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„Deine Schwester ist wach", teilt Luka mir mit, kaum lege ich das Handy beiseite.

Moira ist wach?!

Schnellen Schrittes folge ich dem Braunhaarigen in das kleine Zimmer und tatsächlich. Meine Schwester hat ihre grün-blauen Augen aufgeschlagen und schaut sich erschöpft um.

„Moira!", mache ich sie auf mich aufmerksam und stürze zum Bett. Ich nehme ihre kalte Hand in meine und drücke sie fest.

„Wie geht es dir?"

„Scheiße", krächzt meine Schwester nur. Oke, dass war auch eine dumme Frage meinerseits.

„Hast du noch irgendwo schmerzen?"

„Nein - nein, ich glaube nicht", meint die Blondine und schaut nachdenklich an sich hinab. Sie wirkt noch ein wenig abwesend.

„Hier, trink etwas", stößt Luka mit einem Glas Wasser zu uns und mustert meine Schwester besorgt, „Du siehst sehr blass aus."

„Danke", meint Moira und nimmt ihm vorsichtig das Glas aus der Hand, um zögerlich ein paar Schlucke zu trinken.

„Ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben", wende ich mich an meine Schwester und kann die Tränen nur schwer zurückhalten. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Kurzzeitig dachte ich echt, sie schafft es nicht. Aber sie jetzt wach vor mir zu haben, erleichtert mich unnormal.

„Wo sind meine Klamotten?", fragt meine Schwester mich verwirrt, scheinbar kann sie sich aktuell an nichts erinnern. Moira hat wahrscheinlich bemerkt, dass sie ein übergroßes T-Shirt aus meinem Kleiderschrank trägt.

„Wir... wir haben dich ohne welche aufgefunden. Wir wissen nicht was passiert ist", kommt mir die Antwort schwer über die Lippen und ich drücke leicht ihre Hand.

„Lilli, ich kann mich nicht erinnern", bestätigt Moira meine Vermutung und beginnt leise zu weinen. Regelmäßige Schluchzer lassen ihren dürren Körper erzittern und einige Tränen laufen über ihre Wange.

„Sssshhh", versuche ich sie zu trösten und lege meine Arme um ihre schmalen Schultern. Sie ist so dünn geworden! „Moira, du bist in Sicherheit. Die Erinnerungen werden wiederkommen. Wichtig ist nur, dass es dir soweit gut geht und dir nichts weiter mehr zustoßen kann."

„Wir fliegen in zwei Tagen nach New York", ergänzt Luka. Ich habe schon voll vergessen, dass der Dunkelhaarige noch da ist.

„Moira, dass ist Luka. Mein Bodyguard", stelle ich ihn meiner Schwester vor. Sie soll wissen, dass von ihm keine Gefahr ausgeht und er zu mir gehört.

„Warum nach New York?", fragt meine Schwester, mit, vom ganzen weinen, schon heiserer Stimme nach.

„Zu Fynn", beantworte ich knapp ihre Frage, „Er möchte, dass wir alle zurück kommen. Dann überlegen wir uns einen Plan, um Quentin zu stürzen. Aber erst einmal ist wichtig, dass du wieder zu Kräften kommst."

„Oke. Lilli, ich bin froh, dass du da bist", meint meine Schwester erschöpft, drückt meine Hand und schließt dann ihre Augen. Niedergeschlagen beobachte ich, wie Moira ins Land der Träume abdriftet.

Mit was hat meine Schwester diese ganze Scheiße hier verdient? Irgendwie hoffe ich, dass ihre Erinnerungen nicht zurückkommen. Es wäre wahrscheinlich besser für sie. Schließlich wurde sie vergewaltig und verprügelt, wer weiß, wie detailliert ihre Erinnerungen sind und wie traumatisierend das Ganze war.

„Sie ist stark. Sie schafft das schon", versucht Luka mir Mut zuzusprechen, der meinen leidenden Gesichtsausdruck wohl bemerkt hat.

„Moira war immer die Ruhige meiner Schwestern. Im Vergleich zu uns anderen ein wahrer Engel. Natürlich ist sie stark - sie ist eine Pellier - aber ich weiß nicht, ob sie mit all dem zurechtkommt."

„Wir werden alle für sie da sein", bleibt Luka standhaft und drückt kurz aufmunternd meine Hand.

„Du ganz besonders, was?", necke ich den Dunkelhaarigen, denn ich habe sehr wohl bemerkt, wie er meine Schwester anschaut.

„Ist das so offensichtlich?", lacht dieser nur. Interessant, Luka versucht nicht einmal es abzustreiten.

„Yup. So klar, wie Kloßbrühe", grinse ich, „Wenn du meine Schwester verletzt, bist du tot! Das weißt du. Moira kann das jetzt nicht gebrauchen. Nicht nach allem, was sie erlebt hat."

„Moira soll jetzt erstmal gesund werden. Dann kann sie selbst entscheiden, ob sie mich auch gut findet oder nicht", sagt Luka und lächelt mich ehrlich an. Ich glaube, meine Schwester würde ihn gut finden. Luka ist humorvoll, intelligent und nicht so ein Draufgänger, wie zum Beispiel Xavier. Er würde zu Moira passen.

„Bleibst du bei ihr? Ich möchte noch kurz mit Mike reden."

Als Luka nickt, stehe ich von meinem Platz auf und verlasse das spärlich eingerichtete Zimmer. Moira ist bei ihm in guten Händen. Ich vertraue Luka, genau wie allen anderen von Fynns Männern.

In der relativ großen Küche treffe ich auf Mike, Xavier und einen anderen Mann - ich glaube er heißt Carlo.

„Mike, wie sieht dein Plan aus für die kommende Woche?"

„Ich passe auf Annalise und Thea auf und habe ein offenes Ohr für Gerüchte", antwortet der Blondhaarige ohne zu zögern und lehnt sich entspannt an die Küchenzeile.

„Perfekt", grinse ich ihn an, „Wehe dir, meinen Schwestern passiert irgendwas!"

„Wir passen schon auf sie auf", beschwichtigt mich Carlo, der Schwarzhaarige sitzt am Esstisch und isst entspannt seine Spaghetti.

„Hoffentlich besser, als ihr auf Moira aufgepasst habt", gebe ich alarmiert von mir und schaue die beiden Muskelprotze warnend an.

„Ja", gibt Mike zerknirscht von sich und schaut mich entschuldigend an, „Das ist doof gelaufen. Aber dein Bruder ist auch echt ein hinterhältiger Mistkerl. Das kam aus dem Nichts, dass er Moira weggebracht hat."

„Ich werde mich von New York aus nochmal in Verbindung mit dir setzen. Dann können wir alles weitere besprechen. Wir werden Quentin zu Fall bringen, so viel steht fest", teile ich den Männern mit.

Xavier nickt zustimmend: „Fynn zögert bei sowas nicht lange. Entweder du ergibst dich oder du bist tot."

„Diese Einstellung gefällt mir", grinse ich den schwarzhaarigen Cousin von Fynn und Nicholas an.

„Mir auch", grinst Mike, „Dieser Fynn scheint ein korrekter Typ zu sein."

„Das ist er. Und er ist eurer Lillian total verfallen. Er würde alles für sie tun", behauptet Xavier und streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Gut für uns", meint Carlo, „So werden wir Quentin los."

„Xavier übertreibt maßlos", verteidige ich Fynn, „Er ist mir nicht verfallen, dass hätte ich bemerkt - glaubt mir."

„Ich möchte deinen Ehemann auf jeden Fall kennenlernen, sobald ihr wieder hier in Chicago seid", ergreift Mike das Wort und lächelt mich an, „Ich glaube, wir könnten uns ganz gut verstehen."

„Solange du deine Finger bei dir behältst, wird er dich mögen", meint Xavier zuversichtlich.



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