Die Sache mit der Musik

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Niall hält sein Versprechen. Er besucht Louis regelmäßig und bringt ihn sogar zu einem Therapeuten, damit er mit ihm über seinen Verlust reden kann. Zunächst hatte Louis sich mit allen Mitteln dagegen gesträubt. Ja, er hat sich sogar mal im Badezimmer eingeschlossen und ist die ganze Nacht nicht wieder rausgekommen, was zur Folge hatte, dass ich bei meiner verrückten Nachbarin Mrs Cheswick auf die Toiliette gehen musste, weil er so dermaßen stur war. "Du kannst ja in den Blumenkübel auf dem Balkon pinkeln.", hat er mir verbittert vorgeschlagen, während ich mir fast in die Hose gemacht habe. Letztendlich habe ich es dann aufgegeben und bin zu Mrs Cheswick rüber, die definitiv noch irgendwas anderes zu sich nimmt als die komischen Kräuter in ihrer Wohnung. Zumindest deutete der eklige Geruch es an. Am nächsten Morgen habe ich die Zigarettenschachtel auf dem Kaffeetisch entdeckt und mit wurde klar, dass er da drinnen die ganze Nacht ohne Nikotin verbracht hat. Also hab ich sie an mich genommen und gewartet bis er darum gebettelt hat, eine Rauchen zu gehen. Nachdem ich ihm versichert habe, dass er sie bekommt, sobald er das Badezimmer wieder verlässt und zur Therapie geht, ist er rausgekommen, hat sich die Zigaretten geschnappt und ist auf dem Balkon verschwunden. Und an unseren Deal hat er sich tatsächlich gehalten. Simon war überglücklich, als ich ihm einen Zwischenbericht gegeben hatte und wirkte sogar irgendwie erleichtert. "Reichst du mir die Butter?" Louis' Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
"Klar." Schnell reiche ich ihm die blaue Verpackung mit der Butter aus dem Discounter, ehe ich mich wieder meinem Brötchen widme. Kauend beobachte ich, wie Louis sich sein Brötchen schmiert und etwas Wurst drauf packt. Normalerweise essen wir nur gemeinsam zu Abend, doch seit ich meine Schicht im Café verschoben habe, um sicherzugehen, dass Louis auch wirklich zum Therapeuten geht, haben wir getauscht, sodass wir von nun an zusammen frühstücken. Kommen wir nun zum unangenehmen Teil. Dr Cooper - Louis' Therapeut - denkt, es sei eine gute Idee ihn auf Drogen zu testen. Nicht, dass ich irgendwas bemerkt hätte. Die einzigen Drogen, von denen ich weiß sind die Zigaretten, falls man es überhaupt dazu zählen möchte. Aber nachdem, was ich alles in den Medien gelesen habe, würde es mich zumindest nicht wundern, wenn er doch irgendwelche Drogen nimmt, um sich besser zu fühlen. Zögerlich hole ich den kleinen Plastikbecher hervor und stelle ihn auf den Tisch. Louis hört augenblicklich auf zu kauen und starrt auf den Becher, ehe er eine Augenbraue nach oben zieht und mich ansieht. "Dr. Cooper sagt, du machst Fortschritte.", beginne ich vorsichtig und falte meine Hände auf dem Tisch. "Und er sagt, dass du ihm eine Menge erzählt hast."

"Hat er..." Louis schluckt, doch als ich mit dem Kopf schüttle, atmet er erleichtert aus.

"Nein, er hat nichts gesagt. Das fällt unter seine ärztliche Schweigepflicht, aber er meint, dass es vielleicht besser wäre... Naja, du weißt schon...."

"Er denkt, ich nehme Drogen.", unterbricht er mein Gestammel und lässt das halbe Brötchen auf den Teller fallen. Leise flucht er vor sich hin. Er nennt Dr Cooper einen Bastard, was ich einfach unkommentiert stehen lasse. "Ist das sein scheiß Ernst? Seh ich aus, als ob ich Drogen nehme?"

"Soll ich diese Frage ehrlich beantworten?"

Verächtlich fängt er zu Schnauben an und verschränkt die Arme vor der Brust, bevor er sich in seinem Stuhl zurücklehnt. "Ich pinkel nicht in den verdammten Becher."

"Es ist doch nur ein Test. Wenn er negativ ausfällt, wird Dr. Cooper sich nicht weiter darum kümmern.", winke ich ab.

"Wenn? Denkst du auch, ich bin ein verfickter Drogenjunkie?"

"Okay, für jedes weitere Schimpfwort landet ab jetzt ein Pfund in dem Marmeladenglas hier." Ich greife nach dem leeren Marmeladenglas auf dem Tisch und gehe zum Waschbecken, um es zu säubern. So oft wie er hier flucht, kann ich es mir bald vielleicht doch leisten auf eine Universität zu gehen.

"Caitlyn, du hast die Frage nicht beantwortet.", drängelt er und dreht sich auf dem Stuhl zu mir um.

"Ich denke, dass du eine sehr schwere Zeit hattest.", entgegne ich ihm, ohne ihn anzusehen. Ob ich glaube, dass der Typ Drogen nimmt? Ich weiß es nicht. Aber es ihm so zu sagen, führt nur dazu, dass er sich wieder einsperrt oder mich ankeift und nie wieder mit mir redet.

All Over Again (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt