22. [Weihnachten]

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Mein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen und meine Augen schmerzten. Ich lag immer noch mit seinem Pullover im Bett. Wann ich eingeschlafen war, wusste ich selbst nicht mehr. Der gesamte Schlafsaal war leer, alle waren Zuhause bei ihren Familien oder Freunden.
Ich ging zum Spiegel und bemerkte, dass ich schrecklich aussah. Meine Locken waren durcheinander, meine Augenringe waren dunkler als je zuvor und meine Nase war etwas rot.
Ich zog mir meine schönsten Klamotten an und machte meine Haare, um mich wenigstens etwas wohler zu fühlen.
,,Sie sehen reizend aus, Miss May. Einfach atemberaubend."
Shawns Worte brachten mich zum Lächeln.
,,Heute haben wir eine Menge vor, also hoffe ich, dass du ausgeschlafen bist", erklärte er.
Ich sah ihn fragend an, doch er stapfte schon aus dem Gemeinschaftsraum.
,,Möchtest du mir auch erklären, was wir heute vor haben? Ich könnte mich nicht daran erinnern, irgendwelche Termine zu haben", fragte ich und eilte hinter ihm her.
,,Wir spielen nach dem Frühstück Quidditsch mit ein paar von Brads Hufflepuff Freunden, dann machen wir beide einen schönen Spaziergang. Heute Abend spielen wir Zauberschnippschnapp mit Brad und danach machen wir uns einen schönen Abend", erzählte er im Laufen.
,,Und wann ist meine Freizeit?", fragte ich.
Shawn blieb stehen und drehte sich zu mir um.
,,Gar nicht, das ist doch der Plan", sagte er ernst und lief vor mir in die Große Halle.
Er verwirrte mich immer wieder.

,,Aber ich habe noch nie Quidditsch gespielt", sagte ich leise zu Shawn, als wir auf das Spielfeld kamen.
,,Doch, bei den Auswahlspielen in der 3. Klasse, aber laut Louise mache ich mich auf dem Boden besser als in der Luft", fügte ich hinzu.
Shawn lächelte und verdrehte die Augen.
,,Josh", sagte ein großer, blonder Hufflepuff und reichte mir die Hand.
,,Saphira."
,,Vanny", begrüßte mich eine freundliche Hufflepuff mit kurzen bunten Haaren.
,,Carla? Du bist auch nicht Zuhause?", fragte ich meine Nachhilfeschülerin.
Sie schüttelte lächelnd ihre schwarzen Locken.
Vanny und Josh waren aus unserem Jahrgang und gute Freunde von Brad. Sie hatten beschlossen, Carla mitzunehmen, da sie die einzigen Hufflepuffs waren, die im Schloss geblieben waren.
Brad teilte die Besen aus und wir stiegen in die Luft. Ein wenig konnte ich Louise schon verstehen. Der Wind und die Höhe fühlten sich großartig an. Wir wechselten ständig die Positionen und am Ende gefiel mir die Sucherin am besten. Während die anderen sich unten kloppten, konnte ich in Ruhe nach dem kleinen goldenen Ball suchen.
Wir alle hatten noch nie wirklich Quidditsch gespielt und das merkte man auch, aber das war uns egal.
Am Ende saßen wir alle gemeinsam auf der Tribüne und tranken das Butterbier, das Josh und Vanny mitgebracht hatten.
,,Ich wäre ja dafür, dass wir das nächste mal gemeinsam antreten. Diese ganze Häusersache ist doch Quatsch. Jeder will besser sein als der andere, dabei geht der Spaß doch total verloren", lachte Vanny.
,,Dann können wir ja als gemischtes Team gegen Slytherin spielen", schlug Josh vor.
,,Dann bringt Louise uns alle um", lachte Shawn und sprach somit meine Gedanken aus.
,,Hat Spaß gemacht, danke euch. Wir gehen ein wenig spazieren", sagte Shawn und stand auf.
Wir verabschiedeten uns von allen und gingen vom Feld.
,,Das hat Spaß gemacht. Bei Louise sah das immer so unlustig aus", sagte ich lachend.
,,Ist es auch. Die stehen voll unter Stress, so macht das natürlich keinen Spaß", sagte Shawn und lachte ebenfalls.

Als wir zum Abendessen in die Große Halle kamen, war ich von oben bis unten durchgefroren. Wir waren fast zwei Stunden spazieren gewesen und der Schnee hatte immer noch nicht abgenommen.
Die Große Halle war festlicher dekoriert denn je. Wir setzten uns an den Tisch und kaum hatten wir angefangen zu essen, kamen Josh, Vanny, Brad und Carla zu uns.
,,Was dagegen, wenn wir uns zu euch setzen?", fragte Josh und saß schon, bevor Shawn oder ich geantwortet hatten.
Auch die anderen Tische waren sehr schwach besetzt.

,,Gute Nacht, ihr beiden", sagte Brad und ging in den Schlafsaal.
,,Komm mit, ich hab was kleines organisiert", sagte Shawn und ignorierte meinen fragenden Blick wieder mal.
Wir stiegen erneut in den Astronomieturm. Auf dem Boden lagen eine Decke, einige Kerzen und Kekse.
,,Du bist einfach unschlagbar", sagte ich und lächelte.
Er setzte sich, legte einen Arm um mich und zog ein Buch aus seinem Umhang. Es war wieder das Buch mit den Gute-Nacht Geschichten.
,,Letztes Mal sind wir ja nicht fertig geworden", sagte er und grinste.
Er fing zu lesen an, während es draußen immer dunkler wurde. Das Kerzenlicht war das einzige, was uns die Sicht überhaupt ermöglichte.
Shawn hatte uns eine Decke umgelegt und so kauerten wir lange darunter, während er weiter las.
Nach einer Weile legte er das Buch weg und schaute mich an.
,,Danke", sagte ich leise.
,,Wofür?", fragte er.
,,Es war ein wunderschöner Tag. Ohne dich hätte ich vermutlich den ganzen Tag im Bett gelegen."
,,Ich weiß. Louise hat mir gesagt, entweder ich halte dich bei Laune oder sie wird mir ab sofort jeden Abend aus ihrem Thriller vorlesen."
Wir lachten beide und es war ein wundervolles Gefühl, jemanden zu haben, der sich so um einen sorgte wie Shawn und Louise.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt