24. [Beste Freunde]

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Sirius kam in großen Schritten zu mir in die Dunkelheit
,,Du hast ja schnell einen Ersatz gefunden", begrüßte er mich mit düsterer Miene.
,,Das ist nicht fair, Sirius", sagte ich mit brüchiger Stimme.
,,Ist okay, soll nicht mein Problem sein", sagte er und klang trotzdem noch ziemlich abweisend.
,,Danke für eure Geschenke, ich habe mich wirklich sehr gefreut", sagte ich, um auf ein anderes Thema zu kommen.
Er lächelte kurz.
,,Ich hab James gesagt, du hättest das Buch mit dem Spicken nicht nötig, aber er wollte unbedingt, dass du es bekommst", er lachte leicht, ,,danke auch für deine Geschenke."
,,Wieso bist du überhaupt zu mir raus gekommen?", fragte ich.
,,Das sollte ich dir so vermutlich nicht sagen, aber Remus hat ziemlich blöd geguckt, als er euch zusammen rausgehen gesehen hat. Ich habe ihm gesagt, ich gehe nachschauen", gab er zu.
,,Und was willst du ihm sagen?"
Sirius wurde wieder ernster und schaute mich nachdenklich an.
,,Eigentlich ist es ja das, was er wollte", sagte er leise.
,,Er wollte, dass ich mit Shawn zusammenkomme?", fragte ich ungläubig.
,,Denk doch mal nach. Er meinte, er wäre nicht gut genug für dich und er möchte, dass du jemand besseren findest. In seinen Augen ist Shawn besser für dich", erklärte er.
Ich setzte mich in den Schnee und stützte den Kopf auf die Hände. War es wirklich das, was er wollte?
,,Da hat er aber eins vergessen", begann ich leise, ,,ich liebe Shawn nicht auf diese Weise. Vielleicht habe ich leichte Gefühle für ihn, aber vielleicht spielen sie auch gerade einfach nur verrückt, weil ich Remus so vermisse."
Sirius kniete sich vor mich und strich mir über die Schulter.
,,Ihr könntet das noch hinbekommen. Wenn du mit Shawn Schluss machen und mit Remus reden würdest, vielleicht könnte daraus wieder etwas werden. Er hat dich auch vermisst. Wir haben ihn nach Weihnachten besucht, er sah schrecklich aus."
Ich hob meinen Kopf und lächelte ihn an.
,,Sirius, du hast echt ein goldenes Herz. Ich schätze bloß, dass es so einfach nicht sein wird. Remus hat seine Entscheidung getroffen und ich möchte ihm die Sache mit Shawn nicht verschweigen. Sobald er es erfährt, fühlt er sich doch sicher darin bestätigt, dass Shawn besser wäre für mich."
,,Du musst ihm doch gar nichts von Shawn erzählen, ich sage ihm auch nichts", sagte er schnell.
,,Nein, Sirius. Ich möchte die Beziehung nicht auf Lügen aufbauen. Ich glaube sowieso nicht, dass das mit Remus jemals wieder etwas werden könnte. Du hast vor den Ferien doch selber gesagt, dass er stur bleibt."
Sirius schaute betrübt auf den Boden.
,,Ja, das habe ich. Ich habe es mir einfach so sehr gewünscht", er setzte sich nun neben mich, ,,weißt du, Remus ist noch nie so glücklich gewesen wie in der Zeit, als er mit dir zusammen war. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass er ein bisschen selbstbewusster geworden ist. Ich habe keine Ahnung, was ihn letztlich dazu gebracht hat, wieder so einen großen Rückschritt zu machen."
,,Wahrscheinlich lag es an dem letzten Vollmond, der kurz zuvor war", sagte ich nun und bemerkte Sirius' schockierten Blick.
Ich wusste nicht, ob es schlau gewesen war, das anzusprechen, aber ich musste meine Vermutungen mit jemandem teilen.
,,Du wusstest die ganze Zeit davon?", fragte er ungläubig.
,,Ich bin doch nicht blöd. Ich habe die ganze Zeit gehofft, er würde es mir selber sagen können, deshalb habe ich nie etwas gesagt. Ich wäre dir dankbar, wenn du es für dich behalten würdest. Weder Shawn noch Louise wissen etwas davon und das bleibt auch so. Es soll weiterhin sein Geheimnis sein."
Er nickte. Die Kälte fraß sich durch meinen dicken Umhang und ein leichter Schauer lief mir über den Rücken. Meine Stiefel konnten dem Schnee keinen Widerstand mehr leisten und ich spürte eine unangenehme Nässe an meinen Füßen.
,,Ich bin vorhin übrigens nicht nur wegen Remus gekommen", sagte Sirius.
,,Ich wollte wissen, wie es dir geht."
Ich lächelte leicht und der Kälteschauer schien für wenige Sekunden etwas nachzulassen, bevor sich wieder ein kleiner Kloß in meinen Hals setzte.
,,Ich dachte, ihr würdet nach der Trennung keinen Kontakt mehr zu mir haben wollen und nach der Sache mit Shawn eben-", ich stockte.
,,Saphira, du hast einiges noch nicht verstanden. Ich kannte dich, bevor du mit Remus zusammen warst. Du warst für mich nie bloß die Freundin von meinem Freund, sondern wie eine kleine Schwester. Ich habe mich die ganzen Ferien über ein bisschen um dich gesorgt. Außerdem war es immer noch Remus, der dich allein gelassen hat und nicht andersherum.
Um ehrlich zu sein, kann ich sogar verstehen, dass du jetzt mit Shawn zusammen bist. Ich wünsche mir natürlich, dass das mit Remus und dir wieder etwas wird, aber ich weiß auch, dass er seine Meinung nicht ändern wird. Wenn es dir mit Shawn gut geht, dann sollten Remus und du trotzdem beide glücklich sein, also bin ich es auch."
Ich hatte leichte Tränen in den Augen. Seine Worte rührten mich sehr, allerdings konnte ich eine Sache nicht verstehen.
,,Aber warum geht es ihm besser, wenn er mich mit einem anderen sieht, wenn er mich angeblich noch liebt?", fragte ich verwirrt.
,,Sieh mal, er hat das Gefühl, er würde dein Leben zerstören. Er ist ein Werwolf, er wird es schwer haben, einen Beruf zu finden, mit dem er euch versorgen könnte. Es wird immer Leute geben, die ihn unfair behandeln und das könnte auch dich treffen, wenn du mit ihm zusammen bist. Er könnte dich ernsthaft in Gefahr bringen, wenn er sich an Vollmond verwandelt.
Er hat dich mit Shawn gesehen. Er hat ihn manchmal beobachtet, wenn wir alle zusammen waren. Er hat gemerkt, dass Shawn dich gut behandelt und er weiß, dass du mit ihm keine Probleme im Leben haben würdest. Verstehst du jetzt, was ich meine?"
Die Tränen ließen sich nun nicht mehr zurückhalten. Die Kälte bohrte sich nun schon durch meine Knochen und schien langsam meine Organe erfrieren zu lassen.
,,Keine Probleme zu haben heißt nicht, dass man wirklich glücklich ist. Und wenn ich ehrlich bin, dann sind das alles nicht mal richtige Probleme. Ich kann doch arbeiten und Geld verdienen, darum müsste er sich keine Sorgen machen. Ich stamme von Muggeln ab und bekomme genauso Anfeindungen, schlimmer kann es also nicht wirklich werden. Und außerdem habe ich keine Angst vor ihm. Ich könnte mit Shawn nicht glücklich werden, weil ich ihn nicht liebe."
Jetzt war es raus und ich wusste, dass es auch gut so war, denn das war die Wahrheit. Sirius schaute bestürzt auf die vom Himmel fallenden Flocken und suchte nach Worten.
,,Ich wünschte, er hätte das gehört", sagte er plötzlich.
,,Dafür müsste ich ihm aber sagen, dass ich sein Geheimnis kenne und das kann ich nicht. Wenn er es mir sagen würde, könnte ich ihm glauben, dass er mich liebt und mir vertraut. Ich möchte, dass er eine Freundin findet, der er vertrauen kann und das bin offensichtlich nicht ich."
Ich schluckte hart und spürte weitere heiße Tränen auf meinen kalten Wangen.
,,Komm, wir gehen rein, es wird langsam echt eisig", sagte Sirius und zog seinen Mantelkragen über seinen Hals.
Er stand auf und streckte mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt