6. [Die Party]

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Der nächste Morgen war ein sehr kalter, der eigentlich nicht in den September zu passen schien. Shawn sah ziemlich schlecht aus, seine Augenringe waren nun nicht mehr zu übersehen. Seine Locken waren zerzaust und seine Augen rot angelaufen. Er kam auf mich zu und sagte nicht viel, sondern schloss mich einfach in eine Umarmung.
,,Konntest du wenigstens ein wenig schlafen?"
,,Vielleicht eine Stunde oder so. Ich fühle mich total schlapp", antwortete er und klang dabei auch so.
Ich riet ihm dazu, sich für heute entschuldigen zu lassen, Professor Flitwick würde das sicher verstehen. Er meinte, er bräuchte die Ablenkung und würde sonst in ein Loch fallen.
Louise kam nun auch herunter und stellte ihm auf meine Bitte von gestern Abend hin keine Fragen.
Remus schaute auch heute beim Frühstück nicht von seinem Teller auf. Langsam glaubte ich, er hatte wahrscheinlich gar kein Interesse an mir.
Der restliche Schultag verlief recht schnell, aber nicht ohne einen Berg von Hausaufgaben. Wir beschlossen, uns morgen Abend hinzusetzen und das alles abzuarbeiten.
Shawn hatte Recht behalten, denn beim Abendessen ging es ihm schon wieder ein wenig besser. Die Party rückte immer näher und ich hatte mir immer noch keine Gedanken gemacht, was ich anziehen wollte.
Also huschte ich nach dem Essen direkt in unser Zimmer und suchte mir etwas nettes heraus. Ich trug fast nie Kleider, weshalb ich auch nur ein einziges hatte. Ich zog das dunkelblaue Kleid und meine silberne Kette an, die meine Mutter mir damals geschenkt hatte. Louise kam gerade rein, als ich fertig war.
,,Und ich dachte, du seist so schon eine zu große Ablenkung. Jetzt wird Remus sicher noch vergessen, wie man läuft", sie lachte und zwinkerte mir zu.
,,Wieso Remus?", fragte ich ein wenig nervös.
,,Hast du die Sache beim Frühstück etwa schon vergessen?", fragte sie und schaute mich verwirrt an.
,,Achso, das, ja. Du glaubst doch aber nicht, dass das wegen mir war."
Sie verdrehte ihre Augen und schüttelte den Kopf. Ich guckte sie etwas unsicher an.
,,Mensch, wie bist du überhaupt nach Ravenclaw gekommen? Der Typ starrt dich dauernd an und verlernt dabei die alltäglichsten Dinge", nun lachte sie ein wenig.
,,Aber er hat mich doch den ganzen Tag nicht ein mal angeschaut."
,,Natürlich hat er das. Du bist so ein Tagträumer, dass du es einfach nicht bemerkst. Er macht es bloß nicht mehr ganz so offensichtlich. Aber ist ja interessant, wie sehr du darauf achtest. Ganz so unwichtig scheint er dir ja nicht zu sein."
Meine Wangen wurden etwas heißer und ich spürte ihre Röte schon förmlich.
,,Ich finde ihn einfach interessant, das ist alles. Aber sag Shawn bitte nichts davon, er muss ja nicht immer gleich alles wissen."
,,Natürlich bleibt das unter uns", sie grinste jetzt wieder, ,,und jetzt gehe ich dir zeigen, wie viel Interesse er an dir hat."
Sie schob mich aus der Tür hinaus in den Gemeinschaftsraum, wo Shawn schon auf uns wartete. Er fand, eine Party sei die beste Ablenkung, die es momentan gab, also freute er sich auch, mitzukommen.

,,Knallrümpfige Kröter", sagte ich und das Gemälde sprang auf, sodass ein Loch dahinter erschien.
Wir stiegen hindurch und wurden schon direkt von Sirius und James begrüßt. James hatte seinen Arm um ein hübsches rothaariges Mädchen gelegt und wirkte äußerst zufrieden.
Sirius' graue Augen glänzten in dem hellen Licht, das den Raum erhellte. Es war ein gemütlicher Raum mit Sesseln und einem schönen Kamin, das Rot schaffte dazu eine angenehme Atmosphäre. Es war schon ziemlich viel los, denn wir waren ein bisschen zu spät.
,,Wollt ihr was trinken?", fragte Sirius und brachte uns kurz darauf jeweils eine Flasche Butterbier.
Louise verschwand schnell in der Menge, denn sie liebte es, neue Menschen kennenzulernen. Shawn und ich standen ziemlich weit am Rand, da wir eher die Ruhe bevorzugten. Ich durchsuchte den Raum ein wenig, in der Hoffnung, ich würde Remus entdecken. Das erwies sich aber als recht schwer, da der ganze Raum schon voller Gryffindors, Hufflepuffs und ein paar Ravenclaws war.
Warum ich keinen Slytherin sah, brauchte ich gar nicht erst zu fragen. Die beiden Häuser waren verfeindet und kein Gryffindor würde wohl einen Slytherin auf seine Party einladen.
,,Ich glaube, Brad ist auch da. Ich geh mal rüber, kommst du mit?", fragte Shawn.
,,Nee, danke. Ich guck erst noch ein bisschen und suche gleich mal Sirius."
Er drehte sich um und ging in die Menge. Ich freute mich immer, auf eine Party zu kommen, merkte aber immer recht schnell, dass meine Ruhe mir lieber war. Lange konnte ich aber nicht darüber nachdenken, als jemand zu mir kam.
,,Na, Süße", der Gryffindor, der nun vor mir stand grinste selbstgefällig.
Ich musterte ihn kurz und wusste sofort, dass er definitiv nicht die Art Typ war, von dem ich angesprochen werden wollte. Ich spürte plötzlich einen Arm auf meiner Schulter liegen.
,,Na, Süßer", das war nun Sirius' Stimme.
Der andere wirkte etwas eingeschüchtert und sagte bloß: ,,Sorry, wusste ja nicht, dass sie zu dir gehört" und ging wieder zu seinen Freunden.
Sirius nahm seinen Arm wieder von mir weg und lachte ein wenig.
,,Mit dem wäre ich auch noch fertig geworden", grinste ich, ,,aber Danke."
,,Daran zweifel ich keine Sekunde. Aber ich kann ihn eh nicht leiden und bin immer wieder froh über jede Gelegenheit, ihm das zeigen zu können."
Wir lachten nun beide.
,,Du siehst übrigens großartig aus. Wäre ich er, hätte ich dich wahrscheinlich auch angesprochen."
Ich wurde wohl wieder ein wenig rot. 
,,Du siehst auch gut aus", entgegnete ich ihm.
,,Danke, danke. Komm mal mit, die anderen wollen dich doch auch begrüßen."
Ich folgte Sirius durch die Ansammlung von Schülern ans andere Ende des Raumes. Ich wollte am liebsten wieder umdrehen, denn Peter drehte Däumchen auf seinem Platz und Remus hatte sich mal wieder hinter einem Buch versteckt. Keiner der beiden sah so aus, als würde er mich gerne begrüßen.
,,Hey", sagte ich in die Runde.
Peter sah auf und lächelte mir zu, während Remus immer noch hinter seinem Buch steckte. Sirius setzte sich auf das Sofa neben den beiden und klopfte auffordernd auf den Platz neben ihm. Ich setzte mich und fühlte mich jetzt noch unwohler.
,,Remus, das ist eine Party und kein Bücherclub", sagte Sirius genervt und riss ihm das Buch aus der Hand.
,,Und dann auch noch falsch herum, das ist echt ein schlechtes Alibi, um nicht mit uns feiern zu müssen."
Sirius schaute ihn so vorwurfsvoll an wie ein enttäuschter Vater. Remus blickte nun endlich auch auf und lächelte mir kurz zu, bevor er Sirius einen genervten Blick entgegnete.
,,Ich glaube, James braucht noch unsere Hilfe wegen der Getränke, komm mal mit Peter."
Peter stand ohne ein Wort zu sagen auf und folgte Sirius.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt