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„Bruderherz, wo ist deine Frau?", wird Fynn von Nicholas begrüßt, kaum öffnet er die Tür.

Fynn zieht die Wohnungstür ganz auf und deutet mit einem Kopfnicken auf mich.

„Lillian! Es ist zu lange her", lächelt Nicholas mich an und kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Er ignoriert seinen älteren Bruder, der ihn kritisch mustert, dabei geflissentlich.

„Hey, Nicholas", begrüße ich den Schwarzhaarigen, „Du siehst erwachsen aus."

„Wäre auch komisch, wenn nicht", grinst er mich an und umarmt mich freundschaftlich, „Ich bin froh, dass es dir gut geht. Fynn hatte ziemlich Sorgen, wegen deinem Bruder."

„Ach? Hatte er das", frage ich verwundert und löse mich aus Nicholas Umarmung, um Fynn nachdenklich anzuschauen.

„Deshalb bin ich hier. Wir haben einiges zu besprechen", ergänzt Nicholas, „Komm, wir gehen ins Wohnzimmer."

„Okay", meine ich und folge Fynns jüngerem Bruder in den luxuriös ausgestatteten Raum.

Wir setzen uns auf das große Sofa und Fynn gesellt sich kurz darauf, mit einer Flasche und Gläsern, zu uns.

„Dein Bruder ist ein Problem", knüpft Nicholas ohne Umschweife an unser vorheriges Gespräch an.

„Ein großes Problem", ergänzt Fynn, „Er hätte dich am liebsten getötet. Aber ich habe darauf bestanden dich lebend zu bekommen."

„Wie großzügig", kann ich mir einen sarkastischen Kommentar nicht verkneifen.

„Dein Bruder steht außerdem
in engem Kontakt mit Fernández, diesem dreckigen Menschenhändler."

„Das ist mir nicht neu. Mein Vater hatte auch Kontakt zu diesem Arschloch. Durch meinen Bruder ist er doch erst auf die Idee gekommen mich zu verheiraten, dass stand vorher nie zur Debatte", vertraue ich den beiden Männern an.

„Du hattest mit der Heirat eindeutige noch Glück! In der Unterwelt sind Gerüchte herumgegangen, dass du bald an die Yakuza verkauft und dort zur Sexsklavin ausgebildet wirst. Dein Bruder hatte grausames mit dir vor."

Schockiert starre ich den jungen Mann neben mir an.
Sexsklavin? Yakuza?
Quentin hat doch einen absoluten Dachschaden. Das ist selbst in Mafiakreisen alles andere, als normal, seiner eigenen Schwester so etwas Schreckliches anzutun. Im Gegenteil: Familie steht über allem! Normalerweise. Man sieht ja, dass mein Bruder das anders sieht.

„Wir sind da schon länger dran", offenbart mir Fynn, „Dein Bruder hat mit seinen Äußerungen schon Öfters die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und als dann deine Hochzeit bekannt gegeben wurde, mussten wir uns einfach einmischen."

„Hmmm", meine ich nur abwesend. Möchte Fynn mir etwa sagen, dass er mich sozusagen gerettet hat? Oder was ist seine Mission gerade?

„Dein Bruder wollte dich mit diesem einen alten Sack aus Italien verheiraten. Zum Glück habe ich ein höheres Gebot abgeliefert", erklärt mein Kindheitsfreund.

„Also hast du mich auch gekauft."

„Du hörst auch nur das, was du hören willst", erwidert Fynn augenverdrehend, „Ich habe versucht dir zu helfen. Und das will ich immer noch."

„Ich weiß doch", lächele ich Fynn an. Seit wann lächele ich in seiner Gegenwart so viel? Gruselig. „Ist nur alles gerade sehr viel."

„Verständlich", ergreift Nicholas das Wort, „Aber du packst das. Bist doch eine Mafiaprinzessin", lacht er zum Schluss.

„Es wäre ja alles nur halb so schlimm, aber Moira ist nicht mehr auffindbar. Quentin hat sie weggebracht und seit dem hat niemand ein Lebenszeichen von ihr erhalten", erkläre ich den Männern verzweifelt und schaue beide nacheinander an.

„Scheiße", zischt Fynn, „Warum haben unsere Männer davon nichts mitbekommen? Ich dachte, ihr überwacht dieses Arschloch?", fährt er seinen Bruder an und seine blauen Augen beginnen bedrohlich zu funkeln.

„Du wirst die Überwachung von Quentin verschärfen!", gibt Fynn konzentriert seine Befehle an Nicholas weiter und steht unruhig von der Couch auf, „Beauftrage unsere besten Männer damit, Moira zu suchen. Ihr werdet sie finden - lebendig! Mir ist es sowas von egal, was ihr dafür tun müsst. Ihr habt meine Erlaubnis alles Nötige zu tun: Foltert oder tötet die, die etwas wissen - ist mir egal. Außerdem will ich zu jeder Tages- und Nachtzeit zwei Männer vor der Wohnung und Lillian bekommt einen Bodyguard." Während er das alles aufzählt schaut er seinen Bruder böse an: „Ich dachte, du hättest alles unter Kontrolle. Und jetzt erfahre ich, dass Lilli's Schwester weg ist?! Bring das in Ordnung, sofort!"

Kaum hat Fynn die letzten Worte ausgesprochen, springt Nicholas auf und verlässt, mit einem entschuldigenden Nicken in meine Richtung, schnellen Schrittes den Raum. Kurz darauf höre ich die Wohnungstür ins Schloss fallen.

Wow. Die Stimmung hat aber schnell umgeschlagen. Da ist er also. Fynn - der zukünftige Mafiaboss. Sein wahres Gesicht. Der Fynn, der seinen eigenen Bruder herumscheucht, wie ein lästiges Insekt.

„Das war unnötig", kommentiere ich seine Ansage.

„Jetzt zu dir", schaut er mich mit seinen eisblauen Augen direkt an: „Warum sagst du mir erst jetzt, dass Moira verschwunden ist? Uns ist wertvolle Zeit verloren gegangen, um sie zu finden. Gewöhn dir bitte an, mit sowas direkt zu mir zu kommen!"

„Sorry, Boss", antworte ich zickig und verschränke meine Arme abweisend vor der Brust, „Wir haben uns erst gestern Abend einigermaßen vertragen. Und woher sollte ich wissen, dass du nicht mit meinem Bruder unter einer Decke steckst? Ich hätte es dir schon gesagt, es geht schließlich um meine Schwester. Ich kann ja nicht ahnen, dass deine Männer Quentin längst überwachen. Außerdem habe ich durchaus meine eigenen Männer, die bereits nach Moira suchen. Ich bin kein hilfloses Prinzesschen. Du vergisst wohl, dass ich jahrelang die Organisation gemeinsam mit meinem Vater geleitet habe", lasse ich Dampf ab, „Es tut mir trotzdem leid, okay? Ich möchte doch nur das Beste für Moira und bin dir sehr dankbar, dass du nach ihr suchen lässt", füge ich versöhnlich hinzu.

Seufzend kommt Fynn auf mich zu und bleibt direkt vor mir stehen, sodass ich zu ihm nach oben schauen muss.

„Ich wollte dich nicht so angehen. Aber du musst wissen, dass du jetzt meine Frau bist. Du bist Familie. Das heißt deine Probleme, sind auch meine Probleme. Und dachtest du ernsthaft, dass ich dich heirate, ohne vorher deine Familie zu überprüfen?", wendet er sich an mich und greift vorsichtig nach meinen Händen, „Du bist mir auch nach all den Jahren noch unglaublich wichtig. Ich weiß, es ist viel passiert. Dennoch hoffe ich, dass du mir eines Tages verzeihen kannst und wieder so vertraust, wie damals."

„Es ist viel passiert", sage ich leise und drücke seine warmen Hände, „Du musst mir Zeit geben. Ich habe dir bereits verziehen, aber die Erinnerungen sind trotzdem da. Außerdem kennen wir uns doch eigentlich kaum. Das letzte Mal haben wir uns vor zehn Jahren gesehen. Du hast dich verändert und ich mich auch. Es ist einfach schwierig für mich. Vor allem da du, im Vergleich zu mir, wusstest wen du heiratest und dich gedanklich darauf vorbereiten konntest. Ich hatte eine scheiß Angst davor und dachte ich sterbe jeden Moment", lasse ich ihn wissen.

„Wir kriegen das alles hin", ermutigt mich Fynn, „Wir finden Moira und wir finden einen Weg, miteinander auszukommen."




Fynn und Lillian lernen langsam miteinander umzugehen. ^^

Glaubt ihr unser Fynnilein hat es als Mafiaboss drauf, oder nicht?

Denkt an den ⭐️! <3

Forced Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt