„Wie geht es dir?", frage ich den Spanier vor mir mitfühlend und reiche ihm den Teller mit frisch zubereiteter Lasagne.
„Wenn du immer für mich kochst, dann geht es mir ganz schlecht", grinst Miguel mich verschmitzt an.
„Sehr witzig", lächele ich ihn nachsichtig an, „Wie lange hast du noch Bettruhe?"
„Zwei Tage. Ich hatte Glück, dass es ein glatter Durchschuss war. Bekomme ich morgen wieder was zu Essen?"
„Klar. Lieber Fleisch oder Fisch?"
„Fleisch. Gegen ein gutes Steak hätte ich nichts", antwortet der Schwarzhaarige und isst eine Gabel voll Lasagne, „Hmm, dass schmeckt total gut."
„Das freut mich", lächele ich ihn an und lasse mich endlich auf dem Stuhl, neben seinem Bett, nieder.
„Hoffentlich lässt Theo mich nicht zu lange im Innendienst, sonst werde ich verrückt", gibt Miguel jammernd von sich.
„Du musst erst wieder voll gesund werden, bevor du mit auf Einsätze kannst. Es tut mir leid, dass das passiert ist", meine ich und schaue betrübt aus dem Fenster.
„Lillian", spricht Miguel mich direkt an und ergreift meine Hand, „Es ist nicht deine Schuld. Ich weiß, dass Theo dir das auch schon gesagt hat, aber hör auf dir Vorwürfe zu machen. Wir machen das freiwillig. Wir wollen dir schließlich helfen."
„Ich weiß, aber ohne mich wäre das gar nicht passiert."
„Es ist doch gerade egal, ob ich bei dieser Mission oder bei einer anderen angeschossen werde, das Ergebnis ist das gleiche", argumentiert der Mann neben mir und drückt leicht meine Hand, „Und es hat doch was gebracht. Wir haben einige neue Informationen, aber das weißt du ja alles schon."
„Ja. Danke", sage ich und meine es auch so. Ich bin verdammt dankbar für das, was die Männer alles für mich tun. Sie beschützen mich und helfen mir dabei, etwas über meinen Bruder und seine Machenschaften herauszufinden. Und das alles, obwohl sie mich bis vor sechs Wochen noch nicht einmal kannten.
„Hast du was von deinen Schwestern gehört?", fragt Miguel mich neugierig und isst munter meine Lasagne.
„Nein. Überhaupt nichts. Theo hat gemeint, ich soll das Handy verschwinden lassen. Sicher ist sicher."
„Sehe ich auch so", stimmt das Muskelpaket neben mir meinen guten Freund Theo zu, „Wenn man nichts hört bedeutet das immer etwas schlechtes. Ich will damit nicht sagen, dass deinen Schwestern etwas passiert ist - Gott bewahre! Aber dein Bruder führt etwas im Schilde und wir müssen dich und auch uns selbst so gut wie möglich beschützen. Einen Krieg mit deiner Familie oder generell mit Chicago können wir nicht riskieren."
„Ja, bevor das passiert werde ich von hier verschwinden.Ich kann nicht riskieren, dass Quentin euch die Schuld an allem gibt."
„Wir können selbst auf uns aufpassen, Lillian. Wir sind schon groß", reagiert Miguel auf meine Aussage und zieht den zweiten Satz durch einen ironischen Unterton in's Lächerliche.
„Das weiß ich doch", lache ich und bin froh über die aufgelockerte Stimmung, „Willst du morgen mit Theo und mir zu Abend essen?", wechsle ich das Thema.
„Oho. Ich glaube ich lasse mich jetzt echt öfter anschießen. Nun werde ich doch glatt zum Abendessen beim Boss und seinem Prinzesschen eingeladen", übertreibt der Schwarzhaarige mit den schönen Naturlocken maßlos und grinst mich frech an.
„Prinzesschen? Ernsthaft?"
„Bist du doch. Die Prinzessin von Chicago", erklärt Miguel und zuckt mit den Schultern.
♡
„Lillian? Lillian, wo bist du?", erklingt Theos panische Stimme, kaum sind die Aufzugstüren richtig geöffnet.
Verwundert richte ich mich von der durchaus gemütlichen Sitzecke auf und schalte den Fernseher ab: „Ich bin im Wohnzimmer", antworte ich laut in Richtung Flur.
Sofort erklingen laute Schritte und mein guter Freund betritt schwer atmend den Raum.
„Wir müssen hier weg!", gibt er von sich, „Pack deine Sachen."„Was ist los?", frage ich ihn durcheinander und beobachte Theo, wie er nervös im Zimmer auf und ab geht.
„Dein Bruder ist hier."
„Nein", hauche ich tonlos und gerate nun ebenfalls leicht in Panik, „Was heißt hier? Hier in Seattle oder hier im Gebäude? Und hast du nicht gestern gesagt, dass er einen Flug nach Rom gebucht hat?" Ich stehe unruhig von der Couch auf und laufe auf den blonden Mann vor mir zu. Nervös knete ich meine Hände, dass kann doch alles nicht wahr sein.
„Hier in Seattle. Er wurde von einem meiner Männer gesichtet. Und er hat sich auch einen Flug nach Rom gebucht. Aber vielleicht hat er gemerkt, dass er beobachtet wird? Aktuell hält er sich im Bezirk der Iren auf, habt ihr dort Verbündete?"
Ich schaue Theo in seine grünen Augen und nicke Abwesend: „Ja, ja die Familie Byrne." Wenn Quentin hier ist, bedeutet das, dass er eine Spur hat. Und das wiederum heißt, dass ich so gut wie tot bin. „Ich bin sowas von am Arsch", gebe ich verzweifelt von mir.
„Die Byrnes also? Mein Dad steht ebenfalls regelmäßig in Kontakt mit ihnen. Das ist gut, so verdächtigt uns erstmal niemand", versucht mein guter Freund uns beide zu beruhigen. Er fährt sich nervös durch seine Haare: „Wir schaffen dich hier weg. Max, Lucien und ich werden mit dir aus der Stadt raus fahren."
„Okay. Wir schaffen das schon irgendwie", stimme ich Theo zu und greife nach seiner Hand, „Weißt du noch damals? Da hast du mich auch aus der Scheiße gezogen und alles ist gut gegangen. Das wird es jetzt hoffentlich auch."
„Hoffentlich", wiederholt Theo und drückt meine Hand, „Los, geh deine Tasche packen. Wir sollten so schnell wie möglich los. Die Jungs wissen schon bescheid."
Nickend löse ich meine Hand aus seiner und wende mich ab, um aus dem Wohnzimmer zu laufen. In meinem Zimmer angekommen nehme ich mir meinen kleinen Koffer und werfe wahllos ein paar Kleidungsstücke hinein. Mein Aussehen ist auch nicht mehr wichtig, wenn ich von meinem
Bruder geschnappt werde.
Ich eile noch schnell in das angrenzende Badezimmer und lege meine Kosmetik- und Hygieneartikel ebenfalls in den handlichen Koffer hinein.„Bin fertig", rufe ich als ich die weiße Zimmertür hinter mir schließe und in den Flur trete.
„Ich auch", kommt es kurz darauf von Theo und schon steht er neben mir. Genau wie ich, hält er einen kleinen, praktischen Koffer in der Hand.
„Bereit?", fragt er und streckt seine Hand nach mir aus.
„Bereit wenn du es bist", antworte ich und lege meine Hand in seine, „Wow, klingt das schnulzig", lache ich kurz darauf los - wenigstens etwas ist lustig an meiner jetzigen Situation.
„Scheiße ja", grinst Theo und zieht mich in Richtung Aufzug, „Wir klingen wie so ein verrücktes Pärchen, Cupcake."
Augenverdrehend folge ich dem großen Mann: „Wir und ein Pärchen? Ich stehe nicht auf Inzucht."
„Ich auch nicht", teilt Theo meine Meinung, „Aber wir können auch als Freunde einen auf Bonnie und Clyde machen."
„Na, hoffentlich wird das kein Selbstmordkommando."
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Forced Love | ✓
ChickLitA B G E S C H L O S S E N ♛ American Mafia - Band 1 ♛ Lillian Rosalie Pellier ist fest davon überzeugt, dass ihr Vater, der mächtigste Mann Chicagos, davon absehen wird sie zu verheiraten. Denn Lillian ist die rechte Hand ihres Vaters und bestens i...