„Moira, hey! Wie geht es dir?", begrüße ich meine Schwester am nächsten Morgen.
Die Blondine sieht um einiges besser aus, als vor unserer Abreise. Sie macht einen gesunden und glücklichen Eindruck. Wahrscheinlich haben wir viel davon, Luka zu verdanken.
„Hi Lilli", grüßt Moira zurück und umarmt mich herzlich. Meine Schwester hat sich eindeutig verändert - zum positiven.
„Mir geht es viel besser!", bestätigt sie meine Vermutung und lächelt Luka, der hinter uns im Türrahmen steht, vergnügt an.
„Das freut mich", lächele ich Moira an und meine es auch so. Ich bin extrem froh, dass es meiner Schwester offensichtlich wieder besser geht!
„Ich habe gehört, ihr habt unser Arschloch von Bruder gefunden?", spricht Moira sogleich das Thema an, weswegen ich sie aufgesucht habe.
„Ja, das stimmt. Er ist unten", erkläre ich und behalte den Gesichtsausdruck meiner Schwester genau im Blick. Sobald ich Unwohlsein oder etwas Ähnliches erkenne, werde ich ihr verbieten Quentin zu sehen. Ihr Gesundheit steht an erster Stelle, da muss sich die Rache hinten anstellen.
Doch auf das Gesicht der Blondine schleicht sich ein rachsüchtiges Lächeln und ihre Augen leuchten kurz auf: „Worauf warten wir noch?"
Prüfend schaue ich sie ein letztes Mal an, dann bedeute ich ihr, mir zu folgen und gehe voran. Wir verlassen die Wohnung und fahren mit dem Aufzug Richtung Erdgeschoss.
Fynn bespricht sich aktuell mit seinen ranghöchsten Männern und bringt sie auf den neuesten Stand. Außerdem hat der Schwarzhaarige einiges an Papierkram nachzuholen und muss generell die Geschäfte in New York regeln. Auf Grund dessen begleitet uns heute Luka, wobei der sowieso nicht von Moiras Seite weicht.
Als die Fahrstuhltüren vor uns aufgleiten, kommt vor uns ein langer Gang zum Vorschein. Rechts und links liegen die Verhörräume.
„Lillian!", spricht Henry mich an, nachdem wir den Gang betreten haben, „Quentin ist hier", dabei deutet er mit einem Kopfnicken auf die Tür rechts hinter ihm.
„Ich lasse euch allein", fügt er noch hinzu und verschwindet dann im Aufzug.
Ich drehe mich zu Moira um: „Möchtest du alleine da rein oder soll ich mitkommen?"
„Ich gehe alleine", meint sie entschlossen und schaut mich eindringlich an, „Ich schaffe das!"
„In Ordnung", stimme ich ihr zu, „Du kannst mit ihm machen, was du möchtest. Melde dich, sobald du ein ungutes Gefühl bekommst."
Moira wendet sich der Tür zu und drückt die Klinke nach unten. Luka wirft ihr einen besorgten Blick zu: „Pass auf dich auf!" Meine Schwester nickt dem muskulösen Mann beruhigend zu und betritt dann das Zimmer.
Seufzend lehnt Luka sich an die Wand und tippt nervös mit den Fingern auf seinem Schenkel herum.
„Sie packt das schon", meine ich und lächele ihn aufmunternd an.
„Ich hoffe. Ihr hat das ganze in Chicago echt zugesetzt, auch wenn sie es nicht zeigt."
„Hat sie dir erzählt, was genau passiert ist?"
„Nein, ich weiß genau so viel, wie du", antwortet Luka.
„Sie wird es uns erzählen, wenn sie bereit ist", beteuere ich und starre auch ein wenig nervös auf die Metalltür.
Was wird Moira mit Quentin machen?
Meine Schwester ist stark, dass ist klar - psychisch, sowieso körperlich. Immerhin ist sie eine Pellier und wir wurden nicht zimperlich erzogen.
Aber den eigenen Bruder umbringen? Das ist hart und ich glaube nicht, dass Moira das tun wird.„Denkst du, sie tötet ihn?", fragt Luka mich, nach einigen stillen Minuten.
„Ehrlich gesagt nein, aber man weiß nie", sage ich ehrlich und zucke ratlos mit den Schultern.
„Sehe ich genau so", stimmt er mir zu und schaut ungeduldig zu der grauen Tür, „Sie braucht ganz schön lange."
„Entspann dich. Moira ist gerade einmal zehn Minuten da drin", lache ich leise. Seine Besorgnis ist echt knuffig.
„Zehn Minuten zu lange", murmelt er und verlagert sein Gewicht unruhig vom einen, auf den anderen Fuß.
Grinsend mustere ich ihn, bin aber selbst mehr, als nur nervös. Immerhin ist meine zutiefst traumatisierte Schwester, alleine mit unserem psychotischen Bruder. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es eine scheiß Idee, die beiden alleine zu lassen.
Gerade beginne ich zu viel nachzudenken, da öffnet sich die Tür und Moira tritt zu uns auf den Flur.
Schnell mustere ich sie von oben bis unten: Sie sieht genauso aus, wie vorher. Jedoch wirkt sie ein wenig niedergeschlagen.
„Und?", spricht Luka sie an.
Moira schüttelt nur den Kopf: „Ich- ich konnte es nicht." Das bedeutet, Quentin lebt.
Luka nimmt meine Schwester wortlos an die Hand und zieht sie in seine Arme. Er umarmt Moira sanft und sie erwidert die Umarmung dankbar. Das ganze hat meine Schwester mehr mitgenommen, als sie zugeben will. Luka ist genau der Richtige für sie, er hat innerhalb von Sekunden ihren Gemütszustand erkannt und ist darauf eingegangen. Die beiden sind ein tolles Paar.
„Na kommt, wir gehen nach oben und machen uns etwas zu essen", schlage ich vor und die beiden nicken zustimmend, nachdem sie sich voneinander gelöst haben.
Ich würde zu gerne erfahren, was da drin geschehen ist, aber Moira muss das von sich aus erzählen.
Fakt ist, dass Quentin lebt. Nun liegt es an Fynn und mir zu entscheiden, was mit meinem Bruder passiert. Ich persönlich würde ihn am liebsten umbringen, aber ob ich das über's Herz bringe? Töten ist eine andere Liga, als foltern. Er ist auf verdrehte Art und Weise nunmal trotzdem noch mein Bruder. Eine schwierige Entscheidung.
„Lilli", meint Moira leise in meine Richtung, während wir im Fahrstuhl nach oben fahren.
„Ja?"
„Ich würde gerne zurück nach Chicago gehen", eröffnet sie mir und vermeidet es, in meine Augen zu schauen. Luka neben ihr versteift sich merklich, er findet die Idee wohl nicht so toll.
„Ähm- klar, wie du willst", sage ich etwas überrascht, „Wann denn?" Ich habe die Vermutung, dass die Blondine einfach nur weg von unserem Bruder möchte. Immerhin kam ihr der Gedanke, kurz nachdem sie bei ihm im Zimmer war. Aber ich werde Moira nicht aufhalten - Chicago ist ihr Zuhause.
„Noch diese Woche, wenn das möglich ist. Ich vermisse Annalise und Thea."
„In Ordnung. Ich rede mit Fynn und dann organisieren wir alles", lächele ich meine Schwester an und steige aus dem Aufzug, sobald er im richtigen Stockwerk hält. Luka und Moira folgen mir.
Ich nehme mir vor, mit Fynn über Luka zu reden. Ich bezweifle, dass er sich so leicht von meiner Schwester trennen lässt. Außerdem denke ich nicht, dass Moira gerne ohne Luka geht. Wir werden sehen.
Meint ihr, Lillian bringt Quentin um?
Denkt an den ⭐️! <3
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Forced Love | ✓
ChickLitA B G E S C H L O S S E N ♛ American Mafia - Band 1 ♛ Lillian Rosalie Pellier ist fest davon überzeugt, dass ihr Vater, der mächtigste Mann Chicagos, davon absehen wird sie zu verheiraten. Denn Lillian ist die rechte Hand ihres Vaters und bestens i...