Intervention auf die Tommo-Art

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Als ich am nächsten Morgen wach werde, denke ich erst, ich liege auf einem Teppich, weil sich die Matratze irgendwie anders anfühlt als sonst. Doch als ich die Augen öffne und die blaue Farbe entdecke, realisiere ich, dass ich überhaupt nicht zu Hause bin. Und das hier ist auch kein Bett, in dem ich liege, sondern es ist ein Zelt. Es ist auch kein Teppich, sondern der Boden des Waldes. Augenblicklich kommen meine Erinnerungen an letzte Nacht zurück, die ich irgendwie im Schlaf verdrängt habe. Ich wünschte, das alles wäre nie passiert. Wäre ich doch bloß nie mit zum Campen gegangen. Immerhin ist es warm hier, wo ich liege. Moment. Irgendwas stimmt nicht. Ich will mich zur Seite drehen, aber irgendwas hindert mich daran. Vorsichtig schaue ich an mir runter und entdecke einen Arm, der sich um meinen Körper geschlungen hat. Erst beim Anblick der grauen Sweatshirtjacke wird mir klar, dass es Louis ist. Die Erinnerung daran, wie er in das Zelt gekrochen ist und wie wir uns angesehen haben, als er sich neben mich gelegt hat, prasselt auf mich ein. Automatisch bin ich hellwach. Ich will nicht sagen, dass es nicht schön ist, denn das ist es definitiv, aber mich packt das schlechte Gewissen, weil ich Grace so angefahren habe, obwohl mir genau dasselbe passiert wie ihr. Ich bin drauf und dran, mich in Louis Tomlinson zu verlieben, was ich absolut nicht sollte. Wenn Grace uns so sieht, dann wird sie mich ebenfalls zusammenfalten. Das hätte ich zumindest verdient. Ich schätze, ich sollte mich mal bei ihr entschuldigen. Während ich immer noch über Grace nachdenke, bewegt sich Louis neben mir. Sanft zieht er seinen Arm von mir weg und setzt sich auf. Erst dann setze ich mich ebenfalls auf, um mich kurz zu strecken. „Sorry.", murmelt Louis leise, nachdem er sich geräuspert hat und kratzt sich am Hinterkopf.
„Schon gut.", ist alles, was ich rausbekomme, ehe sich das Zelt öffnet und Harry seinen Kopf hineinsteckt. Kurz schaut er zwischen uns hin und her.
„Frühstück ist fertig.", sagt er und mustert uns verwundert. „Heute ist ein merkwürdiger Tag."
„Was du nicht sagst.", murmle ich leise und krieche aus dem Zelt. Allerdings bereue ich es sofort, denn draußen ist es so kalt, dass ich fürchte zu einem Eisklotz zu werden. Zitternd reibe ich mir mit den Händen über die Arme und geselle mich ans Feuer, vor dem Liam und Grace sitzen. Beide haben eine Decke über sich ausgebreitet. Grace vermeidet es, mich auch nur anzusehen. Als Louis aus dem Zelt kommt, schaut er zwischen Grace und mir hin und her. Einen Kommentar verkneift er sich. Zum Glück. „Hier" Niall reicht mir einen Pappteller mit einer Bratwurst und zwei Brotscheiben. Was ein Frühstück. Der einzige, der ausgeschlafen zu sein scheint ist Harry. Seine gute Laune ist fast schon nervig. Schweigend sitzen wir vor dem Feuer und essen unser Frühstück. Nicht mal Niall sagt irgendwas und der hat doch eigentlich immer etwas zu sagen. Irgendwann durchbricht Harry die Stille. „Okay, Leute. Ich wollte eigentlich nichts sagen, aber ihr seht alle aus, als wäre jemand gestorben."
Noch ist keiner gestorben. Kann sich aber noch ändern. „Ich meine, Louis und Caitlyn lagen zusammen in einem Zelt. Liam und Grace sitzen angekuschelt nebeneinander und als ich heute Morgen aufgewacht bin lag nicht Liam neben mir, sondern Niall. Ich fühle mich, als ob ich eine Serie schauen würde und eine ganze Staffel verpasst habe. Was ist passiert?"
Niemand von uns wagt es etwas zu sagen. Auch wenn Harry total verwirrt ist, ich habe keine Ahnung, was er jetzt von uns erwartet.
„So ist das also.", beginnt Grace schließlich murmelnd.
„Was?", fragt Niall mit gerunzelter Stirn.
„Ich werde angekackt, wenn ich Liam küsse. Aber Caitlyn darf neben Louis im Zelt schlafen."
Wie bitte?!
„Du hast Liam geküsst?", fragen Harry und Niall gleichzeitig und klingen dabei völlig entsetzt. Fast genauso wie ich letzte Nacht, als ich die beiden erwischt habe.
„Du hast dich doch mit Liam in das Zelt gelegt!", protestiere ich. „Wo sollte Louis denn schlafen? Auf dem Waldboden?!"
„Du und Louis habt euch ein Zelt geteilt?", fragt Harry an mich gewandt.
„Das ist ja unglaublich!", meint Niall gespielt schockiert und erntet einen finsteren Blick von mir.
„Tu doch nicht so unschuldig. Du wolltest das doch, deshalb hast du dich zu Harry gelegt."
„Schuldig. Aber auch nur, weil ich es schräg gefunden hätte neben dir aufzuwachen.", entgegnet Niall mir und beißt in seine Wurst.
„Lügner.", murmelt Louis und holt seine Zigaretten raus.
„Ich glaube, ich habe echt ne Menge verpasst.", sagt Harry mehr zu sich selbst als zu uns.
„Es war ein Kuss! Und du drehst direkt durch!", keift Grace mich an.
„Es tut mir leid!", rufe ich ihr zu und sorge dafür, dass mich alle ansehen. „Ich wollte nur nicht, dass du von einem Popstar verletzt wirst, okay? Außerdem hat es mich verletzt, dass du es mir nicht erzählt hast! Beste Freundinnen verschweigen sich nichts."
„Beste Freundinnen freuen sich auch für die andere, wenn sie verliebt ist."
„Du bist verliebt?", fragt Liam und schaut Grace an, die augenblicklich rot wird. Warnend ziehe ich eine Augenbraue nach oben und blicke den Braunäugigen Typen an, der zwischen uns allen hin und her sieht. „Ich meine, ich find das toll. Ich... Ist nicht der beste Zeitpunkt, dieses Gespräch zu führen." Schon verstummt er und blickt zu Boden.
„Ich freu mich doch für dich!", wende ich mich wieder an Grace, die trotzig die Arme vor der Hand verschränkt hat. Irgendwie sieht sie aus wie Ryan aus Highschool Musical, als Sharpay dieses grässliche Lied singt, um Troy zu beeindrucken.
„Das sah nicht danach aus.", entgegnet Grace mir traurig.
„Ich weiß. Und das tut mir leid. Mehr als mich entschuldigen kann ich aber nicht, Grace."
Doch Grace schweigt und sieht mich nicht einmal mehr an. Dann eben nicht. Enttäuscht lege ich Niall meinen Teller in den Schoß und stehe auf.
„Lass uns die Mädels mitnehmen, Harry. Das wird total lustig.", ahmt Harry Niall nach und sieht ihn vorwurfsvoll an. „Blödsinn. Das macht überhaupt keinen Spaß."
Niall hebt entschuldigend die Arme. Konnte ja keiner ahnen, dass der Ausflug gleich so endet.

All Over Again (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt