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Ich ergreife das Scharfschützengewehr, welches wahrscheinlich schon einige Leben genommen hat, fester und fixiere meinen Bruder.

Er und seine Männer schauen triumphierend auf das kaputte Tor. Entgegen meiner Erwartungen stürmen sie nicht sofort auf das Grundstück, sondern gehen zurück zu den SUV's. Was haben die jetzt schon wieder vor?

Ernsthaft jetzt? Will mich hier gerade jemand verarschen? Nun tragen alle zwanzig von ihnen schwarze Schutzschilde, ähnlich wie bei der S.W.A.T.-Einheit der Polizei, in den Händen. Diese halten die Männer sich schützend vor den Körper und passieren nun das, was vom Einfahrtstor übrig geblieben ist, um in Richtung Villa zu laufen. Verdammt. Mein Bruder ist intelligenter, als ich ihn in Erinnerung habe. Die Idee hätte glatt von mir sein können. So ist man vor Schüssen bestmöglich geschützt.

„Es geht los! Alle bereit?", ruft Max von unten lautstark durch das Haus.

„Ja!", kommt die fast einstimmige Antwort von Lucien, Theo und mir.

Jetzt wird es ernst.

Ich atme tief durch und besinne mich auf meine jahrelange Erfahrung. Kaum betätige ich das erste Mal den Abzug, bin ich in einem Tunnel. Die Zeit um mich herum scheint still zu stehen, es gibt nur noch mich und das Gewehr. Wir verschmelzen zu einer Einheit, mit jedem Schuss den ich abfeuere, mehr. Eine tiefe innere Ruhe erfasst mich und ich nehme nur noch mein Ziel wahr. Auf den eigenen Bruder zu schießen ist gewiss nicht leicht - auch wenn er ein Arschloch ist. Eine Kugel nach der anderen prallt an dem Schutzschild meines Bruders ab, so ein Dreck. Ohne dieses dämliche Schild, hätte ich ihn schon fünfmal erschossen.

Die Männer kommen der Villa immer näher, doch meine Freunde und ich feuern ohne Erbarmen auf sie - ein wahrer Kugelhagel. Es bringt leider nicht sonderlich viel. Erst vier von zwanzig der Angreifer, die ganz in schwarz gehüllt sind, liegen am Boden. Ob tot oder nicht muss mir jetzt egal sein, hauptsache kampfunfähig!

Ich konzentriere meine Schüsse weiter auf Quentin. Als er einmal sein Schild leicht senkt, ergreife ich blitzschnell die Gelegenheit und ja! Ich treffe! Mein Bruder verzieht sein Gesicht zu einer schmerzvollen Fratze, als die Kugel in seiner linken Schulter einschlägt. Triumphierend drücke ich erneut ab, doch leider hat mein Bruder seinen Fehler korrigiert, sodass die Kugel wieder nur mit dem Schild kollidiert und leider nicht unter Quentins Haut dringt.

Die anderen können noch drei weitere Männer ausschalten, bevor unsere Angreifer zu nahe am Haus sind, um auf sie zu schießen. Denn nun sind sie im schützenden Schatten der Villa angelangt.

Ich packe das Gewehr und die dazugehörige Munition so schnell wie möglich zusammen und klettere dann vom Dachboden herunter. Mit Schwung schließe ich die Zugangsklappe und eile dann die Treppe hinunter zu Theo und Lucien. Max, der aus dem Schlafzimmer gehetzt kommt, folgt mir schnellen Schrittes.

„Verdammt", hören wir Theo fluchen, sobald wir das Wohnzimmer betreten. Der Blondhaarige steht mit seinem Gewehr an den Scharfschützen-Platz neben dem Kamin und versucht weiterhin auf Quentin und seine Männer zu schießen. Der Laptop liegt unangerührt auf dem Sofa. Der Kampf ist jetzt wichtiger als die bescheuerten Sicherheitskameras.

„Dann heißt es jetzt wohl wir gegen die", beginnt Max zu reden, „Wir haben sieben von Quentins Männer ausgeschaltet, es bleiben also dreizehn. Jeder nimmt drei und deinen Bruder teilen wir uns", grinst der Mann mit den orangeroten Haaren frech.

„Seit wann gibst du hier eigentlich die Anweisungen?", lacht Theo und mustert seinen engen Freund belustigt. Schön, dass meine Beschützer, trotz so einer ernsten Situation, noch lachen können.

„Hat sich so ergeben", rechtfertigt sich Besagter und stößt Theo dabei spielerisch mit dem Arm in die Seite.

„Dann treten wir denen da draußen mal in den Arsch!", motiviert uns Theo und grinst siegessicher, „Wir gehen in den ersten Stock, dort sind wir Positionsmäßig klar im Vorteil. Wenn Quentin und seine Männer dann die Treppe nach oben wollen, schießen wir - ich will keine Gnade von euch sehen. Verstanden? Wir machen diese Bastarde platt!"

Forced Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt