Kapitel 25 - atemnot

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Die ganze Nacht schon wälze ich mich von der eine auf die andere Seite. Ich bin kurz davor aufzugeben und zu Harry zu gehen. Mich zu ihm in unser Bett zu kuscheln und endlich einscclafen zu können, aber ein bisschen Stolz habe ich auch noch, um nicht wie ein kleines Kind angekrochen zu kommen.

Eine Hand auf meinem runden Bauch liegend starre ich an die Decke. Habe ich überreagiert? Ich meine, den ganzen Tag hat er sich einen Scheiß für uns interessiert und dann ist das doch jetzt angebracht oder? Andererseits kann ich wirklich schlecht ohne ihn einschlafen, obwohl die Kleine aufgehört hat zu strampeln. Wahrscheinlich schläft sie schon.

Müde drehe ich meinen Kopf nach links um auf die Uhr sehen zu können. Die Zahlen leuchten in einem angenehmen rot durch die Dunkelheit.

3:37 Uhr

Na super. Seufzend drehe ich meinen Kopf wieder zurück und schließe die Augen. Schon knapp 3 Stunden liege ich hier und versuche einzuschlafen. Alle möglichen Sachen fallen mir ein, wieso er das gemacht hat. Aber keine glaube ich so richtig. Vielleicht hat er genug von mir. Vielleicht sieht er ein, wie schwer es ist mit 18 & 19 ein Kind zu bekommen. Vielleicht hat er sich alles anders vorgestellt und bereut seine Entscheidung. Vielleicht will er doch kein Dad werden. Vielleicht hat er jemanden kennengelernt und sich neu verliebt. Autsch.

Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken zusammen.

Meine Augen werden glasig.

Bevor ich aber weiter darüber nachdenken kann geht die Schlafzimmertüre auf. Schnell schließe ich meine Augen. Er soll nicht wissen, dass ich noch wach bin. Irgendwie will ich auch gerade nicht mit ihm reden.

Leise tapst er immer näher zu mir und kniet sich, glaube ich neben die Couch. Ich spüre wie zwei seiner Finger leicht meine Wange berühren. Es ist eine liebvolle Gehste und verursacht Gänsehaut bei mir.

So gerne würde ich jetzt in seine Augen schauen, mich in seine Arme schmiegen, mich Geborgen, Gewollt und Geliebt fühle. Ich möchte, dass er sich zu mir legt und über meinen Babybauch streicht. Ich möchte, dass er wieder so gruselig kitschig mit ihr spricht. Ich möchte durch seine Haare kraulen und gerührt grinsend zusehen welche Freude er an unserer Tochter zeigt, obwohl sie noch nicht einmal auf der Welt ist.

"Du hast recht." flüstert er. Womit habe ich recht? Würde ich nicht so tun, als würde ich schlafen, würde ich jetzt meine Sturn runzeln.

"Es ist die falsche Entscheidung gewesen."

"Es war voreilig, da ich in diesem Moment glücklich war. Aber für die Zukunft war es die Falsche." Seine Hand legt sich zu meinem Bauch.

"Aber ich kann nicht. Ich will nicht."

"Du schaffst das auch alleine. Ich bin zu jung für ein Kind." sagt er. Was? Meine Augen bleiben geschlossen, ich lasse mir nicht anmerken, dass ich alles mit anhöre. Dabei überkommt mich eine Welle mit Schmerz, Wut, Geschocktheit. Das kann er doch nicht machen. Nur wegen ihm habe ich es behalten, da kann er dich nicht gehen. Nur wegen ihm lebt dieses Kind noch. Und außerdem bin ich jünger wie er.

"Du wirst es verstehen. Ich kann nichts dafür, aber ich kann das alles nicht mehr." sagt er, drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich spüre etwas feuchtes auf meine Wange, ganz nah an meinem Mund tropfen. Er weint.

"Du schaffst das, dass weiss ich. Du bist stark und auch wenn für dich jetzt eine Welt zusammenbricht, pass auf sie auf."

"Machs gut, Lilly." flüstert er und verschwindet immer mehr, bis er nicht mehr zu sehen ist. Sofort reiße ich meine Augen auf. Er ist weg. Einfach weg. Ein Schrei verlässt meinen Mund, ein Schrei der Verzweiflung und des Schmerzes. Ich kralle mich mit meinen Fingern in die Bettdecke, um den Schmerz zu lindern. Das kann nicht wahr sein.

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