„Ich will nach Chicago", eröffne ich das Gespräch, kaum sind Fynn und ich zurück in seiner oder wohl eher unserer Wohnung. Schließlich wohne ich jetzt auch hier, wie sagt man so schön: Was meins ist, ist auch deins.
„Nein, kommt nicht in Frage! Das ist viel zu gefährlich!", widerspricht Fynn und geht an mir vorbei in die Küche. Er glaubt doch nicht, dass ich jetzt aufgebe. Wer ist er? Mein Vater? Auch als mein Ehemann hat Fynn mir keine Befehle zu geben. Ich bin ein selbstständiger Mensch mit eigenem Willen.
„Zu gefährlich?", echote ich und folge ihm trotzig, „Es geht um meine Schwester! Ich kann sie doch nicht im Stich lassen. Und ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen."
„Du lässt sie nicht im Stich. Immerhin hast du die ganze Suche organisiert. Aber es geht hierbei um deine Sicherheit. Quentin ist unberechenbar."
„Quentin ist nicht mehr an mir interessiert. Ich bin doch jetzt mit dir verheiratet, da wird er sich auf meine anderen Schwestern konzentrieren", argumentiere ich und schaue Fynn standhaft in die Augen, „Bitte, ich kann doch nicht einfach nichts tun!"
„Lillian!"
„Nichts da mit Lillian", äffe ich ihn nach, „Ich werde nach Chicago fliegen, mit oder ohne deine Erlaubnis!"
„Warum glaube ich dir das auch noch?", meint Fynn und fährt sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar, „Verdammt!", flucht er.
„Du kannst doch auch mitkommen?"
„Ich kann hier aber nicht weg! Wegen dem ganzen Drama um die Hochzeit, war ich schon viel zu lange außerhalb von New York. Ich leite hier die Geschäfte und kann es mir nicht erlauben, andauernd meine Partner im Stich zu lassen", erklärt er mir. Und ich verstehe ihn. Eine Mafia leitet sich nicht von selbst und man ist auf die Geschäftsbeziehungen und somit seine Verbündeten angewiesen.
„Dann gehe ich eben ohne dich. Luka und Xavier sind doch dabei", beharre ich auf meinem Standpunkt.
„Und wer garantiert mir, dass du nicht wieder davon läufst?", lenkt Fynn das Gespräch auf ein Thema, dass ihn scheinbar zu beschäftigen scheint. Denn der Schwarzhaarige schaut mich durchdringend an, während er, scheinbar entspannt, an der Küchenzeile lehnt. Doch er ist alles andere als entspannt: Seine Muskeln sind angespannt und die Finger, an seinen vor der Brust verschränkten Armen, tippen unruhig auf die braun gebrannte Haut der Oberarme.
„Das ist es also", verstehe ich seine Angst, „Du denkst ich laufe wieder davon." Ich gehe einen Schritt auf Fynn zu und lege meine Hand vorsichtig auf seine Unterarme: „Glaubst du wirklich, dass ich das Verschwinden meiner Schwester dafür ausnutze, um vor dir abzuhauen? Warum sollte ich?"
„Vielleicht spielst du mir das alles hier nur vor. Das du mir verziehen hast und mir nicht böse bist. Das alles besser läuft zwischen uns - langsam, aber sicher."
„Nein, dass tue ich nicht", beruhige ich ihn, „Fynn, ich möchte doch nur meine Schwester finden."
„Das weiß ich doch", gibt der Mann mir gegenüber endlich nach, löst seine Arme aus der Verschränkung und schlingt sie um meine Taille, sodass wir uns jetzt umarmen.
„Dann lass mich gehen." Bittend schaue ich ihm in seine klaren blauen Augen und erwidere die vertraute Umarmung.
„Leichter gesagt, als getan", antwortet Fynn, zieht mich näher an sich heran und legt seinen Kopf auf meinem Kopf ab. Wie früher. Entspannt schließe ich die Augen und lehne mich an den muskulösen Mann. Fynn konnte schon immer gut umarmen, man fühlt sich geborgen und beschützt, sodass alles Leid der Welt und alle Probleme in weite Ferne rücken.
„Wenn ich dich nach Chicago fliegen lasse, dann versprich mir, dass du zurück kommst."
„Ich verspreche es", sage ich ohne zu zögern. Warum sollte ich auch abhauen? Fynn und ich haben uns vertragen. Mir geht es hier gut. Ich werde weder misshandelt, noch unterdrückt. Also, alles bestens. Und nebenbei bemerkt, fange ich an, den schwarzhaarigen Idioten zu mögen. So ein Mist aber auch.
„Das kam aber schnell", stellt Fynn fest und ich kann das Grinsen förmlich hören. Ich löse mich etwas von ihm und schaue lächelnd zu dem Mann mit den blauen Augen auf. Er erwidert meinen Blick und erneut versinke ich in seinen Augen. So schön.
Ich vergesse alles um mich herum. Die ganzen Probleme, unseren Streit und die kommende Abreise heute Nacht. Es existieren nur Fynn und ich.
Als er mir dieses Mal näher kommt, weiche ich nicht aus. Ich will das! Es ist doch irgendwie auch Schicksal, dass ich meinen Kindheitsfreund heiraten musste. So konnten wir all das Ungesagte zwischen uns klären und können nun nach vorne schauen - in die Zukunft.
Kurz darauf treffen seine warmen Lippen auf meine und ich komme ihm bereitwillig entgegen. Sein Griff um mich wird fest und besitzergreifend, während meine Hände seinen Rücken nach oben in seine Haare wandern. Ich ziehe ihn noch näher zu mir, was er als Zeichen nimmt, den Kuss zu vertiefen. Dieser Kuss ist noch besser, als der auf unserer Trauung. Verdammt, fühlt sich das gut an. Ich kann mir ein zufriedenes Seufzen nicht verkneifen und verfestige meinen Griff in seinem Haar. Wir küssen uns, wie Ertrinkende. Einfach unglaublich.
Nach einer halben Ewigkeit löst Fynn sich von mir und schaut grinsend zu mir herunter: „Ich habe doch gesagt, wir führen das im Privaten fort", macht er eine Anspielung auf seinen Spruch bei der Hochzeit. Er hat recht behalten.
„Du Idiot", antworte ich ihm augenverdrehend, gebe ihm einen Klaps auf seine trainierte Brust und löse mich von ihm, „Noch so ein Spruch und wir wiederholen das nicht noch einmal." Diesmal bin ich diejenige, die frech grinst.
„Das werden wir ja sehen", höre ich nur von Fynn, bevor er mich unerwartet packt und über seine Schulter wirft.
„Ahh", kreische ich erschrocken, „Lass mich gefälligst runter!"
So schnell kann ich gar nicht gucken, da liege ich auf dem grauen Sofa im Wohnzimmer und Fynn liegt, auf seinen Armen abgestützt, über mir. Scheiße, ist der Kerl flink.
„Fynn!" Vorwurfsvoll schaue ich ihn an und pikse ihm demonstrativ in die Seite. Ich weiß, dass er das hasst. Das hat er jetzt davon.
„Lass das", meint Fynn genervt und versucht meine Hand zu packen.
„Macht aber Spaß", lache ich und kitzle ihn weiter, bis der große Mann über mir sich verzweifelt windet und versucht mir zu entkommen.
„Lilli! Ich hasse das!"
„Ich weiß", sage ich ungerührt, lasse aber gnädigerweise von ihm ab.
„Du fliegst dann heute Nacht, gemeinsam mit Luka und Xavier. Ich versuche nachzukommen. Pass aber bitte auf dich auf, ich möchte dich nicht noch einmal verlieren", wechselt Fynn das Thema und streicht mir eine meiner blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Er lässt mich gehen!
Er lässt mich wirklich gehen!„Danke", lächele ich ihn ehrlich an.
Ich wage es und drücke ihm einen zarten Kuss auf seinen Mundwinkel. Das hat er sich verdient.„Ich verspreche dir, ich komme wieder!", wiederhole ich mein Versprechen.
Findet ihr die Beziehung zwischen Fynn & Lillian bisher realistisch?
Oder gibt es irgendwas, dass euch stört/unlogisch vorkommt?Lasst gerne einen ⭐️ da! <3
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Forced Love | ✓
Chick-LitA B G E S C H L O S S E N ♛ American Mafia - Band 1 ♛ Lillian Rosalie Pellier ist fest davon überzeugt, dass ihr Vater, der mächtigste Mann Chicagos, davon absehen wird sie zu verheiraten. Denn Lillian ist die rechte Hand ihres Vaters und bestens i...