15. [Erbsengrün]

529 25 0
                                    

Einige einfallende Sonnenstrahlen rissen mich aus meinen Träumen. Ich blieb im Bett liegen und starrte aus dem Fenster. Konnte das alles gestern wirklich passiert sein?
Hatte ich mir nicht noch vor wenigen Tagen gesagt, es dürfe nicht mehr als eine Freundschaft werden? Ich zog seinen Pulli unter dem Kissen hervor und drückte ihn an mich. Er roch genauso, wie Remus es gestern getan hatte, als er mir so nah gewesen war.
Unter keinen Umständen wollte ich nur eine Freundschaft mit ihm. Das, was gestern passiert war, hatte alle meine Träume übertroffen.

Meine Gedanken begleiteten mich in die Große Halle, die noch komplett leer war. Die meisten schliefen wohl noch, schließlich war es Sonntag. Da ich gestern kaum etwas gegessen hatte, leitete mein Hunger mich nun schon etwas früher zum Frühstück. Louise und Shawn schliefen noch und ich hatte auch nicht die Absicht, sie zu wecken, um mich zu begleiten.
So saß ich mit meinem Krimi in der Großen Halle und bemerkte kaum, dass die Halle um mich herum immer voller wurde.
,,Guten Morgen", hörte ich plötzlich eine fröhliche Stimme hinter mir verkünden.
Ich ließ vor Schreck mein Brot fallen und drehte mich schnell um.
,,Guten Morgen", brummte ich Sirius zu.
,,Entschuldige", grinste er, was ihn unglaubwürdig wirken ließ.
Er setzte sich neben mich auf den Platz von Shawn und nahm mir mein Buch aus der Hand. Ich blickte nun zu ihm auf und schaute ihn erwartungsvoll an.
,,Ich wollte mal fragen, wie es gestern bei euch lief?"
Er hatte nun sein verschmitztes Lächeln aufgesetzt.
,,Willst du das nicht lieber Remus fragen?", antwortete ich und versuchte, nicht rot zu werden.
,,Ich bin zwar kein Ravenclaw, aber daran habe ich tatsächlich auch schon gedacht. Allerdings sagt der Gute keinem von uns etwas."
,,Tja, dann geht es euch wohl nichts an", entgegnete ich und holte aus, um mein Buch zu schnappen.
Er riss seinen Arm gekonnt zurück und guckte nun sehr erwartungsvoll.
,,Buch gegen Bericht von gestern", erklärte er.
,,Ist nicht schlimm, Shawn und Louise haben das Buch auch, ich leihe es einfach von ihnen", sagte ich erfreut und biss in mein Brot.
,,Na gut, dann kommen jetzt eben die harten Methoden."
Ich verdrehte die Augen und sah ihn fragend an.
,,Ich lese die letzten Seiten und sage dir, wer der Mörder ist", sagte er gelassen und blätterte bedeutungsvoll im Buch.
Ich verschluckte mich an einem Brotkrümel und hustete laut. Sirius klopfte mir auf den Rücken, als ob nichts gewesen wäre.
,,Das wagst du nicht", rief ich wohl etwas zu laut, da sich einige Ravenclaws zu uns umdrehten.
Ich lächelte ihnen zu und wandte mich sofort wieder Sirius zu, der anfing, das letzte Kapitel laut vorzulesen.
,,Ist ja gut, jetzt hör auf. Wir hatten gestern einen wunderschönen Tag und haben die Zweisamkeit sehr genossen, bis ihr gestern Abend auftauchen musstet", sagte ich eine Spur zu provokant.
Er grinste noch blöder als zuvor. Ich nutzte seinen Triumph und schnappte mir endlich mein Buch.
,,Nun hör mal, meine Liebe. Ich lass meinen besten Freund und meine kleine Schwester doch nicht einfach so lange unbeaufsichtigt."
Ich zog eine Augenbraue hoch und lächelte etwas fragend.
Irgendwas hatten seine Worte in mir berührt. Ich hatte zwei große Brüder, den einen kannte ich nicht und der andere hatte einen Großteil meiner Kindheit zerstört. Ich hatte mir insgeheim immer schon einen großen Bruder gewünscht, der für mich da war und sich um mich sorgte.
Hatte Sirius einen ähnlichen Wunsch? Ich wusste, er stand mit seiner Familie auf dem Kriegsfuß, vielleicht hatte er ebenfalls das Bedürfnis, für jemanden zu sorgen.
,,Dann wünsche ich euch viel Glück. Und sollte etwas sein, kannst du immer gerne mit mir sprechen", fügte er noch schnell hinzu, bevor er aufstand.
War es ihm nur so rausgerutscht und jetzt unangenehm gewesen oder weshalb war er so schnell aufgestanden? Mir blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn just in dem Moment tauchten Shawn und Louise auf.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange sie schon dort standen, aber Shawns Blick nach zu urteilen, hatten sie einiges gehört. Er musterte mich mit seinen blauen Augen, die plötzlich unfassbar kalt wirkten. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu entziffern. Sie setzten sich und wir sprachen das ganze Frühstück über kein einziges Wort.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt