14. [Hogsmeade]

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Der nächste Morgen war noch nebliger als die letzten Tage. Die Berge waren nur noch zur Hälfte zu sehen und man hätte denken können, sie verliefen ins Nichts. Leichter Regen wurde vom Wind gegen die Fenster geschleudert.
Ich hatte überraschenderweise gut geschlafen und ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus.
Ich zog mich schnell an und ging mit Louise und Shawn zum Frühstück. Wir waren spät dran, da wir alle ziemlich lang geschlafen hatten.
Die Rumtreiber saßen bereits am Tisch und sahen allesamt ziemlich verschlafen aus. Sirius winkte uns gähnend zu, als wir uns setzten.

Wenige Stunden später eilte ich die Treppe zur Eingangshalle herunter. Mein Herz klopfte ein wenig schneller. Remus lehnte an der Wand vor dem großen Eichenportal und schaute lächelnd zu mir hoch.
,,Ich hoffe, du wartest noch nicht lange", begrüßte ich ihn.
,,Oh, nein. Ich bin auch erst eben gekommen", beruhigte er mich sofort und lächelte.
Wir gingen hinaus und reihten uns in der Schlange ein, um Filch unsere Genehmigungen zu zeigen.
,,Wie liefen das Auswahlspiel und die Nachhilfe?", fragte er, als wir Filch hinter uns gelassen hatten.
,,Beides gut. Louise ist zufrieden mit dem neuen Team, aber Genaueres werden wir wohl erst beim richtigen Spiel sehen. Und Carla, das Mädchen aus der 5. ist ausgesprochen intelligent, sie wird sich noch gut machen", erklärte ich.
,,Was habt ihr die letzten Tage getrieben?", fragte ich ihn schnell, bevor das Gespräch im Sand verlaufen würde.
,,Das Übliche. Sirius, Peter und James weigern sich weiterhin, ihre Aufgaben selbst zu machen und ich habe viel gelesen", erzählte er.
So liefen wir einige Minuten nebeneinander her und unterhielten uns über die letzten Tage. Der Regen fiel immer noch so leicht wie heute Morgen, sodass man ihn kaum bemerkte. Der Wind hatte allerdings zugenommen und schlug uns von vorne ins Gesicht. Am Wegrand lagen schon die ersten bunten Blätter, die leicht knisterten, wenn wir auf sie traten. Es war eine wundervolle Jahreszeit.
Wir gingen zuerst in das Schreibwarengeschäft, ich zeigte ihm einige gute Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen hatte und ich kaufte mir die neuen, die auf Shawns Pergament standen.
,,Der Lieblingsladen der Jungs", erklärte Remus mit einem Lächeln, als wir vor Zonkos Scherzartikelladen standen.
,,Das kann ich mir denken", sagte ich und lächelte.
Wir gingen hinein und trafen tatsächlich James, Sirius und Peter.
,,Na, schon so langweilig mit Remus alleine?", fragte Sirius und grinste mich an.
Ich verdrehte die Augen und lachte.
,,Schlecht geschlafen?", fragte ich, als Sirius schon wieder gähnte.
,,Allerdings", antwortete er.
,,Kannst ja mal Remus fragen. Hat sich schließlich die ganze Nacht im Bett herumgewälzt", fügte James hinzu.
Remus blickte die beiden etwas böse an. Ich schaute zu ihm und lächelte.
,,Bis später Jungs, wir wollen noch weiter", sagte Remus schnell und schob mich aus dem Laden.
Ich sah noch, wie er den dreien einen genervten Blick zuschob. Sie grinsten uns hinterher und drehten sich wieder den Scherzartikeln zu.

,,Hast nicht gut geschlafen?", fragte ich ihn etwas besorgt, während wir die Straße runter liefen.
,,Hab ich manchmal, ist nicht der Rede wert", erklärte er schnell.
Ich überlegte lange hin und her, aber ich wollte es wenigstens versucht haben.
,,Woher kommen eigentlich deine Narben?", fragte ich schließlich.
Er blieb stehen und blickte in den Himmel, der immer noch von Wolken bedeckt war. Er steckte die Hände tief in die Taschen seines Mantels und dachte nach.
,,Es ist nichts schlimmes. Ich bin ein ziemlicher Tollpatsch, musst du wissen", erklärte er langsam.
Ich nickte, obwohl ich wusste, dass das nicht die Wahrheit sein konnte.
Er beobachtete mich kurz, als wollte er prüfen, ob ich ihm glaubte. Ich lächelte leicht.
Plötzlich ertönte ein Lachen hinter uns und ich wirbelte herum. Hinter uns kamen Lucy und Louise die Straße entlang. Louise hatten ihren Arm um Lucy gelegt und lächelte zu ihr herunter. Sie bemerkten uns erst, als uns nur noch wenige Meter trennten. Louise nahm ihren Arm von Lucy weg und grüßte uns sehr verlegen. Lucy lief rot an und lächelte kurz.
Nun wurde mir einiges klar und ich fragte mich plötzlich, wie ich so blöd und blind gewesen sein konnte. Meistens, wenn Louise die letzten Abende nicht da war, hatte auch Lucy gefehlt.
Lucys plötzliches Interesse am Quidditsch und ihre sensationellen Erfolge beim Auswahlspiel hatten wohl einiges mit Louise zu tun.
Ich grinste Louise zu und machte ihr mit meinem Blick klar, dass wir heute Abend reden würden. Sie schob sich eine Strähne ihres blonden Haares hinter ihr Ohr und lächelte. Lucy rückte ihre Brille zurecht, auf der schon einige Regentropfen gelandet waren.
,,Wir sehen uns später", sagte Louise und zog Lucy hinter sich her.
,,Bis später", sagte ich und zwinkerte ihr zu.
,,So habe ich sie ja noch nie erlebt", sagte ich lachend.
,,Ich kann mir auch vorstellen, warum", sagte Remus und lachte ebenfalls.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt