Zukunftspläne

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Die Tatsache, dass ich bald in Oxford sein werde, macht mir Angst. Es ist ein ganz neuer Lebensabschnitt für mich. Ich bin 23 Jahre alt und fange jetzt erst mein Studium an, aber das ist völlig egal. Sagen meine Freunde zumindest. Das einzige, was mir jetzt noch fehlt ist eine Wohnung, weshalb ich mit Louis auf seinem Bett liege und das Internet durchforste. „Die sind alle viel zu teuer.", sage ich seufzend und klicke auf die nächste Stellenanzeige.
„Du hast doch das Geld von Simon. Reicht das nicht?", fragt Louis und tippt eine Nachricht in sein Handy.

„Doch, aber ich brauche dennoch keine Wohnung, die mehr kostet als ein Haus."

„Dann geh in so ein Wohnheim."

„Machst du Witze?", frage ich entgeistert. „Ich teile mir doch kein Bad mit zehn anderen Mädchen."

„Du Diva." Louis grinst und legt sein Handy auf den Nachttisch rechts von ihm. „Gib mal her." Er nimmt mir den Laptop aus der Hand und legt ihn auf seinem Schoß ab, während er nach weiteren Wohnungen schaut.
„Das ist doch nervig. Ich weiß, ich wollte nach Oxford, aber hätte ich gewusst, wie viel Arbeit ich noch machen muss, hätte ich mich da nie beworben." Ich schnappe mir ein Kissen, presse es auf mein Gesicht und stöhne rein, um mich abzureagieren.
„So klingst du also, wenn du stöhnst.", scherzt Louis, wofür er einen Schlag auf den Arm von mir kassiert.
„Sehr lustig, du Witzbold. Mach nur weiter so, dann zieh ich morgen schon nach Oxford."

„Soll das eine Drohung sein?"

„Möglich."

„Das ist nicht nett."

„Du kamst doch bisher auch ohne mich zurecht."

„Aber jetzt nicht mehr."

Stille erfüllt den Raum. Louis dreht seinen Kopf zu mir und sieht mich an. Zunächst bin ich etwas überrascht und weiß nicht, was ich sagen soll, doch dann setze ich mich auf, beuge mich vor und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. „Heißt das, du kannst ohne mich nicht mehr leben?", frage ich lächelnd.
„Genau so ist es.", meint Louis und legt den Kopf schief. „Weißt du... Seit du in meinem Leben bist, geht es mir so viel besser. Ich werde dich echt vermissen. Auch wenn Oxford nur etwa 100 Kilometer entfernt ist, aber trotzdem. Ich kann nicht mal eben spontan vorbeikommen. Und wenn ich dich küssen will, muss ich bis zum Wochenende warten, weil du in der Woche zu beschäftigt sein wirst."

„Und was ist mit dir Popstar?", frage ich und ziehe eine Augenbraue nach oben. „Ihr gebt ein Konzert in weniger als drei Wochen. Und danach wirst du sicher auch kaum Zeit haben."

„Denkst du, wir werden beide zu beschäftigt sein, um uns regelmäßig zu sehen?"

Darüber habe ich bisher tatsächlich nicht nachgedacht. Unsicher zucke ich mit den Schultern. Louis dreht sich so, dass er mir zugewandt ist. „Caitlyn, das wird nicht passieren. Ja, du gehst studieren und was nach dem Konzert ist, weiß ich noch nicht. Aber ich liebe dich. Und deshalb werden wir einen Weg finden, mit alldem umzugehen."

Mit offenem Mund starre ich ihn an. „Sag das nochmal.", sage ich leise und schaue meinen Freund an. Es ist das erste Mal, dass er diese Worte benutzt. Es fielen die Wörter verknallt sein oder verliebt, aber nie die drei Worte, die er mir so eben beiläufig mitgeteilt hat. Louis runzelt irritiert die Stirn bis ihm auffällt, was ich meine. Er legt seine Hand an meine Wange und streichelt sie sanft, während er mir tief in die Augen schaut. „Ich liebe dich.", sagt er nochmal, diesmal etwas ernster und in diesem Moment weiß ich, dass wir es schaffen werden. Egal, ob er ein Star ist und ich nach Oxford gehe, wir werden das hinkriegen. „Ich liebe dich auch.", erwidere ich. Es ist fast nur ein Flüstern, aber Louis hört meine Worte trotzdem. Mit der Hand, die noch immer an meiner Wange liegt, zieht er mich näher an sich bis er mich küsst. Seine Lippen bewegen sich langsam mit meinen. Im nächsten Moment werden wir leidenschaftlicher und es ist, als würden alle meine Gefühle völlig verrückt spielen. Louis schiebt den Laptop von seinem Schoß, ehe er mich an sich zieht. Meine Hände vergraben sich in seinen Haaren, während seine Hände an meinem Körper entlang wandern. Als plötzlich etwas krachend zu Boden fällt, fahren wir auseinander. Sofort sehen wir beide uns um und entdecken den Laptop auf dem Parkettboden. „Ohw, mein Laptop.", sage ich und schmolle.
„Ich kauf dir einen neuen.", meint Louis grinsend, was mich zum Lachen bringt.
„Dann aber einen besseren."
„Halt den Mund und küss mich.", entgegnet er mir grinsend und kommt meinem Gesicht wieder näher. Kichernd erwidere ich den Kuss und mache da weiter, wo wir gerade aufgehört haben. Meine Gedanken schalten sich vollkommen aus, während wir uns lieben. Gott, ich liebe ihn wirklich.

~

„Was ist mit deinem Laptop passiert?", fragt Grace schockiert und betrachtet die Reparatur an meinem kleinen alten Laptop. Und mit Reparatur meine ich, dass ich es provisorisch mit Paketband zusammengeklebt habe. Im Grunde funktioniert er noch. Nur der Bildschirm sitzt nicht richtig dran. „Oh, der ist runtergefallen.", antworte ich und reiche Grace eine Tasse Tee.
„Auf einen Stein?"

„Auf Parkettboden.", entgegne ich unschuldig und nehme einen Schluck aus meiner eigenen Tasse.

„Du hast Laminatboden."

„War ja auch nicht bei mir."

„Sondern?" Schweigend nehme ich einen weiteren Schluck und sehe meine Freundin wissend an. „Bei Louis? Wieso hattest du deinen Laptop da?"

„Weil wir uns Wohnungen angesehen haben. In Oxford. Und dann ist das Ding versehentlich vom Bett gefallen."

„Vom Bett?" Auf einmal klingelt es bei Grace und sie spuckt fast den Inhalt ihrer Tasse auf meinen Teppich. „Oh mein Gott. Was genau habt ihr da im Bett gemacht?"

„Dasselbe, was du und Liam auf dem Boot gemacht habt.", entgegne ich ihr und kneife die Augen zusammen, als Grace anfängt zu quietschen. Stellt sie neben ein Quietscheentchen, niemand bemerkt den Unterschied. „Grace, mein Trommelfell!"

„Entschuldige, aber das ist total krass. Wie war es? War er sanft? Hart? Schnell? Langsam?"

„Grace!"

„Entschuldigung." Grace presst die Lippen aufeinander und faltet die Hände in ihrem Schoß.

„Du wolltest mir auch nichts erzählen. Also werde ich es auch nicht machen.", sage ich und setze mich auf das Sofa neben Grace. „Aber er war gut."

„Das ist die Hauptsache.", kichert Grace. „Wie kam es dazu?"

„Naja, wir haben über unsere Zukunft gesprochen und auf einmal sagt er diese drei magischen Worte und irgendwie hatten wir dann Koitus."

„Bitte benutz dieses Wort nicht." Grace stöhnt genervt auf.

„Entschuldige." Ich stelle meine Tasse auf den kleinen Couchtisch. „Heute Morgen hat er mir sogar Frühstück gemacht."

„Das ist ja so süß.", meint Grace lächelnd und seufzt theatralisch auf. „Ist unser Leben nicht perfekt? Wir beide sind mit super tollen Kerlen zusammen, One Direction feiert ein Comeback."

„Ja, aber was ist danach?", frage ich und ernte einen verwirrten Blick.

„Was meinst du?"

„Naja, sie haben bald dieses Konzert und dann? Was wenn sie auf Tour gehen? Was wenn sie ein Album produzieren? Hast du mit Liam mal darüber gesprochen?"

„Noch nicht, ehrlich gesagt." Grace sieht nachdenklich zu Boden.

„Louis sagt zwar, dass wir das hinkriegen, aber was wenn nicht? Was wenn das alles zum Scheitern verurteilt ist?"

„Was wenn du einfach nur durchdrehst?", entgegnet Grace mir und bringt mich zum Schweigen, ehe sie sich mir ganz zuwendet. „Da spricht die Angst aus dir. Klar wird das alles nicht einfach. Aber er liebt dich. Und Liam liebt mich. Möglicherweise denkst du, dass ich nicht realistisch denke, aber ich genieße das Hier und Jetzt. Und das solltest du auch. Niemand weiß, was in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten passiert. Aber im Moment hast du einen Freund, der dir gerade gesagt hat, dass er dich liebt. Gib eurer Beziehung eine Chance und wer weiß, vielleicht wirst du überrascht."

„Du hast recht." Ich atme tief durch und sehe meine beste Freundin an. „Es macht keinen Sinn, sich verrückt zu machen. Danke. Dass du hier bist."

„Immer." Grace lächelt und zieht mich in eine Umarmung. Als sie sich wieder von mir löst, reibt sie die Hände aneinander und schnappt sich meinen defekten Laptop. „Also, sehen wir uns mal an, was es für schicke Wohnungen in Oxford gibt."

All Over Again (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt