5. Kapitel

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Ashley (POV)

Ich lief aus dem Internat direkt auf den Wald zu, der dieses Gebäude umgab.

Die können mir alle gestohlen bleiben! Sie wissen nicht wer ich bin! Und doch hatte Barbie recht. Obwohl sie nichts gesagt hat. Ihre Augen haben sie verraten. Ich bin ein Monster! Ich brauche niemanden!

Ich schüttelte den Kopf und verwandelte mich mit einem Sprung in meine Wolfsgestalt. Mit knackenden und schmerzenden Knochen landete ich auf meinen Pfoten und lief weiter. Schon wieder laufe ich weg! Wann habe ich mir das nur angewöhnt?!

„Ash!" Ich sah hinter mich und konnte erkennen wie Mason beim Tor stehen blieb und sehnsüchtig in den Wald blickte. Jedoch ignorierte ich ihn und lief weiter. Als dann noch die Schulglocke zur ersten Unterrichtsstunde läutete, rannte ich noch schneller.

Das alles ist die Schuld meiner Eltern! Hätten die mich nicht hergebracht, wäre ich jetzt nicht in dieser beschissenen Situation!

Ich schüttelte meinen Kopf. Ich musste ihn leer kriegen. Ich lief als würde es kein Morgen geben, obwohl ich gar nicht mehr wusste weshalb ich so viel lief. Doch der Wind in meinem Fell ließ mich frei fühlen.

Da ich nicht sonderlich darauf geachtet hatte wo ich lief, war ich irgendwie wieder beim Internat angekommen. Die Schulglocke läutete. Wie spät ist es überhaupt?! Schleichend bewegte ich mich auf das Gebäude zu und entdeckte am Eingang Mason und die Jungs stehen. Der hat jetzt nicht ernsthaft auf mich gewartet!?

Ohne ihn anzuschauen ging ich an ihm vorbei, doch als er meinen Namen sagte, blieb ich stehen. Was willst du?! Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen!? Langsam drehte ich mich um und sah ihn, durch meine roten Augen an. Ein leicht geschockter Blick huschte ihm über das Gesicht, doch es verschwand schnell wieder. Stattdessen war sein Blick besorgt. Mein Blick war jedoch kalt.

Ich wartete das er etwas sagte, doch aus seinem Mund kam nichts. Absolut nichts. Deswegen drehte ich mich um und stolzierte in mein Zimmer. Ich wollte niemanden sehen und ich wollte mich unbeschwert zurück verwandeln. Was ich in meinem Zimmer dann auch tat. Da ich auch nicht mehr in die Schule wollte entschied ich mich dazu eine schwarze Jogginghose und ein schwarzes Top anzuziehen.

Ob es stimmt was diese Schlampe gesagt hat? Bin ich wirklich ein Monster? Ein Shadow... Was haben die getan, dass ich jetzt deshalb so verabscheut werde?! Vor Wut boxte ich ein paar Mal gegen die Wand, bis meine Knöchel anfingen zu bluten. Mit einem leeren Blick starrte ich auf meine Hände.

Leise schlichen sich Tränen in meine Augen und ich fing an zu wimmern. Scheiße! Ich will doch gar nicht weinen! Grob wischte ich mir über die Augen, doch anstatt, dass die Tränen weniger wurden, wurden sie mehr. Verdammt! Ich ließ mich an der Wand auf den Boden sinken, zog meine Knie an und vergrub darin meinen Kopf. Warum muss alles nur so aus dem Ruder laufen!?

Irgendwann hörte ich wie mein Name geflüstert wurde, doch ich reagierte darauf nicht. Ich schluchzte weiter und hoffte das es endlich aufhören würde. „Ash" erneut wurde mein Name gesagt. Diesmal war es lauter und näher, weshalb ich den Kopf hob und mit verweinten Augen in Masons besorgte Augen blickte. Es war kein Anzeichen von Angst zu sehen. Warum stören ihm meine Augen nicht?! Sein Blick wanderte von meinem Gesicht auf meine Blutverkrusteten Hände. Er riss die Augen auf, kniete sich hin und nahm meine Hände, um sie genauer zu betrachten. Doch ich entriss sie ihm sofort wieder. Er sollte mich einfach in Ruhe lassen.

„Lass mich in Ruhe!" knurrte ich ihn an und teilte ihm somit meine Gedanken mit. „Nein! Das werde ich nicht!" knurrte er ebenfalls, nur lauter und dominanter. Ich blickte ihn einfach an. „Bitte Ash. Ich will dir nur helfen" sanft strich er mir über die Wange.

Die eben verschwundenen Tränen, sammelten sich erneut in meinen Augen und als er sich wieder meine Hände nehmen wollte, fiel ich ihm in die Arme. Ich weinte, schon wieder und noch mehr als vorher. „Ash, Baby, alles ist gut" beruhigend strich er mir über die Haare. Ich fühlte mich sicher, was noch nie zuvor der Fall war.

Irgendwann hatte ich mich endgültig beruhigt und lehnte mich wieder zurück an die Wand. Mason seufzte erleichtert, dann stand er auf, um ins Bad zu gehen. Kurz darauf kam er mit Verbandszeug zurück, setzte sich im Schneidersitz vor mir und fing an meine Hände einzubinden.

„Was weißt du über das Shadow-Rudel?" fragte ich dann, woraufhin er von meinen Händen aufsah. Sein Blick war erschrocken und unsicher. „Was meinte Blondie vorher?" fragte ich weiter. „Willst du das wirklich wissen?" fragte Mason vorsichtig. Ich nickte nur. „Okay" seufzend sah er mich an, dann senkte er seinen Blick wieder auf meine Hände, um diese weiter einzubinden.

„Das Shadow-Rudel war einmal das stärkste und mächtigste Rudel von allen, deshalb wurde es respektiert. Du musst wissen, insgesamt gab es sechs Rudel hier in diesem Gebiet. Und das Shadow-Rudel besaß das größte Territorium überhaupt. Dieses Rudel wirkte immer so freundlich und liebevoll. Nur war dies nie so" er stockte, es schien als wüsste er nicht ob er weiterreden sollte. „Rede weiter" forderte ich ihn deshalb auf. Er nickte.

„Laut Erzählungen war es im Rudel grausam. Die Kinder wurden bestraft, wenn sie nicht auf den Alpha oder auf die Luna hörten und die Erwachsenen gefoltert. Sie töteten sogar ihre Mitglieder, wenn sie gegen ein Gesetz verstoßen hatten. Und wenn es mal vorkam, dass ein Shadow einen Mate aus einem anderen Rudel hatte, musste dieser Wolf in das Shadow-Rudel wechseln, ansonsten wurden beide getötet" er beendete seine Erzählung und ich sah ihn geschockt an. Sowas hat mein Rudel getan?!

„Du sagtes es gab sechs Rudel. Was ist passiert?" fragte ich. Ich verstand immer noch nicht, was das alles mit mir zu tun hatte. „Das Moon-Rudel, also mein Rudel, und die anderen hatten sich vor 16 Jahren zusammengetan, um das Shadow-Rudel zu vernichten." erklärte er mir.

„A-aber was hat das Ganze mit mir zu tun?!" fragte ich. Ich verstand gar nichts mehr. „Nachdem Jenny deinen Geruch angesprochen hat, habe ich, so dumm es auch klingt, deinen Geruch genauer unter die Lupe genommen. Wenn auch nicht so penetrant, aber du hast den Shadow-Geruch in deinem mit drinnen. Und das haben wohl alle, außer mir, gerochen. Du bist anscheinend die letzte aus diesem Rudel und jeder, der das mitbekommen hat, hat Angst, dass du das Shadow-Rudel wieder neu aufbaust" erklärte er mir, jedoch konnte ich in seinem Blick lesen, dass er das nicht glaubte. Woher soll er nur wissen ob das stimmt? Warum sehen alle, außer er, ein Monster in mir? Aber sie haben alle recht. Ich bin ein Monster. Und wenn sie eines haben wollen, warum ihnen keines bieten?!

„Wenn sie das von mir erwarten, wieso gebe ich ihnen dann nicht das Monster, das sie wollen" knurrte ich dann. Eine unerklärliche Wut stieg in mir auf. „Nein! Ash, wenn du ihnen das gibst was sie wollen- Wer weiß, vielleicht töten sie dich sogar! Das kann ich nicht zulassen!" schrie er. Ich schnaubte nur und stand auf. „Dann sollen sie mich doch töten" meinte ich gleichgültig.

Mit einem Mal sprang er auf, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und sah mich mit einem intensiven Blick an. „Ich lasse das nicht zu. Du bist meine Mate und wirst Luna meines Rudels!" sagte er mit starker Stimme. „Was ist, wenn ich nicht deine Luna sein will!" schrie ich und riss mich von ihm los. Plötzlich änderte sich etwas in seinem Blick und ich fand mich an der Kehle an die Wand gedrückt wieder. „Dann werde eben nicht meine Luna! Aber ich lasse nicht zu, dass du den Schülern hier das bietest was sie von dir verlangen! Ich lasse nicht zu, dass du zum Shadow-Wolf mutierst!" er knurrte und drückte bei fast jedem Wort immer mehr zusammen, ich rang nach Luft und bohrte ihm meine Krallen in die Arme. Es schien als würde er nichts merken. Nicht wie ich nach Luft rang und nicht wie seine Arme bluteten. Bis er mit einem gewaltigen Ruck von mir gezogen wurde und ich mit Schnapp-Atmung zu Boden fiel. Automatisch griff ich mir an den Hals und rang nach Luft.

„Bist du jetzt völlig übergeschnappt!" hörte ich jemanden schreien und als ich hochblickte, erkannte ich Leon, Masons Beta. Mason saß am Boden und schien gerade zu realisieren was passiert war. „Du kannst doch nicht deine eigene Mate erwürgen! Auch wenn ich sie nicht leiden kann!" schrie er weiter. Na, danke auch! Ich mag dich auch nicht!

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt