bedrohlichen Tasten eines Klaviers.

Sie bohrten sich durch das Auto, das darauf von der Straße abkam und mit quietschenden Reifen in die Leitpanke der Brücke brach.

"Lauf...Anna...lauf...", Jeon Hunseo hatte das schöne, blasse Gesicht seiner Frau in beide Hände genommen und ihr tief in die Augen geblickt:

"Sie sind hinter mir her, also rette dich.", presste er atemlos hervor und half ihr aus dem zerstörten Auto.

Dunkler Rauch stieg von der Unfallstelle in den gewittrigen Nachthimmel, der noch immer bedrohlich donnerte.

Ihr Bein war verletzt und Blut klebte an ihrer Schläfe, doch sie klammerte sich bereitwillig an seinen Arm:

"Ich lasse dich nicht zurück...", hatte sie protestiert- ein unerschöpflicher Kampfgeist in ihren funkelnden, braunen Rehaugen.

"Du musst.", hatte Hunseo erwiedert, "Für Aaron."

Gott sei Dank hatten sie ihren Sohn an diesem Abend nicht mitgenommen.

"Hunseo-", schluchzte sie, ihre schmalen Augenbrauen vor Angst verkrampft, doch er stieß sie fort:

"Lauf."

"Bitte-", presste sie hervor und trat ein paar Schritte zurück. Das spährliche, goldene Licht der Straßenlaternen schimmerte auf ihrem schwarzen Haar.

Der Han-River rauschte leise in der Ferne, und die weißen Blitze spiegelten sich in der aufgewühlten Wasseroberfläche wie zitternde Aale in dem schwarzen Wasser.

"Ich liebe dich.", Tränen glänzten in seinen Augen, doch er blieb fest entschlossen, "Lauf.", seine Stimme zerbrach.

Anna fuhr herum und rannte über die Brücke davon, so schnell sie trotz ihrer Verletzungen konnte.

Wieder zuckten Blitze durch die dunklen Wolken und Hunseo warf den Kopf in den Nacken, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt:

"Ist das alles, was du drauf hast?", brüllte er in den Himmel.

Nur er allein befand sich auf der golden beleuchteten Brücke über dem Han-River, mitten in der Nacht.

Die Antwort von Zeus kam- in einem gigantischen Blitz, der geradewegs auf ihn zuschoss.

Und Hunseo fing ihn auf, mit nur einer Hand hielt er die geballte Ladung an Strom:

"Ich bin Kronos.", presste er mit zusammengebissenen Zähnen hervor und das Licht der Elektritität reflektierte sich in seinen aufgerissenen Augen, "Was du kannst, kann ich auch.", er leitete den Blitz zurück in den dunklen Himmel und keuchte schwer.

Doch da hatte er den spitzen Schrei seiner Frau gehört- und begriffen, dass es ihnen nicht darum ging, ihm sein Götterplasma, sein Thanatos, zu nehmen.

Zuerst würden sie seine Seele zerstören, seinen Eros.

Die einzigartige Kombination, die ihn schließlich zu Kronos machte.

"Anna!", rief seine verzweifelte Stimme und er sprintete unverzüglich in ihre Richtung, ein panischer Ausdruck auf seinem blassen, kantigen Gesicht und ein weißliches Leuchten in seinen Augen.

Aber als er um die Ecke bog, lag ihr zierlicher Körper bereits leblos auf dem Boden- dunkelrotes Blut in dem seidenen, schwarzen Haar, das er so sehr liebte.