.𝕭𝖆𝖉 𝕽𝖊𝖕𝖚𝖙𝖆𝖙𝖎𝖔𝖓.

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Jeon

Zum ersten Mal seit Wochen lässt der unerwartete Eisregen über Südkoreas Hauptstadt endlich nach.

Die dunklen Wolken verblassen allmählich im kräftigen Blau des Himmels und geben das warme Sonnenlicht frei, das sich vielfach in der Skyline von Seoul reflektiert, als bestände die Stadt aus gigantischen Kristallen.

Auch über dem dahinter liegenden Geumdaesan-Gebirge legt sich der dichte Nebel, bis selbst der schimmernde Schnee auf den Bergspitzen zu erkennen ist.

Es scheint fast, als würde sich die ganze Stadt von einer schweren Zeit erholen- der dunkle Asphalt auf den Straßen trocknet in ein helles Grau, die wilden Strömungen des Han-River entspannen sich und die Bewohner von Seoul können ihre Regenjacken zuhause lassen.

Die Mentalität in den Köpfen der Menschen ändert sich, bewusst oder unbewusst:

Jetzt wird alles wieder etwas einfacher, für jeden von uns.

Naja, gut- nicht für jeden von ihnen.

Für manch einen scheint das Chaos niemals ein Ende zu finden- und ganz bestimmt nicht für den leitenden Officer des Police Department im Gangnam-Distrikt von Seoul.

Mit einem wütenden Schnauben lässt Steven Lee den Hörer des Telefons zurück auf den Schreibtisch knallen.

Jeon kennt den Vorsitzenden des GPD schon lange genug um zu wissen, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn sich diese tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen bildet.

"Sie haben was?!", stöhnt dieser fassungslos und reibt sich den Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger, "Verdammt, Jeon!"

Der junge Polizeibeamte sitzt diesem in seinem Büro gegenüber, seine hellbraunen Rehaugen weit aufgerissen, während er schuldbewusst die Vorderzähne in seine Unterlippe gräbt.

Zugegeben, Aaron Jeon scheint ein ausgesprochenes Talent dafür zu haben, seinen Vorgesetzten zur Weißglut zu bringen- die Verweigerung zum Tragen angemessener Arbeitskleidung, zahlreiche Verspätungen und ungenehmigte Einsätze beiseite genommen;

In einem geschlossenen Museum beim Sex erwischt zu werden ist definitiv nicht seine Bestleistung.

Er zupft an seinem grauen Shirt herum, den Mund zur Entschuldigung geöffnet.

Ist ein einfaches 'Sorry' angebracht?

"Ich hatte ohnehin kein gutes Gefühl dabei, Ihnen ein paar Wochen frei zu geben- und jetzt das?! Haben Sie irgendeine Ahnung, was für ein Licht das auf die Beamten des GPD wirft?! Müssten Sie es nicht verdammt nochmal besser wissen, als Polizist...?!", sprudelt es aus seinem Vorgesetzen heraus, der dabei unaufhörlich die Brille in seiner linken Hand schwingt.

Okay, vielleicht doch besser eine Entschuldigungs-Karte und einen Kuchen dazu.

Jeon sieht es schon vor sich, wie er seinem Chef die Torte entgegen hält, auf der 'Sorry, Boss.' geschrieben steht, rosane Lebensmittelfarbe auf einem weißen Sahneüberzug.

Wird er dabei pünktlich zur Arbeit erscheinen und seine Uniform tragen?

Vermutlich nicht.

Wer weiß, vielleicht bekommt er ja eine Torte zurück, auf der geschrieben steht: 'Sie sind gefeuert.'

Solange es eine Bananentorte ist-

"Hören Sie mir überhaupt zu?!", erneut schlägt Mr. Lee mit der Faust auf den Tisch, seine Ohren bereits knallrot und eine deutlich hervortretende, pulsierende Ader an seiner Schläfe, während er sich die Brille nun wieder auf seine Nase setzt.

𝐓𝐇𝐈𝐑𝐒𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt