Bonus 1

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„Caius, räum sofort deine Waffe weg! Du kennst die Hausregeln: Keine verdammten Schusswaffen liegen ungesichert in der Wohnung herum. Was ist, wenn eure kleine Schwester sie findet?", rufe ich aufgebracht durch das Penthouse und höre wenig später die Schritte meines Sohnes. Ein Wunder, dass er so schnell reagiert.

Caius ist inzwischen stolze sechzehn und macht mir mit der Pubertät das Leben schwer, genau wie sein Bruder vor ihm. Die Jungs wissen genau, dass unsere Waffen immer und zu jeder Zeit entweder am Mann oder in einem Schrank verstaut sein müssen. Das Risiko, dass meine Tochter Amalia - die gerade einmal fünf Jahre alt ist - sie findet, ist zu gefährlich.

Im Normalfall halten sich alle an die Regel, aber manchmal haben meine Söhne ihren Kopf einfach wo anders. Als Mutter ist man das Gehirn der gesamten Familie.

„Sorry Mum", entschuldigt sich Caius, der im Türrahmen erscheint und kratzt sich schuldbewusst am Hinterkopf. Er ist das Ebenbild von Fynn in seiner Jugend: schwarze Haare, blaue Augen und eine sportliche Figur. Natürlich überragt er mich bereits um mehr als einen Kopf und ich verfluche Fynn regelmäßig für seine starken Gene. Manchmal frage ich mich, wie es sein kann, dass meine Söhne mir überhaupt nicht ähnlich sehen, sondern alle Eigenschaften von ihrem Vater abbekommen haben. Einzig unsere Tochter kommt mit ihren blonden Haaren ganz nach mir, sie ist mein kleiner Engel.

„Letzte Verwarnung, ansonsten kannst du dir den Sommerurlaub mit deinen Jungs abschminken. Du weißt wie gefährlich das für Amalia werden kann und du bist alt genug, um deinen Kopf ab und zu einzuschalten."

„Aber-"

„Nichts aber. Halte dich an die Regeln, dann sitzt du in drei Wochen problemlos im Flieger. Wenn nicht, dann hat dein Handeln Konsequenzen."

„Dad würde -"

„Oh, du weißt genauso wie ich, dass dein Vater jede meiner Entscheidungen gut heißt. Bei unserer Waffenregel verstehe ich keinen Spaß und das weißt du, junger Mann!", meine ich und beobachte meinem Sohn, um seine Reaktion nicht zu verpassen. Es ist jedes Mal aufs Neue ein kleiner Kampf mit ihm.

Sein Gesichtsausdruck durchspielt Wut, Sturheit und schließlich Einsicht. Er weiß, wann genug ist und wann es besser ist nicht weiter mit mir zu diskutieren. Ich erlaube meinen Kindern viel, aber  die Regeln haben Fynn und ich nicht umsonst aufgestellt.

„Ist gut, Entschuldigung."

Froh über die ehrliche Entschuldigung nicke ich und deute auf die Waffe, die immer noch auf dem Esstisch liegt: „Und jetzt räum sie bitte weg."

Caius tut, was ich verlange und meckert zu meiner Überraschung nicht weiter herum. Vielleicht haben wir die schlimmsten Jahre der Pubertät endlich hinter uns gebracht. Zufrieden schaue ich meinen Sohn hinterher, als er das Zimmer verlässt. Na, dass lief doch besser, als erwartet.

„Du drohst ihm mit dem Sommerurlaub?", ertönt Fynns Stimme hinter mir und ich sehe, dass er im Türrahmen lehnt, der Küche und Esszimmer verbindet, „So versöhnlich, wie er reagiert hat, muss ich mir das merken. Mich schaut er immer nur böse an und ignoriert alles, was ich sage. Da war Cosmo deutlich einfacher zu händeln."

Grinsend kommt mein Mann auf mich zu und schließt mich in seine Arme.

„Such dir was eigenes, sonst wirkt die Drohung nicht mehr", erwidere ich lächelnd und lege meine Arme um seinen Hals, „Wie war die Übergabe?"

„Alles glatt gelaufen. Die Drogen sind weg und das Geld haben wir einkassiert."

Fynn gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, den ich natürlich sofort erwidere. Auch nach all den Jahren ist der Funke unserer Liebe kein Stück abgekühlt und ich fühle mich in seiner Gegenwart unantastbar. Wir haben uns ein wundervolles Leben mit drei Kindern aufgebaut und ich könnte kaum glücklicher sein.

„Hast du Cosmo mitgenommen?"

„Ja, unser Junge hat sich gut geschlagen", antwortet Fynn und Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Wir führen unseren ältesten Sohn gerade Schritt für Schritt in die Geschäfte ein, um ihn nicht zu überfordern. Natürlich wissen all unsere Kinder in was für einer Welt wir leben, aber wir versuchen das Schlimmste von ihnen Fern zu halten. Die Jungs haben beide ein ausführliches Kampftraining durchlaufen und wissen mit einer Waffe umzugehen, deshalb mache ich mir um die beiden keine Sorgen. Amalia ist aktuell noch zu jung, um großartig Verständnis für unsere Situation aufzubringen. Und wenn sie älter ist hat sie zwei große Brüder, die sie mit ihrem Leben beschützen werden und Eltern, die für ihre Kinder ohne zu zögern die ganze Welt niederbrennen würden.

„Er ist ein Naturtalent", meine ich, „Genau wie sein Vater."

„Es liegt unseren Kindern im Blut. Sie werden einst über New York regieren, wie wir es jetzt tun."

Der Gedanke macht mir etwas Angst, aber so ist der Lauf der Dinge. In Blut geboren, in Blut geschworen. Cosmo ist der Erbe der famiglia und er wird eines Tages ein guter Capo sein. Wir können ihn bestmöglich auf dieses Leben vorbereiten, aber letztendlich muss er seinen eigenen Weg gehen.

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Habe die Tochter nicht Wanda genannt. Enttäuschend, ich weiß. :D

Mal sehen, vielleicht lernt ihr Amalia und Cosmo auch mal noch kennen. ^^

Wäre nett, wenn ihr einen ⭐️ da lasst <3

Forced Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt