.𝕷𝖊𝖙'𝖘 𝖕𝖑𝖆𝖟.

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Vis

Vis liebt es, zu spielen.

Er weiß, wie die Menschen ticken und was sie wollen- genauso wie er weiß, wie er ihnen am besten vorspielen kann, dass er ihnen genau das geben kann, was sie aus tiefstem Herzen begehren.

Und jeder Mensch begehrt irgendetwas mehr als alles andere.

Aber er muss zugeben, Jeon hat an diesem Morgen recht unerwartet an seinem Spiel teilgenommen:

"Geh mit mir aus."

"Mit dir...ausgehen?", der Feuergott hatte ganz bewusst eine unentschlossene Miene aufgesetzt und seine Hand nachdenklich seinen messerscharfen Unterkiefer entlang fahren lassen.

Seine vorgespielte Skepsis hatte genau den Effekt in Jeon's Gesicht hervorgerufen, den er erzielen wollte:

Dieses Glänzen in seinen großen, braunen Augen; diese Röte auf seinen markanten, blassen Wangen... er war einfach unwiederstehlich.

Jeon's Gesicht ist wie ein offenes Buch, man liest jedes Wort darin wieder, das man ihm entgegen bringt und sieht jeden Gedanken, der ihm durch seinen kreativen Kopf streift.

Seine Gefühle schreiben sich schöner in diese sanften Gesichtszüge hinein als das beste Make-Up der Welt, er trägt sie mit einer Gewissheit, die ihm so gut steht wie keinem anderen.

"Ich...", Jeon hatte schnell zur Seite geblickt, doch seine Augen waren weit aufgerissen, "Ich dachte, du...nachdem wir...würdest du auch...", stammelte er und Vis stieß ein hohes Lachen aus, das er so gar nicht von sich kannte.

Der unschuldige Polizist macht ihm sein Spiel fast zu einfach- und doch; nur weil Vis gerne spielt, bedeutet das nicht, dass er es nicht ernst meint.

Er spielt mit allem, was er hat, und für Jeon ist er sogar bereit, eine Karte mit seinem eigenen Herzen darauf zu setzen.

Es ist ihm vielleicht nicht bewusst, aber sie halten einander in der Hand, und Jeon hat heute seine erste Karte gelegt.

Mit einem eleganten aber selbstsicheren Schritt nach vorn war Vis ihm näher gekommen und hatte Jeon's markantes Kinn in seine schmalen, ringbesetzten Finger genommen, damit er ihm wieder in die Augen blickte:

"Heute abend?", hatte er ihn mit seiner verführerisch tiefen Stimme gefragt.

Jeon's spitze Lippen hatten sich zu einem aufrichtig erfreuten Lächeln geformt, als er antwortete:

"Während oder nachdem wir mit deinem durchgeknallten Halbgott-Bruder fertig sind?"

Vis hatte nur abwägend mit dem Kopf genickt: "Beides.", und ihm einen flüchtigen Kuss auf seine hübschen Lippen gegeben, bevor er sein Büro auf der Polizeiwache in Gangnam verlassen hatte.

Es ist bereits später Abend, und der Feuergott sitzt an einen der Spieltische in dem Casino von seinem halbbruder Deimos, das sich 'Aether' nennt, was so viel bedeutet wie der 'Sitz des Lichts und der Götter.'

So wie Vis im 'Thirsty' für die Seelen seiner Gäste Verträge schließt, scheint es das Konzept von Deimos zu sein, mit ihnen um ihre Seelen zu spielen- in dieser Hinsicht muss er ihnen nichts für ihr Lebensplasma geben, wenn sie verlieren- und er gewinnt dafür alles.

Verdammt, er war schon immer so gefährlich intelligent.

Sein Casino befindet sich am Rande von Gangnam, wo die belebten Einkaufsstraßen ihr Ende finden und die graffitibeschmierten Tunnel beginnen, in denen sich seltsame Gestalten um brennende Mülleinmer tummeln und verlassene Parkhäuser besetzen.

𝐓𝐇𝐈𝐑𝐒𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt