2. [Eine neue Bekanntschaft]

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Am Gleis angekommen, schaute er mich nur kurz an und wünschte mir eine gute Fahrt. Ich bedankte mich, doch er war schon fast in der lauten und tobenden Menge verschwunden. Ich bemühte mich, so schnell wie möglich in den Hogwarts Express zu steigen.
Ich wusste, Louise und Shawn würden bald ebenfalls kommen und vermutlich am Gleis auf mich warten. Die letzten Jahre hatten wir uns immer draußen getroffen, um zusammen durch die Mauer zu gehen und uns ein gemeinsames Abteil zu suchen.
Ich wusste selbst nicht genau, warum ich nicht auf sie gewartet hatte. Ich ließ mich direkt im ersten Abteil nieder und überlegte, warum ich ohne sie gegangen war. Ich musste alleine sein, alleine nachdenken. Über all das zu sprechen war das letzte, was ich diesem Moment wollte. Louise und Shawn kannten mich besser als jeder andere Mensch, sie würden sofort merken, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte viel über alles nachgedacht, aber es auszusprechen war viel härter. Außerdem fühlte es sich wie Verrat an meinem Vater an, schließlich war er doch auch nur einsam und brauchte jemanden.

Einige Minuten saß ich so da, bis der Zug los fuhr und ich mir ein Buch schnappte, in der Hoffnung, ich könnte alles andere vergessen. Als ich das nächste mal aus dem Fenster schaute, klatschten die immer dicker werdenden Regentropfen dagegen. Gerade wollte ich mich wieder meinem Buch zuwenden, da wurde die Tür zu meinem Abteil aufgeschoben.
,,Kann ich mich setzen?", hörte ich die Person fragen.
Ich murmelte etwas, das so klingen sollte wie ,,Ja, natürlich". Als ich begriff, wer sich mir dort gegenüber setzte, bereute ich meine Worte sofort.
,,Sirius Black", sagte er strahlend, als ob ich nicht wusste, wer er war. Jeder in Hogwarts kannte ihn und seine Freunde. Früher haben sie jeden fertig gemacht, der ihnen nicht passte und Sirius war einer derer, die dachten, sie könnten jedes Mädchen haben.
,,Saphira May", antwortete ich stumpf, während ich ihn kurz musterte und sofort wieder aus dem Fenster guckte.
,,Endlich", sagte er immer noch grinsend.
Da nichts mehr von ihm kam, blickte ich ihn fragend an, worauf er anscheinend gewartet hatte.
,,Jetzt kenne ich endlich deinen Namen. Ich habe dich schon oft in der großen Halle bei den Ravenclaws am Tisch sitzen sehen und habe mich schon oft gefragt, wie du wohl heißt", schoss er sofort hinaus.
,,Hättest mich ja fragen können", sagte ich, während ich ihm tief in die Augen schaute.
,,Nee, das wäre ja zu einfach gewesen", er lachte nun schon fast.
,,So viel schwerer hast du es dir nun ja auch nicht gemacht", antwortete ich.
Er blickte mich etwas ernster an, aber dann musste ich plötzlich ein wenig grinsen.
,,Was ist so witzig?", fragte er.
,,Nichts, ich hatte dich mir bloß ein wenig schlagfertiger vorgestellt", gab ich zu.
Nun lachte auch er ein wenig auf.
,,Die meisten haben ein falsches Bild von mir. Wir haben damals viele Dummheiten gemacht, aber man wird reifer mit der Zeit, weißt du?"
Ich zweifelte diese Aussage ein wenig an, nickte dann aber zustimmend.
,,Wo sind eigentlich deine Freunde?", fragte ich. ,,Ihr seid doch sonst auch immer nur zusammen anzutreffen."
,,Ich kam mit James, habe mich am Gleis aber ein wenig verquatscht und er ist ganz vorne eingestiegen. Ich habe noch rechtzeitig bemerkt, dass der Zug abfährt und bin schnell hineingesprungen, hatte aber keine Lust, durch den ganzen Zug nach vorne zu James zu laufen. Außerdem habe ich eh die ganzen Ferien mit ihm verbracht und Remus und Peter kann ich ja später auch noch sehen", antwortete er.
,,Und wo sind deine Freunde? Euch sieht man ja auch immer nur zu dritt", sagte er nun.
Ich dachte kurz darüber nach, was ich darauf antworten sollte, denn ich konnte ihm ja kaum sagen, dass ich vor ihnen praktisch weggelaufen bin, also sagte ich: ,,Ich wollte vorhin eigentlich ein wenig alleine lesen".
,,Du erinnerst mich wirklich an Remus. Dann soll ich dich lieber alleine lassen?", fragte er schnell, während er schon zum Gehen ansetzte.
,,Nein, bleib doch ruhig, ich konnte mich eh nicht konzentrieren", sagte ich wahrheitsgemäß.
Inzwischen war mir seine Anwesenheit sogar ganz lieb, denn sie hatte mich für einige Minuten tatsächlich komplett abgelenkt. Es tat gut, nach den letzten Wochen endlich jemanden zu haben, der einem nicht jedes Wort im Mund umdrehte und mit dem man lachen konnte.
,,Interessierst du dich eigentlich für Quidditch?", fragte er schnell.
,,Früher fand ich es ein wenig langweilig, aber da meine beste Freundin Mannschaftskapitänin ist, komme ich natürlich zu jedem Spiel und kann mich seither auch ein wenig mehr dafür begeistern."
,,Stimmt, Louise ist ja deine beste Freundin", bemerkte er und vielleicht fiel ihm nun ein, dass er es auch schon bei ihr versucht hatte. Sie hatte ihn natürlich ignoriert, da sie kein großes Interesse an ihm hatte.

Im selben Moment schob sich die Tür zu unserem Abteil erneut auf und nun steckten sich zwei Köpfe durch den Spalt. Ein recht großes blondes Mädchen mit braunen Augen und einem strahlenden Lächeln und ein noch größerer Junge mit schwarzen Locken und tiefblauen Augen waren jetzt zu sehen.
,,Saphira! Da steckst du ja, wir haben dich schon überall gesucht, warum warst du nicht vor der Mauer?", fragte Shawn ziemlich vorwurfsvoll.
Ich überlegte nun eine passende Ausrede. Dass ich in Ruhe lesen wollte hatte Sirius mir geglaubt, aber Shawn und Louise wussten, dass ich in ihrer Gegenwart oft las und würden darin also kein Problem sehen.
Gerade als ich etwas errötete und nach einer Ausrede suchte, kam Sirius mir zuvor: ,,Hallo zusammen. Das war irgendwie meine Schuld. Ich hatte Probleme mit meinem Gepäck und Saphira war so freundlich, mir zu helfen und als sie sagte, sie müsse gehen, um ihre Freunde zu suchen, hatte ich sie schon in ein Gespräch verwickelt. Aber wie ich sehe, habt ihr euch ja jetzt gefunden, also störe ich mal nicht weiter".
Mir wurde schnell klar, wie falsch ich ihn all die Jahre eingeschätzt hatte und in dem Moment war ich ihm echt dankbar.
Er stemmte sich vom Sitz und schob sich an Louise und Shawn vorbei. Kurz bevor er aus der Tür verschwand, drehte er sich noch einmal zu mir um und sagte: ,,Also danke nochmal, solltest du auch mal Hilfe benötigen, kannst du dich gerne jederzeit an mich und meine Freunde wenden. Du weißt ja, wo du uns finden kannst".
Ich lächelte ihm dankbar zu und verabschiedete mich.

,,Was war das denn?", fragte Louise etwas verwirrt.
,,Er ist eigentlich ziemlich nett, wenn du mich fragst", sagte ich.
Sie zog eine Augenbraue hoch, ,,Letztes Jahr klang das aber noch ganz anders".
,,Da habe ich ja auch noch nie mit ihm gesprochen", antwortete ich etwas kleinlaut.
,,Ist ja auch egal. Hauptsache, wir haben uns jetzt alle gefunden. Shawn muss dir unbedingt etwas erzählen, das ist echt lustig", sagte Louise nun und grinste wieder breit.
Shawn ließ sich das nicht zwei mal sagen und begann direkt damit, seine lustigen Ferienerlebnisse zu erzählen. Ich war so glücklich, die beiden wieder bei mir zu haben, sodass alle anderen Gedanken aus meinem Kopf verschwanden.

,,...und ich habe ihnen noch gesagt, sie sollten besser ihre Finger von den Knöpfen lassen, aber sie wollten natürlich nicht auf mich hören. Also schallte es plötzlich aus diesem Gerät und als mein Vater versuchte, es auszuschalten, machte er alles nur noch schlimmer.
Wir drei standen nun also vor diesem Sehfern, aus dem laute Volksmusik ertönte, während es erneut an unserer Tür klopfte. Leider hat meine Mutter ein großes Interesse an diesen Karten, mit denen die Muggel ihre Türen teilweise versperren. Sie hatte die Tür also abgeschlossen und die Karte verlegt, während die Chefin vom Hotel langsam damit drohte, das Schloß zu knacken.
Als ich es dann endlich geschafft hatte, die Tür zu öffnen, stand das gesamte Hotelpersonal vor der Tür, samt einigen neugierigen oder verärgerten Hotelgästen", erzählte Shawn und endete somit seine Geschichte über seinen Urlaub.
,,So schnell werden deine Eltern wohl keinen Urlaub mehr auf Muggelweise verbringen", sagte ich, während ich nun auch grinsen musste.
Ich kannte Shawns Eltern nur zu gut, denn sie hatten mich und Louise öfter mal über die Weihnachtsferien zu sich eingeladen. Sie waren Reinblüter, aber besaßen eine große Faszination für die Muggelwelt, ein wenig zu viel für Shawns Geschmack, aber dafür hatten wir nach jeden Ferien etwas zu lachen, wenn er von ihnen erzählte.

Wir erzählten weiter von unseren Ferien und tauschten uns über die Bücher aus, die wir alle über die Ferien gelesen hatten.
In der Schulzeit entschieden wir uns immer für einige Bücher und setzten uns eine Frist, um uns dann über sie zu unterhalten. Louise war schon mit allen Büchern durch, während Shawn und ich noch an dem letzten hingen. Er hatte in seinem turbulenten Urlaub nicht viel Zeit gehabt und ich war mehr mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, sodass mir ebenfalls nicht viel Zeit zum Lesen geblieben war.

Es wurde immer dunkler draußen und kurz daraufhin kamen wir auch schon an. Wir zogen uns schnell um und liefen anschließend in die tiefe Dunkelheit.
Wolken bedeckten den Himmel, sodass kaum ein Stern zu sehen war und der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen. So beeilten wir uns, um schnell in die Kutschen zu gelangen, die uns erstmal vor dem Regen schützen sollten.
Im Laufen sah ich Sirius verschwommen, der seine drei Freunde mittlerweile gefunden zu haben schien und ebenfalls zu den Kutschen rannte. Er hob die Hand in meine Richtung, war aber schnell schon wieder verschwunden.
Wir sprangen eilig in eine freie Kutsche und blickten uns gegenseitig in unsere klatschnassen Gesichter, was uns zum Lachen brachte. Ich wusste, jetzt würde es ernst werden, aber mit den beiden an meiner Seite würde jeder Tag besser werden.
In diesem Moment spürte ich so viel Dankbarkeit für meine Freunde wie schon lange nicht mehr. Ich lehnte meinen Kopf an Louise an, die ein gutes Stück größer war als ich und lächelte Shawn an. Er grinste zurück und ich schloss meine Augen, um dem Regen auf dem Kutschendach zu lauschen. Ich liebte dieses Geräusch, ich liebte diesen Ort und ich liebte diese Menschen.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt