Kapitel 9 - Besserung

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Die nächsten vier Tage waren der Horror. Während es mir nach zwei Tagen wieder etwas besser ging und ich mich nur noch ab und zu übergeben musste, war Harry nach wie vor krank. Es schien, als würde es ihm nicht besser gehen. Die Magenkrämpfe, der Durchfall, das Übergeben, alles wurde schlimmer. Harry schlief fast den ganzen Tag, schwitzt und stöhnt ab und zu vor Schmerz. Er scheint genau so schwach zu sein wie am Anfang. Viel gegessen oder getrunken hat er nicht und wenn, dann nur wenn ich ihn dazu zwinge.

Unser Urlaub ist fast vorbei, ein bisschen weniger als eine Woche haben wir noch. Es ist schade, dass wir krank geworden sind und damit so viel Zeit vergeudet haben. Aber man muss schließlich auch zueinander stehen, wenn man krank ist und das tue ich. Ich umsorge ihn so gut es geht. Bestelle leichtes, seinen Magen nicht reizendes Essen. Überrede ihn wenigstens ein bisschen zu essen und zu trinken. Halte ihm die Harre zusammen, wenn er sich übergibt. Streiche ihm beruhigend über den Rücken und gebe ihm ein Glas Wasser um seinen Mund auszuspühlen. Gestern habe ich ihn dazu gezwungen zu duschen und sich neue warme Sachen anzuziehen. In dieser Zeit hat das Zimmermädchen die Bettsachen gewechselt. Ansonsten wird unser Zimmer nicht gemacht. Lüften tu ich nur 10 Minuten und auch nur, wenn Harry richtig dick in Decken eingewickelt ist. Sein Fieber sinkt seit gestern zum Glück wieder, was mich aufatmen lässt.

Gerade bin ich etwas wackelig auf den Beinen auf dem Weg an die Rezeption. Es zerrt doch mehr an mir als ich dachte. Obwohl ich noch nicht ganz gesund bin, kümmere ich mich rund um die Uhr um Harry. Selbst als es mir nicht ganz so gut ging, war ich für ihn da. Aber er ja auch für mich, wenn er gerade nicht geschlafen hat. Was er sowieso fast die ganze Zeit macht. Aber es ist okay, so wird er wenigstens schneller gesund.

"Hallo, kann ich die Wäsche hier zum waschen abgeben?" frage ich. Wir brauchen einfach wieder gewaschene Sachen und selbst waschen kann ich im Moment nicht.

"Natürlich." sagt sie, nimmt mir die Tüte ab und schreibt unsere Zimmernummer darauf. Nachdem ich uns noch zwei Nudelsuppe und zwei Tassen Tee bestellt habe und sie sagt, dass sie es mir aufs Zimmer bringt also gehe ich wieder hoch und sehe Harry am Fenster stehend im Zimmer vor. Schnell laufe ich auf ihn zu. Er hat eine Decke um sich gewickelt und lehnt sich am Fensterbrett an.

"Schatz was machst du da?" frage ich sanft und schlinge meine Arme von hinten um seine Hüfte. Er lehnt sich meiner Umarmung entgegen und legt eine seiner Hände auf meine.

"Tut mir leid, dass ich unseren Urlaub vermiese." murmelt er, den Blick starr gerade aus gerichtet.

"Hey. Du kannst doch nichts dafür, dass wir krank geworden sind. Außerdem geht es dir bald wieder besser und dann genießen wir noch die restlichen Tage. Es ist ja nicht unser letzter Urlaub." entgegne ich und lege meinen Kopf auf seine Schulter.

"Es ist wunderschön hier." murmelt er wieder. Sein Blick immer noch aus dem Fenster hinein, in das Leben der Stadt. Viele Autos fahren die Straßen entlang, Leute hetzen zu ihren Arbeitsplätzen, zu Familien oder sonst wo hin. Mein Blick löst sich von der Stadt hinauf zu seinem Gesicht. Seine Augen nach vorne gerichtet, Augenbrauen überlegend zusammen gezogen, auf der Unterlippe kauend. Irgendetwas beschäftigt ihn.

"Was ist los Schatz?" frage ich leise und streiche ihm sanft über den Bauch. Er seufzt nur.

"Ich liebe dich." endlich entfernt er seinen Blick von der Stadt und schaut mich an. Verwirrt runzel ich die Stirn.

"Ich.. dich auch. Was hat? Also wieso?" sage ich immer noch verwirrt.

"Ich weiss auch nicht. Liam hat mir  erzählt, dass er Streit mit Danielle hat, anscheinend richtig schlimm. Du weisst, sie sind schon lange zusammen sind. Naja und wir hatten die letzten drei Monate auch eine schwere Zeit und ich will einfach alles vergessen. Ich will wieder glücklich mit dir sein und dir zeigen wie sehr ich dich liebe. Aber da ist diese Angst in mir, dass ich dir das zu wenig zeige oder sonst irgendwas uns auseinander bringt." Er dreht sich in meinen Armen um und löst sie von seinem Rücken. Vielleicht war er deshalb neulich im Wirlpool, glaube ich war es so komisch. Meine Hände in seinen haltend redet er weiter.

"Ich liebe dich über alles und ich werde dich auch immer lieben. Ich glaube an die wahre und die große Liebe. Und ich glaube, dass du meine Liebe bist. Ich glaube, dass wir füreinander bestimmt sind. Es hatte einen Grund, warum meine Mum genau dann mit mir umgezogen ist, als es dir so schlecht ging. Als du kurz davor warst aufzugeben. Egal was andere sagen oder wie viele Steine uns in den Weg gelegt werden, ich liebe dich. Zusammen schaffen wir alles."

Ich schaue ihn einfach nur perplex an. Es ist schön, solche Worte zu hören. Zu hören, wie sehr er mich liebt und wie sehr er vor hat mich in Zukunft zu lieben. Aber sagt man solche Sachen nicht eigentlich, wenn man jemanden einen Heiratsantrag macht? Ich will nicht heiraten. Natürlich liebe ich Harry. Mehr als alles andere. Mehr als mich aber heiraten will ich nicht.

"Du ähm.... fragst mich jetzt aber nicht ob... ähm?" frage ich stotternd. Er seufzt und sieht mir in die Augen. Seine Hände halten immer noch meine.

"Ich weiss, dass du mich nicht heiraten willst." murmelt er.

"Harry." seufze ich und befreie eine meiner Hände um sie an seine Wange zu legen. "Es liegt nicht an dir. Ich liebe dich. Mehr als ich jemals dachte oder denken werde. Ich liebe dich so sehr und will auch immer mit dir zusammen bleiben aber ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken an eine Hochzeit anfreunden. Sieh es bitte nicht als ein Groll gehen dich. Das wäre falsch. Du weisst, wie ich bin. Du kennst mich. Du kennst jede Seite von mir, jedes noch so kleine Geheimnis. Wenn mich jemand annähernd versteht, dann du." Er nickt und küsst mich kurz.

"Ich weiss mein Schatz. In den letzten Tagen, als es mir so schlecht ging warst du immer für mich da. Obwohl es dir auch nicht gut ging. Du hast mich im Arm gehalten und wusstest nicht, wie viel mir das bedeutet. Es tat unglaublich gut zu wissen, dass du da bist. Selbst wenn ich mich übergeben habe, was nun wirklich ein ekelhafter Anblick ist, warst du bei mir und hast meine Haare zurück gehalten. Ich will dir einfach nur sagen wie wichtig du mir bist und wie sehr ich dich liebe."

Ich lächelt und lehne mich zu ihm hoch in einen langen Kuss. Unsere Lippen bewegen sich synchron, die Zungen spielen miteinander als plötzlich dieses Kribbeln in meinem Bauch entsteht. Ich reiße meine Augen auf, löse mich von ihm und sprinte ins Badezimmer. Vor der Toilette kniend übergebe ich mich. Gott, wie peinlich war das denn?

Ich spüre, wie er neben mich kniet und meine Haare zurückhält. Leise hört man ein klopfen an der Türe und wie jemand herein tritt.

"Hallo? Ich bringe ihnen ihre Suppe und den Tee." hallt eine dunkle Stimme durch den Raum. Schnell spüle ich mir den Mund aus, bevor ich mit Harry zusammen das Bad verlasse. Wir setzen uns an den Tisch und essen die Nudelsuppe. Wir beide schaffen nicht die ganze Portion.

"Die Suppe war lecker." schmunzelt Harry und greift nach meiner Hand. Er zieht mich auf, nimmt sich eine Decke vom Bett und zieht mich mit Richtung Balkon. Er macht die Türe hinter sich zu, setzt sich auf den Stuhl und zieht mich auf seinen Schoß. Die Decke um uns gehüllt.

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