Es gibt kein Heilmittel für Neugier

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„Seid ihr denn gar nicht neugierig?", frage ich die Jungs, während wir in Louis' Wohnzimmer sitzen und uns den Kuchen gönnen, den Grace mitgebracht hat. Da wir alle Louis bei der Beseitigung seines Müllproblems geholfen haben, hat er uns alle eingeladen, den Tag bei ihm zu verbringen. Und wie ich nunmal bin, kann ich es nicht lassen, ihn und die anderen wegen Simon auszufragen. Meine Neugier ist einfach viel zu groß, was dieser Typ den Jungs wohl sagen würde. „Wenn du mich fragst, hat Simon es gar nicht verdient, dass wir ihm zuhören. Uns hat er jahrelang nicht angehört.", entgegnet mir Niall und leckt sich einen Schokoladenfinger nach dem anderen.
„Aber wollt ihr denn nicht wissen, was er zu sagen hat?", bohre ich weiter nach.
„Wird nichts Weltbewegendes sein, schätz ich.", meint auch Louis und legt seinen leeren Teller auf den Couchtisch, ehe er sich auf dem Sofa zurücklehnt und sich den vollen Bauch hält.
„Vielleicht will er sich entschuldigen.", wirft Grace achselzuckend ein.
„Ja und vielleicht besteht diese Welt aus rosa Zuckerwatte und Einhörnern und eigentlich haben wir uns alle total lieb." Niall klimpert übertrieben mit den Wimpern, bevor er wieder einen ernsten Gesichtsausdruck bereit hält. „Werd erwachsen, Grace."
Meine Freundin zieht eine finstere Miene. „Kaum zu glauben, dass alle dich immer für den Süßen gehalten haben."
Überrascht hört Niall auf zu essen, während Harry in ein schallendes Gelächter ausbricht. Sofort wirft Niall ihm einen bösen Blick zu.

„Landest du nicht in der Hölle, wenn du einen Freund auslachst?"

„Ich glaube nicht an die Hölle, mein Freund. Ich glaube an einen gerechten Gott und ich wette selbst er lacht sich gerade kaputt."

Kopfschüttelnd lege ich meinen Teller neben mich auf den Boden. „Können wir zurück zum Thema kommen?"

„Was willst du denn von uns hören?", fragt Liam und runzelt verwirrt die Stirn, als Harry versucht Niall den Kuchen wegzunehmen, um ihn zu ärgern. Genervt verdreht er die Augen und blickt dann wieder zu mir. „Simon hatte seine Chance vor Jahren. Jetzt ist es zu spät."

„Ihr müsst seine Entschuldigung ja nicht annehmen.", gebe ich zurück und beobachte aus dem Augenwinkel, wie Niall Harry mit einem Kissen verkloppt. „Aber an eurer Stelle würde ich gerne wissen wollen, warum er nie was unternommen hat."

„Es würde doch ohnehin nichts ändern.", sagt Louis und stellt die Teller außer Reichweite, weil er vermutlich fürchtet, dass die beiden Rotzlöffel irgendwas umwerfen.

„Aber ihr wärt wenigstens nicht völlig ahnungslos."

„Caitlyn hat recht.", meldet sich Grace zu Wort. „Es geht nicht darum, ihm zu vergeben oder so nen Scheiß. Die Ungewissheit würde lediglich beseitigt werden."

Liam und Louis starren Grace mit offenem Mund an.

„Was?", fragt Grace verwundert.

„Wir haben dich noch nie Scheiße sagen hören. Das ist neu.", erklärt Louis und erntet ein Augenrollen.

„Sie ist nicht so unschuldig wie sie aussieht.", werfe ich ein und stöhne genervt auf, als mich ein Kissen am Kopf trifft. Das war's. „Jetzt reicht es aber. Wie alt seid ihr? Fünf?" Meine Hand greift nach dem Kissen und pfeffert es direkt in Nialls Gesicht, was Harry zum Lachen bringt. „Und du hör auf zu lachen, Jesus. Oder du bekommst auch was ins Gesicht." Sofort hält Löckchen die Klappe. Geht doch.

„Mal ganz davon abgesehen, dass du mir mit Gewalt drohst", beginnt Harry, da fällt Niall ihm ins Wort.

„Und du Gewalt an mir angewandt hast"

„Denke ich, dass Grace vielleicht recht haben könnte."

Grace quietscht vor Freude auf. Sofort sehen wir sie alle an. „Entschuldigt, aber Harry Styles gibt mir recht! Wie krass ist das denn?"

„Ganz ruhig.", sage ich und streiche ihr sanft über den Kopf, ehe ich mich wieder an Harry wende.

„Simon hat es nicht verdient. Aber wir haben es.", fährt Harry dann langsam fort. „Wir haben ein Recht zu erfahren, wieso er uns so in den Rücken gefallen ist. Vielleicht wird uns die Antwort nicht gefallen, aber vielleicht muss sie das auch nicht."

„Wo kommt denn der Sinneswandel jetzt plötzlich her?", fragt Niall und beäugt Harry kritisch von der Seite.

„Ich habe mich sehr lange mit Maddie unterhalten."

Schon verdreht Niall die Augen. „Und schon hab ich die Antwort darauf. Danke. Mehr wollte ich nicht wissen."

„Halt doch einmal die Klappe und hör zu.", wende ich mich an Niall und werfe ihm einen finsteren Blick zu.

„Maddie ist der Ansicht, dass er sich geändert hat.", macht Harry unbeirrt weiter. „Keine Ahnung, ob es stimmt. Es ist mir auch egal. Aber ich weiß ganz sicher, dass wir nur dann Frieden finden werden, wenn wir ihm sagen, was wir denken. Maddie meint, wir könnten ihm endlich sagen, was wir über ihn denken. Ihm sagen, wie wir uns gefühlt haben, als er uns im Stich gelassen hat. Es ist eine einmalige Chance. Ich weiß nicht, ob es uns danach besser gehen wird. Aber möglich ist es."

„Amen.", ruft Grace und hebt die Arme. Ist es nötig zu erwähnen, dass sie alle mal wieder anstarren. Langsam lässt sie die Arme wieder sinken. „Sorry."
Mir entgeht nicht, dass Liam offensichtlich schmunzelt. Auch wenn du deinen Mund versuchst mit deiner Hand zu verdecken, ich kann es dennoch sehen, Payne-Train. Und ich behalte dich im Auge.

„Was denkt ihr?", fragt Liam, nachdem er sich geräuspert hat.

„Ich hab eigentlich gesagt, dass ich den Pisser nie mehr wiedersehen will, aber... Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee.", kommentiert Louis das ganze.

„Ein einziges Treffen?", fragt Niall in die Runde. Alle scheinen sich mit ihren Blicken auszutauschen. Es ist schräg, aber ich verstehe jetzt, was Grace meint. Zwischen diesen Jungs herrscht irgendeine Art von Verbindung, die man mit bloßem Auge zwar nicht erkennen kann, aber jetzt gerade in diesem Moment sehe ich sie doch. Ich spüre sie. Es ist irre und gleichzeitig total merkwürdig. Als würden sie ihre Gedanken telepathisch austauschen. Seltsam.

„Na schön.", sagt Liam und sieht zu Harry. „Hast du die Nummer von dieser Maddie?"

„Ja." Harry holt sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts und tippt darauf rum.

„War zu erwarten.", murmelt Niall leise vor sich hin.

„Noch ein Wort und ich erzähl Caitlyn und Grace, was wirklich passiert ist, als du Justin Bieber das erste mal getroffen hast." Harry hält sich das Handy ans Ohr und würdigt Niall keines Blickes, der vollkommen bleich geworden ist.

„Das wagst du nicht."

„Was ist denn passiert?", frage ich neugierig, doch Niall sieht Harry so flehend an, dass die anderen Jungs sich nur schwer das Lachen verkneifen können.

„Nichts ist passiert.", antwortet Niall grummelnd. „Du weißt, dass das nicht meine Schuld war."

„Hat er was verbrochen?", frage ich die anderen Jungs, doch die schütteln nur grinsend den Kopf. Was auch immer es ist, es muss eine heiße Story sein, denn Niall wird so rot wie eine Tomate.

„Hey, Maddie. Hier ist Harry. Harry Styles."

Was ist er? James Bond? Wie auch immer es jetzt weiter gehen wird, es ist sowas von klar, dass ich mit zu dem Treffen gehe. Immerhin will ich dabei sein, wenn die Jungs Simon Cowell zur Schnecke machen. Aufgepasst, Simon Cowell, die Abrechnung kommt meist schneller als man denkt.

All Over Again (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt