37. [Im Drei Besen]

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Ich trat in das überfüllte Lokal. Der Regen ließ meine Klamotten nass und eng an meinem Körper kleben. Meine Augen suchten das Drei Besen nach Shawn ab. Ich entdeckte ihn in einer hinteren Ecke sitzen und bahnte mir meinen Weg durch die ganzen Hexen und Zauberer, die dem schlechten Wetter entflohen waren.
Er stand auf und schloss mich in eine Umarmung.
,,Nicht so doll, du erdrückst mich noch", lachte er zur Begrüßung.
,,Entschuldige", sagte ich und ließ ihn grinsend los.
,,Also hat alles geklappt?", fragte er lächelnd, während wir uns gegenüber setzten
,,Nicht ganz so wie erwartet, aber irgendwie hatte es ein gutes Ende", erklärte ich nachdenklich.
Als ich Shawns verwunderten Blick sah, erzählte ich ihm alles. Angefangen mit der Fahrt im Hogwarts-Express, geendet mit den Zwillingen heute in meinem Büro.
Shawn hörte gebannt zu und sprach erst wieder, als ich geendet hatte.
,,Also seid ihr jetzt richtig zusammen?", fragte er.
,,Ich schätze schon", grinste ich.
Ich hatte das Gefühl, ich würde gleich platzen. Nachdem ich alles erzählt hatte, kam es mir so unwirklich vor. Meine große Liebe hatte zufällig im gleichen Jahr an der gleichen Schule angefangen wie ich und hatte mich nach wenigen Tagen vor Dementoren gerettet und geküsst. Plötzlich fühlte ich mich so glücklich und erfüllt wie noch nie zuvor.
,,Das freut mich", sagte Shawn und lächelte.
,,Wie geht es dir?", fragte ich ihn plötzlich etwas ernster.
Er wusste genau, warum ich ihn das jetzt fragte. Seit wir zusammen wohnten, hatten wir nie über seine Gefühle gesprochen, die er vor Jahren für mich gehabt hatte.
Sein Gesicht wurde ebenfalls ernster und er räusperte sich kurz.
,,Weißt du, das Wichtigste für mich ist und war schon immer, dass es dir gut geht. Wenn es dir mit ihm gut geht, ist das alles, was ich mir je gewünscht habe", sagte er und lächelte wieder leicht.
Mein Herz fühlte sich leichter an. Ich hatte ein wenig Angst davor gehabt, dass es ihn wieder an alte Zeiten erinnern würde.
,,Du bist großartig, Shawn", sagte ich leise.
,,Und wenn er sich doch wieder trennt, küsse ich dich gerne nochmal", sagte er lachend.
Ich blickte ihn böse an, musste aber sofort lachen.
Die Tür ging auf und ich entdeckte Remus, der sich, ebenfalls durchnässt vom Regen, seinen Weg durch die Menschenmenge suchte.
,,Hey", begrüßte er uns.
Er reichte Shawn die Hand und ließ sich anschließend neben mir auf die Bank fallen.
,,Lange nicht mehr gesehen", grinste Shawn.
,,Stimmt, ist schon einige Jahre her", sagte Remus.
,,Ich danke dir, dass du Saphira geküsst hast, bevor der Dementor es tun konnte", sagte Shawn nun mit einem seltsamen Grinsen.
Remus errötete ein wenig. Ich warf Shawn einen mahnenden Blick zu, den er aber wieder mal ignorierte.
Ich wusste, dass Shawn insgeheim noch sauer auf Remus war, weil er mich damals hatte sitzen lassen. Er würde es nie im Leben zugeben, aber das brauchte er auch gar nicht.
Er musterte Remus kurz, fasste sich aber sofort wieder.
,,Im Ministerium heißt es, Sirius wurde hier in Hogsmeade gesichtet", sagte Shawn leise über den Tisch gebückt, damit ihn keiner hören konnte.
Remus verschluckte sich an seinem Butterbier und hustete kräftig.
Für einen Moment lang herrschte Stille. Das Gemurmel um uns herum klang mehr nach einem nervigen Rauschen im Ohr.
,,Dann will er also doch zu Harry?", fragte Remus leise.
,,Vielleicht", antwortete Shawn und lehnte sich zurück.
Das Rauschen in meinem Ohr wurde immer lauter und mischte sich unter das Pochen in meinem Kopf.
,,Aber doch nicht aus dem Grund. Das könnt ihr doch nicht ernsthaft glauben", sagte ich entrüstet.
Remus und Shawn wechselten nervöse Blicke.
,,Remus, du hast ihn doch viel besser gekannt als ich und trotzdem glaubst du es?", fragte ich etwas lauter.
,,Nicht so laut", zischte Shawn.
Remus starrte bloß auf das Glas in seiner zitternden Hand. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und schloss die Augen.
Für einen Moment lag ich neben Sirius im Gras und erklärte ihm, dass die Welt sich nicht um ihn drehte. Remus, James und Peter lachten. Alle lebten und allen ging es gut. Die Sonne schien auf uns hinab und wärmte mein Gesicht.
Ich öffnete meine Augen und saß wieder in dem überfüllten Lokal. Es war dunkel. Keine Sonne, nur Regen, der laut gegen die Fenster geschleudert wurde.
Remus legte einen Arm um mich und zog mich an sich. Ich wollte mich wehren, ihm sagen, wie blöd er ist, wenn er all das glaubt, was man über Sirius sagte.
Aber es fühlte sich so unheimlich gut an. Sein Umhang war noch nass, aber das störte mich nicht, denn das machte seinen Geruch nur noch intensiver.
Ich blickte auf und sah Shawn, der aus dem Fenster starrte.
,,Ich wollte euch nur sagen, dass ihr besser auf euch aufpasst", sagte Shawn und lächelte mitleidig.
,,Ich habe keine Angst vor ihm", murmelte ich.
,,In Ordnung", antwortete Shawn und trank den Rest seines Butterbiers aus.
,,Es wird spät. Ich sollte langsam gehen", sagte er anschließend.
Wir standen auf und er drückte mich fest an sich.
,,Pass auf dich auf", flüsterte er mir ins Ohr.
Er ging zu Remus, gab ihm die Hand und flüsterte ihm ebenfalls etwas zu. Remus wurde ein wenig rot und blickte ihn mit einem verlegenen Lächeln an.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt