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10 Jahre zuvor

„Du sieht gut aus, Süße", macht meine beste Freundin Emma mir ein Kompliment zu meinem Outfit.

Ich trage einen beigefarbenen Rock, dazu ein weißes CropTop und weiße Sneaker. Meine blonden Haare fallen offen über meine schmalen Schultern.

„Danke, du auch", gebe ich das Kompliment zurück, „Nehmen wir eine Jacke mit?"

Fragend schaue ich das Mädchen mit den braunen Haaren an. Sie trägt ein kurzes himmelblaues Kleid mit schwarzen Converse.

„Ja, heute Abend wird es bestimmt kühl", antworte Emma mir und nimmt sich eine ihrer vielen Jeansjacken aus dem Schrank. Dieses Mädchen hat eine wahre Obsession mit Jeansjacken. Die Jacken hängen in den verschiedensten Modellen und Farben in ihrem Schrank und an unserer Garderobe, jeder Modefan wäre begeistert. Ihre Eltern schicken ihr mindestens einmal im Monat eine Neue, echt unglaublich.

Ich selbst, nehme mir eine schwarze Lederjacke von der Garderobe und hänge diese über meine kleine ausgehtaugliche Umhängetasche.

Emma ist schon seit Tag eins auf diesem Internat meine Zimmergenossin und dann auch relativ schnell meine beste Freundin geworden. Bis vor einem Jahr war unsere Freundschaft noch oberflächlich, aber inzwischen wissen wir alles übereinander. Und mit alles, meine ich auch alles. Nachdem Emmas Bruder getötet wurde und die Braunhaarige nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen war, haben wir über alles geredet und somit sämtliche Regeln gebrochen.

Ihre Familie kommt hier aus der Schweiz und ist tief in den weltweiten Waffenhandel verstrickt. Ich habe ihre Eltern sogar kennengelernt, ein weiterer Regelbruch. In den letzten Sommerferien bin ich nämlich nicht, wie gewohnt, nach Hause geflogen, sondern mit Emma zu ihrer Familie gefahren. Ich habe meiner Freundin den Rücken gestärkt und ihr geholfen, über den Verlust ihres älteren Bruders hinwegzukommen.

„Dann lass uns gehen", grinst die Braunhaarige mich breit an und verlässt unser Zimmer, „Die Jungs warten unten, oder?"

„Jap", bestätige ich und ziehe die Zimmertür hinter mir zu. Wir laufen leise durch den Gang und die wenigen Treppen herunter, bis wir endlich das Internatsgebäude verlassen und im geschotterten Hof stehen.

„Da seit ihr ja endlich", werden wir ungeduldig von Kyran begrüßt, kaum treten wir an die frische Luft.

„Wir sind auf die Minute pünktlich", meint Emma unbeeindruckt und wirft dem Braunhaarigen mit den haselnussbraunen Augen einen entnervten Blick zu. Die beiden können sich einfach nicht ausstehen.

„Nein, um genau zu sein, seit ihr fünf Minuten zu spät!"

„Der Zuspätkommer und der Zufrühkommer haben eine Gemeinsamkeit: beide sind unpünktlich", gibt meine Freundin philosophisch von sich und schaut Kyran herausfordernd an.

„Sorry, Jungs", unterbreche ich das Geplänkel der beiden und umarme einen nach dem anderen zur Begrüßung, „Wir mussten vorsichtig sein beim raus schleichen. Ihr wisst doch, dass bei uns stärker kontrolliert wird als bei euch."

„Ja, passt schon", meint Nicholas, Fynns jüngerer Bruder. Er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Hat dieselben schwarzen Haare und stechend blauen Augen, einzig sein Körper ist nicht so muskulös wie der, seines älteren Bruders.

„Dann können wir jetzt ja endlich los", ergreift Kyran erneut das Wort und geht voraus, „Wir haben gestern hinter dem Tor ein Auto geparkt, dann sind wir schneller bei der Party."

Unser kleines Grüppchen bestehend aus Kyran, Emma, Nicholas, Alexej, Collin, Fynn und mir, setzt sich in Bewegung und wir laufen auf leisen Sohlen vom Internatsgelände.

Collin, ein Freund von Nicholas, hat zu Kyran aufgeschlossen und ist in ein leises Gespräch mit ihm vertieft. Emma, Nicholas und Alexej laufen in der Mitte und Fynn und ich bilden das Schlusslicht.

„Du siehst heiß aus", flüstert Fynn mir verschmitzt grinsend ins Ohr und mustert mich dabei von oben bis unten.

Lachend schaue ich zu ihm hinauf und piekse ihm frech in die Seite: „Ich sehe aus wie immer."

„Sag ich ja: heiß", lacht nun auch Fynn und schlägt meine Hand weg. Er hasst es gekitzelt zu werden. Zu witzig, wie empfindlich der Kerl ist.

„So, alle einsteigen", verkündet Alexej plötzlich und deutet auf einen großen SUV der am Straßenrand steht.

„Da passen wir niemals alle rein", äußert sich Emma kritisch und mustert den schwarzen Wagen.

„Sorry, Madame. Ein anderes Auto konnten wir auf die schnelle nicht auftreiben. Fynn hat uns ja erst gestern mitgeteilt, dass Lilli und du auch mitkommen", antwortet Kyran meiner besten Freundin und setzt sich auf die Rückbank.

Augenverdrehend folgt Emma dem Braunhaarigen und auch Nicholas und Collin quetschen sich zu den beiden nach hinten.

„Ich fahre", erklärt Alexej, hält den Autoschlüssel triumphierend nach oben und setzt sich auf den Fahrersitz.

Fynn und mir bleibt jetzt nichts anderes übrig, als uns zu zweit auf dem Beifahrersitz niederzulassen.

„Setz dich einfach auf meinen Schoß", schlägt mein bester Freund vor und macht es sich bereits auf dem Sitz gemütlich.

„Uhhhh. Lillian, setz dich einfach auf seinen Schoß", macht sich Alexej über Fynns Aussage lustig und kann sich sein Lachen kaum verkneifen.

„Klappe, Alexej", motze ich den blonden Russen an und setze mich auf Fynns Schoß. Dieser legt seine kräftigen Arme locker um meine Hüfte und kurz darauf spüre ich, dass Gewicht seines Kopfes auf meiner Schulter.

„Kennt ihr die Jugendlichen, die die Party schmeißen?", fragt Emma, von hinten, neugierig in die Runde.

„Ja, unser Cousin ist mit denen befreundet", antwortet Nicholas und rutscht unruhig auf dem schwarzen Ledersitz hin und her. Dort hinten ist es offensichtlich ganz schön eng.

Die restliche Fahrt über tauschen die Jungs sich über ihren neuen Sportlehrer aus und kommen zu dem Entschluss, dass er eine Lusche ist. Alexej erzählt, dass der ältere Mann sich anscheinend fast in die Hose gemacht hat, als er ihm widersprochen hat und der Lehrer auch generell keinen toughen Eindruck gemacht hat. Emma und ich können über die Geschichte nur lachen. Wer es glaubt. Als ob ein Lehrer Angst vor einem Schüler hat.

„Wir sind da", verkündet Alexej feierlich, als er den SUV auf den Parkplatz lenkt.

Wir steigen alle aus dem schwarzen Wagen aus und stehen jetzt vor einem unscheinbaren weißen Einfamilienhaus. Einzig, die laute Musik und das Stimmengewirr verraten, dass hier gerade eine Party stattfindet. Die Häuser nebenan sind dunkel und wirken verlassen, es ist verdächtig ruhig in der Nachbarschaft.

„Los, kommt schon. Lasst uns Party machen", brüllt Collin begeistert und stürmt nahezu auf das Gebäude zu.

„Lasst uns Party machen", imitiert Emma den Blonden euphorisch, hakt sich bei mir unter und zieht mich lachend in Richtung der Hausparty.

„Auf einen coolen Abend", stimmen die restlichen Jungs mit ein und folgen uns.

Hätte ich gewusst, wie dieser Abend endet, hätte ich mir Emma geschnappt und wäre mit ihr über alle Berge verschwunden.


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