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Vorsichtig nähere ich mich dem Bett, in dem Fynn friedlich schläft. Er sieht immer noch scheiße aus. Wenigstens hat seine Haut wieder etwas Farbe bekommen und die Wunden sind ordentlich verbunden. Aber von dem starken Mann, der er sonst ist, erkennt man gerade nicht viel.

Kaum stehe ich neben ihm, öffnet er seine Augen und lächelt mich an: „Hey."

„Hey, wie geht es dir?", frage ich sanft und nehme seine Hand.

„Ein bisschen besser", lügt er und drückt meine Hand sanft, „Was ist los, du hast so einen entschlossenen Gesichtsausdruck?"

Er kennt mich einfach zu gut.

„Ich fahre in ein paar Minuten mit deinen Männern los und hole meinen Vater." So, jetzt ist es raus.

Fynns Gesichtsausdruck verdunkelt sich. Ich wusste, dass ihm das nicht gefällt. Er gibt nicht gerne die Kontrolle ab.

„Nein, dass wirst du nicht tun!"

„Tut mir leid", flüstere ich ihm zu, beuge mich herunter und drücke ihm einen sanften Kuss auf die Wange, „Mir wird nichts passieren, ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Ich möchte die Sache schnell erledigen, damit wir zurück nach New York können", erkläre ich und hoffe, dass ich ihn damit ein bisschen besänftigen kann, „Nicholas bleibt bei dir."

„Lilli!", protestiert Fynn und versucht nach mir zu greifen, als ich mich zurückziehe und das Zimmer langsam verlasse.

Das war schwieriger, als gedacht. Ich bleibe stehen und atme tief durch. Mein Herz zieht sich protestierend zusammen und ich würde am liebsten zurück zu Fynn gehen. Ich weiß, dass der Schwarzhaarige mir das so schnell nicht verzeihen wird, aber er ist nicht mein Bestimmer. Ich bin, genau wie er, in dieser Welt aufgewachsen und weiß, was ich tue.

Entschlossen bewege ich mich die Treppe nach unten und geselle mich zu den Männern, um mich auszurüsten. Wir rechnen nicht mit Problemen, aber lieber zu viele Waffen, als zu wenige.

Thea und Annalise wollen nicht mit, sie bleiben lieber hier und passen auf Quentin auf. So ganz trauen sie Fynns Männern noch nicht und wollen lieber selbst ein Auge auf unseren Bruder haben. Außerdem habe ich Thea die Nummer von Moira gegeben, sodass sie telefonieren können.

Auf den kleinen Einsatz nehme ich Xavier, Noah, Henry und Mike mit. Wir werden schon aufeinander aufpassen.

Sobald ich mehr Waffen am Körper trage, als ich Finger besitze, checke ich mein Handy und verlasse dann gemeinsam mit den Männern das Haus. Im Hof wartet bereits ein schwarzer Range Rover. Noah schwingt sich auf den Fahrersitz und setzt den Wagen in Bewegung.

Während der Fahrt informiere ich Theo über die aktuelle Situation, schließlich hat mein guter Freund viel zu unserem Erfolg beigetragen. Außerdem möchte ich nicht, dass er sich Sorgen macht, wenn er lange nichts mehr von mir hört. Der Blonde traut Fynn immer noch nicht und das kann ich ihm nicht verübeln. Ich habe mir fest vorgenommen, gemeinsam mit Fynn nach Seattle zu fliegen, wenn das ganze Chaos hier vorbei ist. Die beiden müssen sich einfach kennenlernen und ich wette, sie werden sich mögen. Vielleicht nicht auf anhieb, aber das wird schon.

„Es kann gut sein, dass Quentin meinen Vater bewachen lässt. Falls das so ist zeigen wir ihnen, dass Bild von meinem Bruder und fordern ihre Kapitulation. Wenn die Männer nicht kooperieren, erschießen wir sie. Ich werde mit meinem Vater reden und dann entscheiden, ob er ein Gefangener oder ein Gast ist", instruiere ich die anderen und drehe mich dabei kurz zu Xavier, Henry und Mike um, die auf dem Rücksitz sitzen.

„Geht klar", meint Mike. Er ist es gewohnt, dass ich nicht zimperlich bin. Fynns Männer sind zwar überrascht, aber nicken dann auch zustimmend. Mein wahres Gesicht haben sie noch nie zu sehen bekommen, da der Schwarzhaarige mich stets zurückgehalten hat und es keinen Grund dafür gab. Aber meine Geduld ist zu Ende und alle, die an Fynns Verletzung beteiligt sind, werden bestraft!

Nach über einer halben Stunde Fahrt, hält Noah am Straßenrand vor dem hohen Wohnkomplex an. Eine vorbeifahrende Frau hupt empört, da wir ihr scheinbar den Parkplatz geklaut haben - Pech gehabt.

Schulterzuckend laufe ich voraus und betrete die Empfangshalle. Der zuständige Mitarbeiter am Empfang erkennt mich sofort: „Ah, Lillian! Sehr schön, Sie wiederzusehen. Besuchen Sie ihren Vater?" Also ist er hier, sehr gut.

„Ja, genau. Lässt du uns hoch?", antworte ich und deute mit einem Kopfnicken auf den Aufzug.

Überschwänglich stimmt der ältere Mann zu und zieht seinen Schlüssel, um den Fahrstuhl zu öffnen.

Wir treten ein und ich drücke den Knopf, für die oberste Etage. Ich werfe dem Mitarbeiter ein freundliches Lächeln zu und dann schließen sich auch schon die Türen und der Aufzug setzt sich in Bewegung.

„Jetzt bin ich aber mal gespannt", gibt Xavier von sich, kurz bevor die Türen sich öffnen und umgreift die Pistole in seiner Hand fester.

Zu unserer Überraschung ist der Flur menschenleer. Sehr komisch.

Wir tasten uns wachsam bis zur richtigen Wohnungstür zu und auf mein Zeichen hin, tritt Noah mit Schwung dagegen, sodass die Tür aus den angeln fällt. Ein bisschen Schwund ist immer. Außerdem war anklopfen keine Option.

Die Wohnung ist klein und besteht aus einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer, der Küche und einem Bad. Das Highlight ist der große Balkon, von dem man eine wunderschöne Sicht über Chicago hat.

Per Handzeichen gebe ich den Männern Anweisungen wohin sie gehen sollen. Henry schicke ich in die Küche, Noah und Mike ins Schlafzimmer und Xavier folgt mir in das Wohnzimmer. Leise setzen wir uns in Bewegung.

Ich konzentriere mich, doch kann keinerlei Geräusche hören.

Xavier und ich, treten durch die offene Tür und erschrocken bleibe ich stehen.

Mein Vater sitzt aufrecht auf dem Sofa, rechts und links von ihm zwei seiner Männer und schaut mich direkt an.

„Lillian, ich habe dich erwartet."

Mal sehen, was ihr Vater so zu erzählen hat... ^^

Was sagt ihr dazu, dass Lilli alleine losgezogen ist?

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Forced Love | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt