Kapitel 47 - 3 Minuten

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Lächelnd drücke ich der schlafenden Alexa einen Kuss auf die Stirn und verlasse leise ihr Zimmer. Es ist noch überall dunkel, aber ich muss ausnahmsweise so früh ins Büro, da wir einen Sonderauftrag haben. In der Küche treffe ich wieder auf Harry, welcher extra für mich so früh aufgestanden ist. Ich ziehe ihn an der Hand mit zur Türe und nehme ihn fest in den Arm. Keine Ahnung, ich bin heute irgendwie so kuschelbedürftig. Er schlingt lachend seine Arme um mich und hält mich so dicht an sich.

"Ich will nicht gehen." murmel ich in sein Shirt und drücke mich, wenn überhaupt möglich, noch enger an ihn. Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl. Am liebsten würde ich den ganzen Tag einfach Zuhause bleiben. Bei Harry. Bei Alexa. Mit ihnen kochen, lachen und jede Menge Spaß haben.

"Es sind nur ein paar Stunden." lacht Harry und löst sich von mir. Ich nicke, stelle mich ein wenig auf meine Zehenspitzen und lege meine Lippen auf seine. Er legt seine Hand an meine Wange und erwieder den zarten Kuss. Viel zu schnell lösen wir uns wieder. Ich seufze, schultere meine Tasche und drücke ihm nochmal einen kleinen Kuss auf die Lippen.

"Bis dann." verabschiede ich mich und laufe los die Straße entlang zur Bushaltestelle. Gerade als ich ein paar Meter von unserer Wohnung entfernt bin, höre ich meinen Namen und drehe mich nochmal um. Er steht immer noch an der Türe und schaut zu mir.

"Ich liebe dich, Lilly." ruft er, was mich zum lächeln bringt. Jap, das weiss jetzt die ganze Nachbarschaft.

"Ich dich auch." rufe ich zurück ubd beschleunige meine Schritte, um den Bus noch zu bekommen. Schnell steige ich ein, setze mich auf einen freien Platz und nehme meine Kopfhörer heraus.

Es ist nicht weit bis zu der Haltestelle, an welcher ich aussteigen muss. Und auch von dort sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Reisebüro.

Langsam ziehen die grauen Einfahrten der Häuser und viele verschiedene Gartentore an dem Fenster des Busses vorbei. Mein Blick verfolgt jede einzelne Bewegung, die draußen geschieht. Egal, ob die kleine Pflanze sich durch den Wind bewegt oder eine Katze vor dem Geräusch des Busmotors in Acht nimmt. Leise lausche ich der Musik, die durch die Kopfhörer kommt und schalte die Lautstärke etwas lauter, als ich das Lied erkenne. Ich liebe dieses Lied. Nur durch die ersten Worte, die der Sänger mit deiner emotionalen Stimme singt, bekomme ich eine Gänsehaut, da ich an gestern denke. Als Harry und ich langsam zu dem wunderschönen Liebeslied getanzt haben. Ich mag ja eigentlich Tanzen nicht so gerne. Alexa hat schon geschlafen, weshalb Harry und ich uns einen schönen Abend gemacht haben und neben einem Glas Wein für ihn und einem schönen Film, kam es dann irgendwie dazu, dass er unbedingt tanzen wollte als dieses Lied in der Pause gespielt wurde.

3 Minuten. 3 Minuten können schneller vorbeigehen als du möchtest, aber sie können sich auch ewig lange hinziehen, so ähnlich wie Kaugummi. Du denkst, ach wie lange gehen schon 3 Minuten. 180 Sekunden, doch wenn du wartest, etwas macht, was du nicht möchtest oder schlecht gelaunt bist gehen sie ewig. Genauso kann total viel in 3 Minuten passieren. Du kannst jemanden zum Lächeln bringen, in dem du ihm sagst, was er dir bedeutet, wie viel er dir bedeutet und wie gerne du ihn hast. Du kannst jemanden in drei Minuten etwad aufheitern, sodass er aufhört zu weinen. Du kannst die Sonne für diese Person scheinen lassen, obwohl es der trübste und dunkleste Tag ist.

Man braucht aber auch nicht lange, um jemanden unglücklich zu machen. Im Streit heraus sagt man die falschen Worte. Von jetzt auf Gleich ist alles anders. Worte können mehr verletzen als Waffen. Wunden heilen, Messer können abgewehrt werden. Sind Worte einmal ausgesprochen, kann man dies nicht mehr Rückgängig machen.

So viel kann passieren. Absichtlich oder Unabsichtlich. Vorraussehbar oder eben nicht. Man glaubt gar nicht, wie schnell dich das Leben ändern kann.

Genau so ist es mit Entscheidungen. Manche sind gut, prägen das Leben, prägen dich, denn aus Fehlern lernen wir. Manche bereuen wir einfach nur und wünschen uns, dass wir sie Rückgängig machen können. Doch das können wir nicht. Was passiert ist, ist passiert. Es ist was es ist und wir sollten immer versuchen das beste daraus zu machen. Auch wenn es schwer fällt. Sehr schwer.

Ich habe auch meine Entscheidungen, die ich bereue. Die ich lieber hätte anders treffen sollen, die ich Rückgängig machen möchte. Doch jetzt sitze ich hier, glücklich und mit der besten Familie, die man sich vorstellen kann. Alles hat irgendwie und irgendwann einen Sinn. Nichts passiert einfach so.

Anfangs ist das alles natürlich schwer zu begreifen, zu realisieren und zu akzeptieren. Aber eines Tages denkst du zurück und denkst dir, dass du nichts anders gemacht hättest.

~ Harry ~

Geschockt halte ich das Handy fest in meiner Hand. Meine Augen weit geöffnet, vor Schock. Mein Atem verdoppelt sich von jetzt auf gleich.

"Herr Styles? Haben Sie mich gehört?" fragt die, trotz allem, freundliche Stimme aus dem Hörer. Im Trance-Zustand kann ich gar nicht antworten. Ich kann nichts machen. Ich kann meinen Atem nicht kontrollieren, meinen Körper nicht bewegen. Nur dieser eine Satz, dieser scheiß, doofe Satz spuckt in meinem Kopf herum.

Es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Freundin Lilly Smith soeben mit dem Rettungswagen in unser Krankenhaus eingeliefert wurde, bis zum jetzigen Zeitpunkt können wir Ihnen jedoch noch keinerlei Angaben zu Ihrem Gesundheitszustand geben.

Als sich eine kleine Träne von meinem Augenwinkel löst, fährt mit einem mal wieder Kraft in meinen Körper.

"Danke." hauche ich ins Telefon, stopfe es in meine Hosentasche und renne in Alexas Zimmer. Die Kleine schaut mich leicht verwirrt an, als ich nach lift ringend, geschockt und mit Tränenden Augen auf einmal in ihr Zimmer gestürmt komme.

"Schnell Lexy, wir müssen uns anziehen." ich hebe sie aus ihrem Bett und gebe ihr schnell eine frische Hose und ein Shirt, während ich ein paar weitere Klamotten in ihren kleinen pinken Prinzessinenrucksack stopfe.

An der Hand laufen wir schnellen Schrittes zu unserem Auto, welches ich von Robin ausgeliehen habe. Seit etwa einer Woche habe ich meinrn Führerschein aber für ein eigenes Auto reicht das Geld noch nicht. Schnell schnalle ich Alexa in ihrem Kindersitz an und fahre zu Lou.

"Daddy?" fragt die Kleine immer wieder. Ich konzentriere mich nur auf die Straße und darauf, meine Tränen zu unterdrücken.

"Daddy?"

"Dad?"

"Harry?"

"Daaaaddy?"

"Was ist denn Lexy?" frage ich dann doch.

"Wohin?"

"Wir gehen zu Lou und El." sage ich und biege rechts ab. Nur noch ein paar Minuten, dann sind wir bei Lou.

"Kommt Mummy auch nach?" Ich atme tief durch und antworte so ruhig wie möglich.

"Nein Schatz. Wie wäre es, wenn du bei Lou und El übernachtest und wir dich morgen wirder abholen?"

"Jaaaa." freut sich die kleine. Die ist gerne bei El und Lou. Schnell biege ich in die Hauseinfahrt und parke auf dem großen Parkplatz vor dem Wohnkomplex.

Ich nehme den Rucksack und Alexa auf den Arm und laufe zur Haustüre. Das Surren lässt mich die Türe öffnen und schnellen Schrittes laufe ich die Treppen nach oben, an welcher mich aich dchon ein verwirrt schauender Lou etwartet.

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