8. Kapitel

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„Ash" sanft rüttelte ich an ihrer Schulter. Wir waren angekommen und sie die einzige, die sich noch nicht aus dem Auto bewegt hat. Murrend drehte sie sich zu mir und kuschelte sich an meinen Bauch. Leise fing ich an zu lachen. Sie kann richtig süß sein! „Ash!" sagte ich diesmal lauter. Immer noch schlaftrunken setzte sie sich auf und rieb sich ihre müden Augen, dann blickte sie sich um, bis ihr Blick an mir hängen blieb. „Morgen Engel" lächelte ich. „Nenn mich nicht so" brummte sie und stieg aus, als ich ihr den Platz dazu machte. „Sind wir schon da?" fragte sie, dabei blieb ihr Blick wie gebannt an der Villa, die wir als Rudelhaus betitelten.

„Jap" grinsend streckte ich ihr meine Hand hin, doch Ash ignorierte sie nur und ging auf die Villa zu. Kopfschüttelnd folgte ich ihr. Ash betrat das Gebäude, da die anderen schon hineingegangen waren und stand erstmal in der riesigen Eingangshalle. Fasziniert sah sie sich um. „Herunten haben wir das große Wohnzimmer, dass in einen Garten und dann in den Wald führt. Eben die große Eingangshalle und eine Küche mit Esszimmer, ein Bad und ein Gästezimmer. Oben sind insgesamt sechs Zimmer. Meines, was dann eigentlich unseres ist. Das vom Beta und Allison, Jackson und Lacy, Alex und Ellas Zimmer. Und mein Arbeitszimmer. Ach, und in jedem Zimmer ist ein eigenes Bad" erklärte ich ihr, während wir vom Wohnzimmer in die Küche und dann hinauf zu den Zimmern gingen.

„Hier soll ich wohnen?" fasziniert drehte sie sich zu mir um. „Wo willst du sonst wohnen" schmunzelte ich. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Komm" ich ging an ihr vorbei und öffnete die hinterste Tür. „Das ist unser Zimmer" erklärte ich ihr, während sie sich genau umsah. Es war nicht viel zu betrachten. Ein großes Doppelbett, ein Kleiderschrank, ein Nachtschrank und ein großes Fenster mit dem Ausblick zum Wald. Man konnte es sich sogar auf dem Fensterbrett bequem machen.

„Du hast überhaupt nichts persönliches hier" bemerkte sie und blieb dann beim Fenster stehen. Ich stellte mich hinter sie und schlang meine Arme um ihren Bauch. „Ich habe kaum persönliche Sachen. Bin eher damit beschäftigt ein Rudel zu leiten" Sie drehte sich in meinen Armen um und sah mir in die Augen. „Wie alt bist du? Muss man für den Alphaposten nicht um die 25 sein oder so?" fragte sie. Leicht musste ich schmunzeln, doch das verschwand, als mir einfiel warum ich so früh Alpha wurde.

„Ich bin 22. Und ja man kann eigentlich erst mit 25 Alpha werden" erklärte ich ihr. „Und wieso bist du so früh schon Alpha?" fragte sie weiter und ich musste schlucken. „Meine Eltern sind, als ich 18 geworden bin, verschwunden. Keiner hat sie finden können und somit musste ich in die Fußstapfen früher als normalerweise treten" beantwortete ich ihre Frage.

„Hmm" sie lehnte ihren Kopf an meine Brust. Irgendwann löste sie sich und sah sich erneut um, so als würde sie etwas suchen. „Was suchst du?" fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue. „Ich frage mich nur, wo ich mein ganzes Zeug hintun soll und vor allem wie ich es herbekomme. Ich will nicht mit meinen Eltern reden" sagte sie. Ich schmunzelte. „Ich habe mit deinen Eltern schon telefoniert und sie haben mir erklärt, dass es an die fünf großen Umzugskartons sind. In zwei Wochen werden sie hergeschickt" erklärte ich ihr und sie nickte.

Ash ging auf das Bett zu und setzte sich darauf. Dann starrte sie mich mit großen Augen an. „Du schläfst auf der Couch" grinste sie und ließ sich zurück in das Bett fallen. Lachend stellte ich mich zu ihr, bis ich mich über sie stützte. Verblüfft sah sie mich an. Ihre Augen glitzerten und erinnerten mich daran, dass sie eigentlich Kontaktlinsen trug.

„Warum trägst du Kontaktlinsen?" flüsterte ich und ihre Augen weiteten sich, bis sie ihren Kopf wegdrehte. „Babe" ich drehte ihr Gesicht wieder zu mir. „Siehst du schlecht?" fragte ich, doch sie schüttelte ihren Kopf. „Nein. Das sind färbige Linsen" flüsterte sie. „Zeig mir deine Augen. Deine echten" verlangte ich, richtete mich auf und stieg von meiner Mate herunter. Sie setzte sich ebenfalls auf und sah beschämt auf den Boden. So kenne ich sie gar nicht! „Babe?" vorsichtig griff ich nach ihren Händen. „Wenn du nicht magst, musst du nicht" versicherte ich ihr, doch sie schüttelte erneut den Kopf. „Du hast sie eh schon gesehen, doch irgendwann muss ich sie euch zeigen. Außerdem will ich mich nicht mehr verstecken" sie stand auf und verschwand im Bad. Beschämt, Schüchtern, ohne Zickerei! Was ist nur los?

Plötzlich ging die Tür auf und Ash stand mit dem Blick zum Boden gesenkt da. Ich stand auf und ging auf sie zu. Leicht legte ich zwei Finger an ihr Kinn und hob ihren Kopf an. Ihre Augen waren geschlossen. Angst! Sie hat Angst wie ich reagieren würde! Obwohl ich sie schon gesehen habe. „Öffne deine Augen" flüsterte ich und nach kurzem Zögern blickte ich in rot-blaue Augen. Um die Pupille war ihre Iris in einem tiefen Blutrot gefärbt, welches ins Eisblau verläuft. „Wunderschön" kam es mir über die Lippen. Geschockt blickte sie mich an. „Deine Augen sind wunderschön" sagte ich erneut und ihre Augen fingen an zu glitzern. Als wäre sie ausgewechselt.

„Du lügst doch" sie schüttelte ihren Kopf und entriss sich mir. „Wie kommst du darauf?" fragte ich sie. „Ich habe deinen Blick gesehen, als du mir in meine Wolfsaugen gesehen hast und als du sie an meinem ersten Tag gesehen hast" sagte sie distanziert. „Ich war überrascht, ja auch etwas erschrocken, aber das war schon alles. Baby. Ich finde deine Augen wunderschön. Warum versteckst du sie?" sanft legte ich meine Hände auf ihre Schultern. Sie seufzte. „Jeder der sie gesehen hat, hat Angst bekommen. Niemand wollte mit mir etwas zu tun haben, deshalb fing ich an Kontaktlinsen zu tragen. Nur habe ich selbst dann angefangen mich von den Menschen zu distanzieren" erklärte sie.

„Ich mag deine Augen. So wie sie sind" bestätigte ich erneut und diesmal drehte sie sich zu mir um und sah mich an. „Aber was werden die anderen dazu sagen?" fragte sie mich und schien sich ziemlich unsicher. „Ich denke, ihnen werden sie ebenfalls gefallen" lächelte ich und strich ihr über die Wange.

„Oh Mann" sie löste sich von mir. „Seit wann bin ich so unsicher?" frustriert fuhr sie sich übers Gesicht. Ja, das habe ich mich auch schon gefragt!

„Also" ich zog das O in die Länge und grinste meine Mate an. „Wie gefällt es dir hier?" fragte ich sie. „Es ist schön, denke ich" unsicher sah sie mich an, dabei blitzte Distanz in ihren Augen auf. „Du wirst dich schon noch einleben" sagte ich optimistisch. „Ja" sie drehte sich wieder zum Fenster und sah auf den Wald.

„Was haltest du von einem kleinen Ausflug?" Verwirrt sah sie mich an, jedoch nickte ich nur Richtung Tür und ging auf diese zu. Verwirrt folgte sie mir die Treppen runter. „Wo geht ihr hin?" Allison rief aus der Küche, weshalb ich kurz zur Küche bog. „Ich zeige Ash den Wald" antwortete ich knapp. „Um sieben gibt's Abendessen" sagte sie nur, weshalb ich augenverdrehend nickte und zu meiner Mate ging. Diese stand bei der Haustür und hatte sich gerade ihre Schuhe angezogen.

„Ich hoffe, dass sind keine Sachen, die du gerne trägst" schmunzelte ich und sie sah an sich herunter. „Warum?" skeptisch blickte sie mich an. „Wir werden nicht als Menschen durch den Wald rennen" meinte ich nur. Ein Knurren kam ihrerseits. „Ich verwandle mich nicht" sagte sie mit fester Stimme. „Wieso?!" zischte ich. „Es- Weil-." sie suchte nach einer Ausrede. „Weil es schmerzt, nicht wahr?" sprach ich das offensichtliche aus. Sie sagte nichts. „Komm. Ich zeige dir wie es mit weniger Schmerzen geht" versuchte ich meine Mate zu überreden. „Ich zieh mich schnell um" sagte sie und lief die Treppen hoch.

Fünf Minuten später stand sie in Jogginghose und einem weiten T-Shirt vor mir. „Wir sind dann mal weg!" schrie ich, bevor ich die Haustür schloss und mit Ash zum Waldrand ging. Dort stellte ich mich zu einem Baum, zog meine Schuhe und das Shirt aus, dabei spürte ich ihren Blick auf mir und musste sofort Grinsen.

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt