𝐓𝐇𝐈𝐑𝐒𝐓𝐘

.𝕽𝖆𝖌𝖊.

Jeon

Die Tür zu seinem Apartement fällt mit einem lauten Knall hinter ihm zu, als Aaron Jeon in einem dunkelgrauen Top die Straße hinabjoggt.

Seine braunen Augen sind entschlossen nach vorn gerichtet, während ein starker Wind durch sein längeres, schwarzes Haar streicht, das ihm beim Rennen um sein blasses Gesicht wirbelt.

Ein Gemisch von schwarzgrauen Wolken braut sich über Gangnam zusammen; die Äste der kahlen Bäume schwingen in dem aufkommenden Wind und erzeugen ein bedrohliches Ächzen in dem stillen Vorort.

Seine schwarzen Turnschuhe springen über den nassen Asphalt, vorbei an plattgetretenen Kaugummis und achtlos weggeworfenem Müll, während er sich um eine gleichmäßige Atmung bemüht.

Donner grollt über seinem Kopf und er fühlt die Elektrizität in der Luft, als könne er sie mit einem einfachen Fingerschnippen entladen.

Nichts von all dem, was ich jahrelang als meine Realität glaubte, ist die Wahrheit.

Er beißt die Zähne zusammen und sein Unterkiefer verkrampft sich merklich, während er weiter die Straße hinabjoggt.

Schmutziges Wasser spritzt auf seine Schuhe, wann immer er durch eine Regenpfütze springt.

Ich habe Feinde, von denen ich zuvor nicht einmal wusste.

Fähigkeiten, die ich für einfache Mythologie gehalten habe.

Ich wünschte, die Wahrheit wäre einfacher zu begreifen.

Tränen brennen in seinen Augen und trüben seine Sicht, bis sie vom eisigen Wind seine Wangen hinabgetrieben werden.

Er kommt sich vor wie ein riesiger Idiot; als hätte er sein Leben lang versucht, einen Kreis durch eine dreieckige Schablone zu quetschen- und erst jetzt gibt man ihm die passende Form.

Ich will all die Zeit zurück, die ich in ein Leben und eine Person investiert habe, die es gar nicht gibt.

Mit einem erschöpften Keuchen hält er inne und stützt seine Hände auf die Knie, die dunklen Haarsträhnen kleben in seinem verschwitzten Gesicht.

Ich will meine Familie zurück, die mir zu Unrecht enrissen wurde.

Mit einer zornigen Falte zwischen seinen Augenbrauen blickt er wieder voraus und setzt seinen Weg fort.

Seine Eltern waren vielleicht die Einzigen, die imstande gewesen wären, Jeon's wahre Herkunft von Beginn an zu erklären.

Dennoch hat er alles,was er nun über sich und die Welt weiß, dem wunderschönen Halbgott des Feuers zu verdanken.

Ohne dich hätte ich weiterhin diese simple Lüge gelebt, Vis.

Gewissermaßen ist der Sohn der Aphrodite zu seiner einzigen Wahrheit geworden.

Ein erschöpftes Lächeln schleicht sich auf seine spitzen Lippen, während er seine Schritte beschleunigt, von einer sonderbar neuen Energie angetrieben.

Der Himmel wird jedoch zunehmend düsterer und wirkt fast schwarz, als er das Polizeirevier des GPD erreicht hat und schwer atmend das Gebäude betritt.

Schon im Flur der Station hört er das aufgeregte Stimmengewirr und gedämpfte Knallen von Möbeln.

Jeon verlangsamt seine Schritte, bevor er sich den Schweiß von der Stirn wischt und die Treppen hinaufsteigt.

Was um alles in der Welt-

Fragend bleibt er stehen, sobald er den ersten Stock erreicht hat, wo sich ihre Büros befinden- oder zumindest das, was noch davon zu erkennen ist.