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MAVOS

Kräftige Wellen zerbrechen an der Felswand auf der Insel der Chemeiren; Wasser spritzt in den dunklen Himmel und regnet zurück in das schwarze Meer.

Verkohlte Überreste von unzähligen Crawlern liegen verstreut auf der steinigen Küste; ihre leblosen Körper qualmen in der eiskalten Luft.

Der Sohn des Hades legt den Kopf in den Nacken und schließt seine Augen. Die Welt dreht sich um ihn herum, doch sein Mund verzieht sich zu einem erleichterten Lächeln.

Das sollte Nel und Deimos genug Vorsprung gegeben haben.

Blitze leuchten bedrohlich über der benachbarten Frühlingsinsel der Erinnyen. Mavos begreift- sie kommen von allen Seiten in den Tartaros.

Und ihre erste Priorität ist die Zerstörung von Kronos.

Kronos braucht jede Hilfe, die er kriegen kann.

Er atmet tief durch und wischt sich über die Stirn, auf welcher sich kleine Aschflecken verteilt haben wie schwarzer Sprühregen- als er plötzlich erstarrt.

Ein unbekannter Schmerz explodiert in seiner Brust.

Mavos schluckt schwer und hebt vorsichtig den Arm; seine Hand tastet entlang des Oberkörpers...

...bis er schließlich die Spitze des Speeres zu fassen bekommt, der aus seiner Brust herausragt.

Dieser Speer gehört zu einem Schild. Er ist unverkennbar eine von zwei Waffen der Zwillinge, die den Wagen des Ares führen.

"Ein so mächtiger Speer...", Mavos beißt fest die Zähne zusammen, "...in so feigen Händen.", er zieht zischend die Luft ein und kämpft gegen die Welle von Schmerzen an, die ihn hilflos zu überrollen droht.

Phobos' Atem streift sein rechtes Ohr: "Du hast mir keine Wahl gelassen, Sohn des Hades.", mit einem erbarmungslos kräftigen Ruck zieht er seinen Speer wieder aus Mavos' Brust, worauf dieser schmerzerfüllt aufstöhnt.

Seine Knie geben nach und fallen in den kalten Schnee. Er presst keuchend eine Hand auf die tiefe Wunde und kalkuliert seine Heilung:

"Du glaubst, einen Todesgott mit einem einfachen Speer besiegen zu können?", er stößt ungläubig die Luft aus:

"Ich hab's eindeutig mit dem weniger intelligenten Zwilling zu tun."

Phobos beugt sich zu ihm hinab, schwarze Haarsträhnen verdecken Teile seiner blutunterlaufenen Augen:

"Ich muss dich nicht besiegen, Mavos. Ich muss mir nur etwas Zeit verschaffen.", seine schmalen Augen wandern demonstrativ über die verbrannten Überreste seiner Crawler.

Mavos mustert ihn mit brennenden Augen: "Du richtest dich gegen die Götter, genau wie Kronos. Warum stellst du dich gegen uns? Was willst du?"

Der Kriegsgott hebt beide Augenbrauen: "Genau das, wofür ich geboren wurde. Chaos."

"Also kämpfst du für nichts.", schlussfolgert Mavos und schüttelt ungläubig mit dem Kopf: "Ganz gleich, wie es ausgehen wird- du kannst nur verlieren."

Phobos lacht amüsiert auf, während er gedankenverloren mit einer Hand über das glatte Material des Speers wandert:

"Ich kämpfe um des Kampfes Willen. Der Sieg ist längst mein.", er will sich gerade abwenden, doch dann fügt er hinzu:

"Sollte Kronos siegen, endet alles Göttliche- auch das, was dich noch davon abhält, in das Reich der Toten hinabzusteigen. In der Sekunde, in welcher die Horen die Arktos ankündigen, wird diese Wunde aufhören zu heilen. ", damit tritt Phobos ein paar Schritte zurück und verschwindet im Äther.

𝐓𝐇𝐈𝐑𝐒𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt