Der Vollmond kam immer näher, weshalb Remus jeden Abend Snapes Wolfsbanntrank trinken musste.
,,Severus wird morgen meinen Unterricht übernehmen", erklärte Remus.
Ich blickte über den See, der schon eine dünne Eisschicht bildete.
,,Wie nett von ihm", spottete ich.
Remus schaute gutmütig zu mir runter.
,,Sei nicht so gehässig", tadelte er.
,,Sag du mir nicht, wie ich reden soll. Ihr hattet damals diese albernen Feindschaften und das sogar ohne Grund. Ich habe wenigstens Gründe", erklärte ich.
,,Und die wären?", fragte er lächelnd.
,,Hast du mir nicht letztens erst erzählt, dass er den Schülern Angst macht? Er sucht doch bloß nach Gründen, dich hier rauszubekommen und außerdem", ich machte eine kurze Pause, ,,außerdem hetzt er andauernd gegen Sirius."
Remus lächelte immer noch seelenruhig, als würde ihn das alles nichts angehen.
,,Wenn das alles ist. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, hetzt gerade jeder gegen Sirius, Severus ist da keine Ausnahme."
Sein Gesicht verzog sich und wurde etwas ernster.
,,Was die Schüler allerdings angeht, muss ich dir zustimmen. Ich kann seine Lehrmethoden nicht nachvollziehen, aber das ist auch nicht meine Aufgabe", fuhr er fort.
,,Vielleicht hast du recht", murmelte ich widerwillig.Ich lehnte am Fenstersims und ließ meinen Blick über das dunkle Schlossgelände wandern. Ein unangenehm kalter Wind wehte die letzten Blätter von den Bäumen.
Ich wandte mich ab und sah nun Remus' Büro. Es war ein gemütlicher Raum. Überall standen kleine Gläser mit magischen Wesen, die mich wirklich faszinierten.
In einer anderen Ecke lag ein Wesen, das durch die Dunkelheit kaum zu erkennen war. Es war Remus in seiner Wolfsgestalt. Ich entzündete eine Kerze auf dem Schreibtisch und setzte mich auf seinen Stuhl.
Der Wolf hatte sich eingerollt und nur das Heben und Senken seines Fells deutete darauf hin, dass er noch lebte.
Zum ersten Mal konnte ich bei ihm sein und ihm zeigen, dass er nicht alleine war. Ich dachte an die Saphira vor 17 Jahren, die ihm unbedingt hatte helfen wollen, es aber nicht konnte.
Plötzlich durchströmte mich ein unendliches Glücksgefühl. Der Wolf kam auf mich zu und legte sich neben mich. Ich streckte meine Hand aus und strich ihm liebevoll über sein Fell. Es war unglaublich weich und fühlte sich fast wie Remus' richtiges Haar an.
Es bedeutete mir viel, dass er mich in dieser Nacht zu sich gelassen hatte und nun auch zu mir gekommen war. Ich wusste, dass seine Verwandlung schmerzhaft sein musste. Nun schien er allerdings ein bisschen erleichtert zu sein.
,,Ich liebe dich", flüsterte ich.
Er ließ ein leichtes Schnurren ertönen, das mehr nach einer Katze als nach einem Wolf klang.,,Ich fasse es einfach nicht", sagte Remus verärgert und schloss die Tür zu meinem Zimmer hinter sich.
Zwei Tage nach Vollmond sah er nun nicht mehr so schlapp aus und konnte auch wieder unterrichten. Ich legte mein Buch beiseite und blickte ihn fragend an.
,,Er hat den Schülern aufgetragen, einen Aufsatz über Werwölfe zu schreiben. Mit dem Schwerpunkt, wie man sie erkennt und tötet."
Er setzte sich auf mein Bett und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ich schluckte hart und bemerkte den Zorn in mir aufsteigen, doch ich wusste, dass ich ihm damit jetzt nicht helfen konnte.
,,Vergiss ihn, der ist doch bloß noch nicht über eure Streiche hinweg", sagte ich ruhig.
,,Damals ist etwas wirklich Schlimmes passiert", begann Remus beschämt.
,,Er hat sich immer in unsere Angelegenheiten eingemischt und eines Tages wollte Sirius ihn dafür bestrafen. Er hat ihn am Vollmond zur Peitschenden Weide bestellt, unter der ich mich gerade verwandelte. Daher weiß er auch von meinem Geheimnis. James hat ihn damals noch im letzten Moment gerettet. Natürlich wollte er auch sich selbst damit retten, aber er hat Severus damit das Leben gerettet.
Er denkt bis heute, dass ich davon wusste und ihn umbringen wollte. Deshalb ist er so sauer auf mich. Glaub mir, es war kein harmloser Streich unter Schülern", erklärte er.
Ich hatte mich auf das Schlimmste eingestellt, doch damit hatte ich nicht rechnen können.
,,Das ist schrecklich", flüsterte ich ratlos.
Langsam schien ich zu verstehen, was Severus gemeint hatte. Ich glaubte nun zu verstehen, warum er ihn bis heute so hasste. Es schien nicht mehr der Sirius zu sein, den ich gekannt hatte.
Es kam mir vor, als hätte er eine Kopie besessen, die all das Unheil angerichtet hatte. Für mich war er immer der fürsorgliche große Bruder gewesen und nicht das blutrünstige Monster, das seine Freunde verraten hatte, einen Mitschüler hatte töten wollen und jetzt nach Harry suchte um ihn an Voldemort auszuliefern.
,,Denk jetzt nicht so von ihm", sagte Remus, als konnte er meine Gedanken lesen.
,,Remus, ich weiß wirklich nicht, was ich glauben soll. Ich habe mittlerweile das Gefühl, einen komplett anderen Menschen gekannt zu haben", erklärte ich.
Remus schüttelte den Kopf und schaute traurig zu mir auf.
,,Du hast ihn so gekannt wie er war. Er hat dir sicher nichts vorgespielt. Nein, er ist nicht unschuldig gewesen und hatte definitiv seine Fehler, aber er war kein Verräter oder Mörder. Vergiss nicht den Menschen, den du kanntest", sagte Remus plötzlich.
,,Du glaubst also auch nicht, dass er es war?", fragte ich hoffnungsvoll.
Remus schaute mich nachdenklich an.
,,Ich weiß es nicht, Saphira. Ich hoffe es."
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Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und Saphiren
Fanfiction,,Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen" -Friedrich Dürrenmatt Eine Begegnug im Hogwarts-Express und ihre Auswirkungen stellen das Leben von Saphira May komplett auf den Kopf. Eigentlich sollte die jun...