Ich kann nicht mehr.
Ich kann einfach nicht mehr.Ich kann keine Menschen mehr sehen, die begeistert auf uns zukommen um ihre Glückwünsche auszusprechen. Uns - dem ach so glücklichen Brautpaar.
Ich kann kein Essen mehr sehen, dass üppig auf dem weitläufigen Buffet verteilt liegt. Wenn ich nur daran denke, verdreht sich mein Magen und mir wird schlecht. Der aufdringliche Geruch von Fisch und Bratkartoffeln liegt in der Luft. Fragt mich nicht, wer die grandiose Idee hatte Bratkartoffeln auf einer Hochzeit zu servieren.
Ich kann keine Musik mehr hören, die mir in den Ohren dröhnt, auch wenn sie noch so leise abgespielt wird. Meine Kopfschmerzen sind inzwischen unerträglich.
Ich kann den Gedanken an meine Schwestern nicht ertragen, die entgegen aller Erwartungen nicht zum Fest aufgetaucht sind. Ich habe eindeutig zu viele Sorgen an meinem Hochzeitstag; Das wünscht sich doch jede Braut. Nicht.
Und der wichtigste Punkt:
Ich kann meinen Arschloch-Bruder Quentin einfach nicht mehr sehen. Mir reicht es! Er stolziert hier durch die Menge, wie der König höchstpersönlich.Wer es noch nicht begriffen hat. Mir geht es gerade dreckig.
Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding und vor meinen Augen dreht sich alles. Die grelle Beleuchtung ist auch nicht wirklich Förderlich für den Zustand meines Kopfes. Es fühlt sich an, als würde dieser gleich explodieren. Kein schönes Gefühl.
Als mir erneut schwindelig wird, habe ich keine andere Wahl, als mich gegen Fynn zu lehnen. Besagter hat immer noch seinen Arm um meine Schulter geschlungen und schaut mich nun verwundert an. Doch ich bin zu konzentriert darauf nicht umzukippen, als dass ich seinen Blick wahrnehme. Verzweifelt schließe ich meine Augen und massiere mit den Fingern meine Schläfe. Was eine Überraschung, es hilft nichts.
„Geht es dir gut?", flüstert Fynn mir fragend ins Ohr und beugt sich leicht zu mir herunter.
„Sehe ich so aus, als würde es mir gut gehen?", erwidere ich zickig und verdrehe aus Reflex die Augen. Das hätte ich wohl lieber nicht tun sollen. Sofort explodieren Sterne vor meinem inneren Auge und die Sicht verschwimmt. Ich schwanke und kann mich gerade noch an dem Schwarzhaarigen festhalten: „Scheiße!", zische ich und fahre mir genervt durch meine blonden Haare, die zu einer kunstvollen Flechtfrisur zusammengeflochten wurden.
„Fuck, Lilli", gibt Fynn entsetzt von sich und stützt mich blitzschnell. Wäre mir nicht kotzübel, hätte ich mich wohl darüber aufgeregt, dass er wie selbstverständlich meinen Spitznamen benutzt. Aber gerade habe ich andere Probleme.
„Na komm, wir gehen", weist Fynn mich an und schiebt mich sanft in Richtung Ausgang. Ich widerspreche nicht und folge ihm widerstandslos, ich bin froh hier endlich wegzukommen.
Wir verlassen den Veranstaltungssaal und dann auch die Villa. Gemeinsam überqueren wir den breiten Hof und steuern auf die Gästebungalows zu. Die Bungalows sind klein, aber fein. Dort gibt es keinen überschwänglichen Luxus, aber für ein paar Nächte reicht es. Hier wurden Fynn und seine Leute wohl einquartiert.
Arm in Arm kommen wir vor dem größten unserer Gästequartiere zum stehen. Fynn angelt den Schlüssel aus seiner Anzugtasche und öffnet dann die dunkelbraune Eingangstür. Ich nehme alles nur noch verschwommen war, ich befinde mich in einer Art Tunnel. So schlecht war mir schon lange nicht mehr.
Wir treten in das innere des kleinen Hauses und Fynn schaltet das Licht ein.
„Bekommst du deine Schuhe alleine aus?", wendet der junge Mann sich fragend an mich und beginnt seine schwarzen Lederschuhe aufzuschnüren. Die müssen ein Vermögen gekostet haben.
Nickend setze ich mich auf den kleinen Hocker neben der Garderobe und mache mich an meinen weißen Absatzschuhen zu schaffen. Ich öffne mit zittrigen Händen die feinen Riemchen und schlüpfe dann mit einem erleichternden Seufzen aus den Schuhe. Es fühlt sich gut an, als meine nackten Füße das kühle Parkett berühren. So ein Tag in High Heels ist ganz schön anstrengend und für die Füße eine wahre Qual.
Ich stehe vorsichtig auf und merke, dass der Schwindel tatsächlich nachgelassen hat. Das Fehlen der lauten Stimmen, der Musik und dem penetranten Essensgeruch tut gut.
Ohne Fynn weitere Beachtung zu schenken laufe ich an ihm vorbei in das geräumige Schlafzimmer. Ich öffne ungefragt die Schränke auf der Suche nach meinen Klamotten. Irgendjemand muss doch ein paar Anziehsachen für mich vorbeigebracht haben, denn ich habe nicht vor die Nacht im Hochzeitskleid zu schlafen.
„Was suchst du?"
„Eine Jogginghose", antworte ich wenig freundlich und werfe Fynn, der jetzt im Türrahmen steht, einen genervten Blick zu. Da wir jetzt unter uns sind, sehe ich keinen Grund für falsche Nettigkeit. Er hat damals scheiße gebaut und das ist nichts, was man einfach Mal so verzeihen kann.
„Du hast keinen Grund von mir genervt zu sein. Du solltest mir eher dankbar sein!", meint er jetzt auch weniger freundlich.
„Dankbar?! Für was? Dafür, dass du mir mein Leben weggenommen hast? Oder doch für den Tod meiner besten Freundin?", fahre ich ihn sauer an und wühle aufgebracht im Kleiderschrank.
„Du kannst froh sein, dass ich dich geheiratet habe", gibt er sauer von sich, „Dafür solltest du dankbar sein. Oder hättest du lieber jemanden wie Díaz geheiratet?"
„Ich hätte jeden anderen lieber geheiratet, als dich!", rufe ich ihm verzweifelt entgegen. Als ich endlich meine geliebte schwarze Jogginghose im Schrank sehe, greife ich schnell danach und verschwinde im Badezimmer.
„Lillian!", höre ich Fynn mir noch sauer hinterher schreien.
Shit. So war das nicht geplant. Vollkommen überfordert schäle ich mich aus dem weißen Kleid und lasse es achtlos auf den Boden plumpsen. Ich atme tief durch und versuche nicht in Tränen auszubrechen. Ich fühle gerade eindeutig zu viel.
Warum ist immer alles so kompliziert? Warum musste ich ausgerechnet Fynn heiraten? Ich habe mir an Emmas Grab geschworen ihn nie wieder zu sehen. Und jetzt das.
Verzweifelt lasse ich mich auf den geschlossenen Toilettensitz sinken und lege mir die Hände vors Gesicht, bevor die ersten Tränen fließen und Schluchzer meinen Körper schütteln.
Oh Emma, wäre doch damals nur alles anders gekommen.
Ich weiß, ihr liebt mich gerade. Das 3. Kapitel diese Woche HAHAHAH
Was haltet ihr von dem Banner?
Denkt an das Sternchen. <3
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Forced Love | ✓
ChickLitA B G E S C H L O S S E N ♛ American Mafia - Band 1 ♛ Lillian Rosalie Pellier ist fest davon überzeugt, dass ihr Vater, der mächtigste Mann Chicagos, davon absehen wird sie zu verheiraten. Denn Lillian ist die rechte Hand ihres Vaters und bestens i...