34. [Harry und die Botschaft]

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Ich beschloss, an diesem Abend nicht zum Abendessen zu gehen. Die erste Unterrichtsstunde lag mir noch schwer im Magen. Vergeblich wartete ich auf eine Eule von Shawn oder Louise.
Plötzlich fühlte ich mich wieder unfassbar einsam. Dieses Mal würde ich es anders machen. Diese Einsamkeit hatte mich oft noch schlechter fühlen lassen, also musste ich etwas dagegen tun.
Ich sprang auf und eilte durch das Schloss zu Hagrids Hütte. Ein Bellen ertönte, als ich klopfte. Hagrid öffnete grinsend die Tür und Fang begrüßte mich freundlich.
,,Hey, Hagrid. Ich hoffe, ich störe nicht", sagte ich vorsichtig.
,,Nee, überhaupt nich", versicherte er schnell.
,,Willste was trinken?"
Ich schlüpfte an ihm vorbei in seine runde Hütte und nahm sein Angebot dankend an. So saßen wir einige Stunden zusammen. Wir erzählten uns Geschichten, tranken und lachten gemeinsam, wenige Minuten verbrachten wir tatsächlich auch mit der Unterrichtsplanung. Er war nicht sehr begeistert, dass ich die Hälfte seiner Liste strich. Statt Knallrümpfigen Krötern schlug ich beispielsweise Einhörner vor. Er stimmte etwas widerwillig zu.
,,Und die haben dich wirklich für 'ne Schülerin gehalt'n?", lachte Hagrid schallend.
Ich nickte grinsend und nahm einen kräftigen Schluck vom Butterbier. Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich etwas ernster und er setzte sein riesiges Glas auf dem Tisch ab.
,,Eins muss ich dir aber sagen: mit den beiden is nich zu spaßen. Fred und George lassen sich so schnell nich verarschen. Pass besser auf, dass du nich irgendwelche Stinkbomben in deinem Bett findest", mahnte er ernst.
,,Keine Sorge, Hagrid. Ich kann auf mich aufpassen. Aber danke für die Warnung", sagte ich lächelnd.
,,Ich denke, du solltest langsam gehen. Wegen Sirius Black gelten verschärfte Maßnahmen", sagte Hagrid mit einem erschrockenen Blick auf die Uhr.
Die Dementoren hätten das Gelände nicht bewachen müssen. Nicht wegen Sirius. Es tat weh, dass alle so von ihm dachten.
Ich eilte ins Schloss zurück und fragte mich, ob Harry eigentlich wusste, dass Sirius sein Patenonkel war. Vermutlich nicht, woher auch?

,,Was treibt Sie zu so später Stunde noch hier lang?"
Ich drehte mich um und erkannte einen Mann mit fettigen langen Haaren.
,,Severus?", fragte ich.
Remus musste mich so abgelenkt haben, dass ich meinen alten Schulkameraden gestern gar nicht bemerkt hatte.
,,Allerdings. Also was machen Sie hier? Sie wissen doch, dass Sie um diese Uhrzeit nicht umherirren sollten", sagte er kühl.
Ich hatte mich nie wirklich mit ihm unterhalten. Lily hatte mir damals geraten, mich von ihm fernzuhalten.
,,Und was machen Sie dann hier?", fragte ich zurück.
Ich wollte mir von ihm nicht verbieten lassen, rauszugehen. Und schon gar nicht wegen Sirius. Ich wusste, Severus hatte früher große Streitereien mit James und Sirius gehabt. Das war allerdings kein Grund für meine Abneigung Severus gegenüber. Ihre kindischen Rivalitäten waren mir schon früher zu blöd gewesen.
An diesem Abend konnte ich einfach keinen einzigen spöttischen Kommentar über Sirius hören.
,,Seien Sie nicht so neugierig", sagte er plötzlich.
,,Gleichfalls", murmelte ich genervt und verdrehte die Augen.
,,Wie bitte?", fragte er mit durchdringlichem Blick.
,,Severus?", ertönte eine Stimme hinter mir.
Ich fuhr zusammen und war zum ersten Mal etwas froh, Remus zu sehen.
,,Ach, Lupin. Dass Sie beide hier zusammen anfangen kann doch kein Zufall sein", grinste Snape höhnisch.
,,Ist es aber", antwortete ich schnell.
Ich spürte, wie Remus sich hinter mir etwas größer machte.
,,Gibt es ein Problem, Severus?", fragte er.
,,Absolut nicht", antwortete Snape sarkastisch und lief schnellen Schrittes in Richtung der Kerker.
,,Danke", murmelte ich Remus zu und ging die Treppe rauf.
,,Saphira?"
Ich drehte mich um und sah ihn fragend an.
,,Zwischen uns doch soweit alles in Ordnung, oder?", fragte er unsicher.
,,Klar", log ich und drehte mich wieder um.

Der nächste Morgen brach kühl und neblig herein. An den Fenstern bildete sich leichter Dunst, der mir die Sicht versperrte.
Ich machte mich fertig und eilte in die Große Halle. Hagrid saß bereits am Tisch, winkte mir aber nur kurz zu, da er in ein Gespräch mit McGonagall vertieft war. Dieses Mal musste ich mich also wieder neben Remus setzen.
,,Guten Morgen", murmelte ich, als ich mich setzte.
Ich spürte seinen Blick auf mir haften.
,,Guten Morgen", antwortete er leise.
Laut peitschte der Regen hinter uns an die Fenster. Ich bereute es an diesem Morgen ein wenig, Pflege Magischer Geschöpfe gewählt zu haben. Bei Geschichte der Zauberei hätte ich an diesem Nachmittag gemütlich im Klassenzimmer sitzen können.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt