Auch als wir das Gebäude verlassen haben, in dem Simon Cowell arbeitet, wollen die Jungs uns nicht sagen, was sie genau mit ihm besprochen haben. Es ist und bleibt wohl vorerst ein Geheimnis. Mir kommt es so vor, als ob ich sogar noch neugieriger bin als Grace. Und das soll was heißen. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass sie nur noch Augen für Liam hat. Klar, er sieht wirklich unfassbar gut aus, aber in meinem Hirn hat sich Payne-Train so stark eingebrannt, dass ich ihn wahrscheinlich nie mehr anders sehen werden als als den Mann, der beim Ballermann alles gegeben hat, was nur geht.
Weil wir ohnehin in der Stadt waren, haben wir uns in ein Bistro in der Borough High Street gesetzt, um gemeinsam zu Mittag zu essen. Dort habe ich den anderen direkt mal den Scheck gezeigt, den Niall gerade ins Licht hält und kritisch begutachtet. „Der ist echt."
„Natürlich ist der echt, du Pappnase.", meint Harry augenrollend und reißt ihm das Stück Papier aus der Hand, um es sich selbst anzusehen. „Simon macht keine halbe Sachen." Er reicht den Scheck weiter an Liam, der gegenüber von ihm sitzt.
„Das ist ne Menge Kohle.", gibt er von sich und kratzt sich am Kinn.
„Ja, wenn man bedenkt, dass der Typ eigentlich ein Geizhals ist.", meint Niall abwertend und saugt schlürfend an seinem Strohhalm.
„Wirst du ihn einlösen?", fragt nun Grace, die plötzlich selbst den Scheck in der Hand hält. Jetzt hat ihn wohl wirklich jeder einmal in der Hand gehabt. Während ich ihr den Scheck aus der Hand nehme, zucke ich mit den Schultern.
„Ich weiß nicht. Irgendwie fühlt es sich nicht richtig an."
„Nicht richtig?", fragt Niall entgeistert. „Du bist dank ihm stadtbekannt und wurdest von ihm angelogen. Er hätte dir mindestens 50.000 Pfund geben müssen."
„Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich mit euch abgeben muss, was?", entgegne ich ihm frech und lasse den Scheck in meiner Tasche verschwinden.
„Meine Rede.", sagt Niall, was mich die Augen verdrehen lässt. Den Wink hat er offensichtlich nicht verstanden.
„Gott wird schon eine gerechte Strafe für Simon parat haben.", wirft Harry ein und greift nach der Getränkekarte.
„Der lässt sich damit aber ordentlich Zeit.", murmelt Liam leise vor sich hin. Als Louis vom Rauchen zurück kommt, mache ich ihm den Stuhl neben mir frei, indem ich meine Jacke über meinen eigenen Stuhl hänge. Sofort kommt mir der Zigarettengeruch in die Nase, den ich sonst eigentlich immer verabscheut habe. Doch wenn er sich mit Louis' Aftershave vermischt, ist es eigentlich gar nicht mehr so eklig. Gott, habe ich das gerade wirklich gedacht? „Was hab ich verpasst?", fragt Louis und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
„Ach mein Scheck hat nur eine Ehrenrunde gedreht, nichts weiter."
„Caitlyn, darf ich dir einen Rat geben?", fragt Niall und sieht zu mir rüber.
„Deine Ratschläge sind zwar miserabel, aber leg los." Ich greife nach meinem Getränk und nippe an dem Strohhalm, während Niall anfängt zu reden.
„Simon hat dir einen Scheck über 15.000 Pfund ausgestellt."
„Ja, ich weiß. Ich war dabei."
„Mach dir einen schönen Urlaub auf seine Kosten. Irgendwo auf Hawaii oder in der Karibik."
„Oder die Malediven.", fügt Harry hinzu.
„Ich glaube, mit dem Scheck kann sie mehr als nur einmal Urlaub machen.", wirft Liam ein und verdreht die Augen. „Und das für die nächsten zehn Jahre."
„Ich will damit nur sagen, dass sie ihn einlösen soll."
„Leute, vielleicht will sie nicht auf die Malediven.", meldet sich Louis zu Wort und schaut in die Speisekarte, als wäre es ein spannendes Buch.
„Sie kann ja auch ein anderes Reiseziel wählen.", entgegnete ihm Niall.
„Das wollte ich damit nicht sagen."
Vorsichtig schaue ich zu Louis und muss lächeln. Weil er mich, obwohl ich ihm nicht gesagt habe, warum ich das Geld von Simon haben wollte, auch ganz ohne Worte versteht.
„Was denn dann?"
„Frag doch mal, Caitlyn, was sie will." Sofort richten sich alle Augenpaare auf mich, was mich urplötzlich total nervös macht.
„Gibt es irgendwas, was du gern mal tun würdest?", fragt Liam mich und sieht dabei irgendwie so aus wie ein Teddy, den man am liebsten knuddeln würde. Kein Wunder, dass Grace ihn so toll findet.
„Es gibt da schon etwas...", beginne ich, doch als ich nicht weiter spreche, wird Niall total ungeduldig.
„Spuck's aus."
„Ich würd gern dich anspucken. Geht das?", frage ich säuerlich, doch ehe Niall was darauf erwidern kann, kommt Louis uns zuvor.
„Ich denke nicht, dass sie verpflichtet ist, dir auch nur irgendwas zu erzählen. Und jetzt lasst uns endlich etwas zu essen bestellen. Ich bin am verhungern." Louis hebt den Arm und winkt einen Kellner zu sich. Dankbar für die Unterbrechung, seufze ich erleichtert aus. Keine Ahnung, woher er weiß, wann er eingreifen muss, aber direkt allen zu erzählen, dass ich nach Oxford will, spare ich mir lieber für einen anderen Tag auf. Bisher weiß ich ja nicht einmal, ob ich den Scheck einlösen will. Nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hat, verfalle ich in ein nachdenkliches Schweigen. Niall blickt mich kurz an, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Mit meinen Lippen forme ich still das Wort Oxford , was Niall zur Kenntnis nimmt. Wissend blickt er mich an. Seine Gesichtszüge werden weicher, dann lächelt er. Ein Zeichen, dass er verstanden hat. Dass er sich an unser Gespräch in Louis' Schlafzimmer erinnert. Während die anderen sich angeregt unterhalten, merke ich, dass mein Traum eigentlich zum Greifen nah ist. Ich könnte den Scheck einlösen und mich sofort bewerben, ohne mir Gedanken zu machen, wie ich es finanziell hinkriegen würde. Doch meine Gedanken schweifen immer wieder zu den Jungs. Eigentlich sollten sie das Geld kriegen als Entschädigung für das, was ihnen angetan wurde. Das und noch so viel mehr, das Simon ihnen aber sicher nie geben würde. Unter dem Tisch spüre ich, wie jemand nach meiner Hand greift und sie liebevoll drückt. Ich schaue nach links zu Louis, der mich kurz anlächelt. Sanft lächle ich zurück und hoffe innerlich, dass er nicht so schnell wieder loslässt. Ich brauche das gerade. Ich brauche jemanden, der mich unterstützt und für mich da ist. Ich brauche die Jungs. Und insgeheim wusste ich das schon eine ganze Weile.
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All Over Again (Teil 1)
FanfictionOne Direction - einst die bekannteste Boyband der Welt. Doch nur ein paar Monate nachdem Zayn Malik die Band verlassen hat, traf der Albtraum jedes Fans ein. Herzen von Millionen von Fans wurden gebrochen, Tränen waren geflossen. Medien berichteten...