42. Kapitel

1.8K 68 0
                                    

„Hier" Leon streckte mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie und ließ mich von ihm aus dem Auto ziehen. Er legte eine Hand um meine Taille und stützte mich somit. Alex und Jackson gingen uns hinter her, während wir auf das Rudelhaus zugingen. Ich fragte mich immer noch wo Mason war. Irgendetwas verheimlichte Leon mir, aber ich konnte nicht nach Fragen. Es hinderte mich der Gedanke, dass ich es sowieso gleich erfahren würde.

Leon öffnete die Tür und betrat mit mir die Eingangshalle. Ich hörte Stühle umkippen und sofort standen drei Mädchen vor uns. Sie sahen mich an, als hätten sie einen Geist gesehen. Als könnten sie nicht glauben, dass ich wirklich hier war. „Ash" Ella kam mit Tränen auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. Ich zuckte leicht unter ihrer Berührung zusammen. Sie ließ mich los und blickte in meine Augen. „Wo ist Mason?" fragte ich. „Er ist auf dem Weg" sprach Jackson. „Wie? Er ist auf dem Weg? Wo ist er?" fragte ich verwirrt. „Wir sind nicht die einzigen gewesen. Ich hatte mehrere Gruppen auf die Suche nach dir Beordert" erklärte Leon. „Aber das beantwortet nicht meine Frage" knurrte ich. „Er hat sich ebenfalls immer wieder auf die Suche gemacht. In der Früh ist er wieder los" sprach plötzlich die sanfte Stimme von Saskia, die mir ein leichtes Lächeln schenkte, bevor sie mich in ihre Arme schloss.

„Alleine?!" fragte Leon nun geschockt, woraufhin Saskia nickte. „Scheiße! Dieser Kerl!" fluchte Leon und stürmte aus dem Haus. Verwirrt sah ich ihm hinterher. „Komm Ashley. Machen wir dich sauber und versorgen deine Wunden" Saskia führte mich die Treppen hoch. Ella folgte uns, während Allison und Lacy unten bei Alex und Jackson blieben.

Im Bad schälte ich mich aus Leons Hoodie und bekam geschockte Blicke zugeworfen. „Schaut mich nicht so an" hauchte ich, drehte mich um und blickte direkt in einen Spiegel. Erschrocken über mein Spiegelbild taumelte ich einige Schritte zurück. Ich hatte überall Blutergüsse, große Narben und war Blutverschmiert. Meine Lippe zierte ebenfalls eine Narbe, während meine Augen violett waren und rot unterlaufen. „Sieh dich nicht an" Ella zerrte mich vom Spiegel weg und half mir mich in die Badewanne zu setzen. Langsam ließ Ella das Wasser über mich laufen, kurz zuckte ich zusammen, aber dann blieb ich ruhig. Bewegte mich kein Stück. Ließ es über mich ergehen, wie das Wasser mein Blut wegschwemmte, wie Ella und Saskia meinen Körper vorsichtig reinigten und dabei mich mitleidig ansahen. Ich wollte ihr Mitleid nicht, aber sagen konnte ich ihnen das auch nicht. Ich wollte nur noch zu Mason, welcher anscheinend irgendwo war. Über Mind-Link erreichte ich ihn immer noch nicht, also versuchte ich es erst gar nicht.

„Die Wunden sind frisch" stellte Ella irgendwann fest, als sie über meinen Rücken wusch. „Darum ist Leon auch vorher so losgestürmt" hörte ich Jacksons Stimme an der Tür. „Ash?" fragte er, doch ich gab keine Antwort. Ich wollte nur zu Mason. Verstehen was hier gerade abging. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anstarren. Ich war ziemlich geschockt. Entschuldige" sagte er und man konnte heraushören, dass er sich schuldig fühlte. „Schon okay" flüsterte ich, doch ich wusste, dass er mich gehört hatte. Jackson hatte ein ziemlich gutes Gehör. Zwar hatte das jeder Werwolf, doch Jacksons Gehör war noch ausgeprägter. Ich hörte Schritte, die sich entfernten und dann Saskia seufzen. „Na komm Ashley. Ziehen wir dir etwas an" Saskia zog mich auf meine Beine, während Ella ein Handtuch holte.

Vorsichtig trockneten sie mich ab und halfen mir mich anzuziehen. Ich hatte nicht viel angezogen, Unterwäsche, eine kurze Hose und ein Shirt von Mason. Alles locker, sodass ich mich nicht eingeengt fühlte. Als ich Masons Geruch roch, entspannte ich mich ein wenig.

Zusammen mit Saskia und Ella ging ich wieder hinunter in die Küche, wo sofort Allison und Lacy aufstanden. „Wie geht es dir?" fragte Allison mich und nahm meine Hand. Sie hatte Angst mich zu berühren. Angst mir vielleicht weh zu tun. „Irgendwie tot. Mein Körper tut weh und gleichzeitig ist er taub" sagte ich monoton, während ich in Allisons Augen starrte. Diese Augen! Dieselben wie von Liam! „Du hast seine Augen" flüsterte ich, hob meine Hand an ihre Wange und strich sanft unter ihre Augen. Erschrocken sah sie mich an. „Aber deine sind viel freundlicher und schöner" hauchte ich, bevor ich sie los ließ, mich umdrehte und in die Richtung des Wohnzimmers ging. Keiner folgte mir oder sagte etwas. Sie wussten alle, dass ich nur eine Person bei mir haben wollte und diese war nicht da. Ich ging durch das Wohnzimmer, zur Gartentür und betrat den Garten. Es war kühl, aber nicht kalt. Die Sonne schien und der Schnee war schon lange geschmolzen. Die Blumen blühten schon in aller Pracht und die Vögel zwitscherten.

Ich blickte in den blauen Himmel. Die Sonne stand ziemlich hoch, somit musste es Mittag sein. Fast ein Monat. Solange hatte Liam mit mir gespielt. Also mussten wir April haben. Warum ist mir dann etwas kalt? April. Bald würde die Klassenfahrt sein, oder war sie schon?

Mein Blick war immer noch in den Himmel gerichtet, als die Tür hinter mir aufging. Ich drehte mich um und blickte direkt in müde, ozeanblaue Augen. Er ist hier! „Ash" hauchte er, kam die paar Meter auf mich zu und drückte mich an seine Brust. Plötzlich verspannte sich mein gesamter Körper und wollte nur weit weg von ihm. Ich drückte mich von meinen Mate und brachte Abstand zwischen uns. Verletzt sah er mich an. Ich jedoch musterte ihn. Er sah genauso aus wie ich. Mit großen Augen sah ich ihn an. „Was?" hauchte ich und starrte ihn einfach nur an. „Das ist eine komplizierte Sache" sagte er nur und kam einen Schritt auf mich zu. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Ich ließ zu, dass er mir immer näher kam, bis er einige Zentimeter vor mir stehen blieb. Vorsichtig legte er seine Hände an meine Wange und strich sanft über meine angeschwollene Haut. „Ich dachte ich hätte dich verloren" hauchte er an meinen Lippen. Sein warmer Atem streifte meine Lippen wie ein leichter Kuss. Sofort sehnte ich mich nach mehr. Ich blickte hoch in seine Augen, sagte kein Wort. Langsam lehnte er sich vor, bis er sanft seine Lippen an meine drückte.

Zuerst nur sanft, bis er mehr Druck ausübte. Mit einem Mal konnte ich all seinen Schmerz, seine Verzweiflung, seinen Hass und seine Liebe spüren. Alles, wonach ich mich gesehnt hatte, schwappte wie eine Welle über mich. Aber es war keine Last, es brachte Erleichterung. Denn diese Welle voller Gefühle, zeigte mir, dass wir immer noch verbunden waren. Dass wir immer noch zusammengehörten und dass Liam es nicht geschafft hatte uns zu trennen. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm noch näher zu sein. Vorsichtig legte ich meine Hände in seinen Nacken, er jedoch behielt seine Hände an meinen Wangen.

Luftholend, lösten wir uns und sahen uns an. Keiner sagte ein Wort. Wir sahen uns nur an, nahmen die Präsenz des anderen auf, atmeten dessen Geruch ein und fühlten dessen Gefühle.

Wolves - The MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt