,,Ich ziehe mich kurz um", sagte ich.
Remus setzte sich in meinen Sessel und griff nach dem Buch, das ich vorhin gelesen hatte. Ich schaute ihn kurz an und musste lächeln.
Als ich aus dem Bad kam, saß er noch lächelnd im Sessel.
,,Was ist vorhin eigentlich passiert?", fragte ich, nachdem der größte Schock überwunden war.
,,Ich kam gerade in das Schloss, als ich die fünf dort sitzen sah. Sie wollten wissen, wo du warst und als sie nach draußen zum See schauten, haben sie die Dementoren gesehen.
Ich bin natürlich sofort zu dir gerannt und habe meinen Patronus auf die Dementoren gejagt. Fred und George kamen mir hinterher und haben mir alles erklärt und sich entschuldigt. Den Rest der Geschichte kennst du ja", erzählte er.
Ich stand noch in der Tür zum Badezimmer und lehnte am Türrahmen.
,,Wie meintest du das eben eigentlich? Von wegen die Dementoren seien das beste gewesen?", fragte ich.
Remus schaute verlegen auf den Boden.
,,Versteh mich nicht falsch, ich hätte es dir wirklich gerne erspart. Aber es hat mir einen Grund gegeben, mich um dich zu kümmern. Damals, als du wegen deinem Vater so traurig warst, habe ich mich irgendwie nützlich gefühlt. Das Gefühl hatte ich vorhin wieder. Mir ist plötzlich klar geworden, dass ich dir vielleicht doch ein bisschen was bieten kann. Für den Patronus musste ich an irgendetwas Schönes denken und das einzige, woran ich denken konnte, warst du. Ich habe an unsere erste Begegnung und an unseren ersten Kuss gedacht. An dieses Gefühl, das ich hatte, als du in meinem Arm lagst und ich dich geküsst habe."
Ich lächelte und hatte wieder Tränen in den Augen. Dieses Mal waren es allerdings Freudentränen.Vorsichtig setzte ich mich auf mein Bett und beobachtete Remus, der mit gefalteten Händen zufrieden im Sessel saß.
,,Kannst du mir eine Sache erklären?", fragte ich.
Sein Blick huschte zu mir hoch. Besorgnis war in seinem Gesicht zu erkennen.
,,Warum hast du mich damals so plötzlich verlassen? Wir waren so glücklich zusammen. Was war der Grund, wegen dem du plötzlich alles beenden musstest?"
Meine Tonlage machte deutlich, wie wichtig mir diese Frage war. Er sah unfassbar müde aus. Er legte seinen Kopf auf seiner Hand ab und starrte mich gedankenverloren an.
,,Ich glaube, du hast dich noch nicht ganz von dem Dementorenangriff erholt. Lass uns diese Frage für einen Zeitpunkt aufheben, an dem es dir besser geht", sagte er matt.
Ich wollte widersprechen, doch ich wusste, es hatte jetzt keinen Zweck und so genoss ich einfach bloß seine Anwesenheit. Es tat so gut, ihn wieder in meiner Nähe zu haben. Und diesmal würde uns nichts mehr von unserem Glück trennen.,,Möchtest du noch einen Tee?", fragte ich, um die Stille zu durchbrechen.
,,Gerne", antwortete er mit einem leichten Lächeln.
Ich machte uns einen Tee und setzte mich anschließend wieder auf mein Bett.
,,Wie geht es Shawn und Louise?"
Ich nippte an meiner Tasse, wobei ich mir beinahe die Zunge verbrannte. Schnell stellte ich den Tee zurück auf meinen Nachttisch.
,,Gut. Louise ist gerade im Ausland wegen ihrer Mannschaft. Sie wird wirklich immer besser, obwohl ich damals gedacht habe, sie könnte sich gar nicht mehr verbessern. Und Shawn ist Auror. Er hat viel Arbeit, aber er liebt sie wirklich", erklärte ich glücklich.
Remus lächelte, doch in mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus. Fast hätte ich ihn nach seinen Freunden gefragt. Als hätte ich ein kleines Fünkchen Hoffnung in mir getragen und als wäre nie etwas passiert. Die Geschichte mit Remus und mir würde ein gutes Ende nehmen, doch für alle anderen gab es kein alternatives Ende.
Ich habe Leute sagen hören "Wenn es kein Happy-End ist, ist es noch nicht das Ende", doch für James, Lily und Peter war es das Ende gewesen. Und ich hatte nichts für sie tun können.
,,Alles in Ordnung?"
Remus' Stimme riss mich so plötzlich aus meinen Gedanken, dass ich ein wenig zuckte und den Tee fast über meine Beine gegossen hätte.
,,Ich denke, schon", antwortete ich leise.
Sein Blick hatte etwas mitleidiges in sich.
,,Ich dachte, ab jetzt gibt es keine Geheimnisse und keine versteckten Gefühle mehr", sagte er.
Ich lächelte und nickte kurz. Ich konnte mit ihm jetzt nicht darüber sprechen. Noch nicht jedenfalls.
,,Entschuldige. Heute ist einfach so viel passiert. Ich schätze, ich muss es einfach erst verarbeiten", erklärte ich.
,,Du musst doch sicher auch bald gehen", bemerkte ich mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr.
,,Ich habe einiges gutzumachen, musst du wissen. Du hast mich darum gebeten, dass ich bei dir bleibe und ich habe es nicht getan. Jetzt werde ich es. Ich werde dich ab sofort nie wieder alleine lassen, wenn es dir nicht gut geht", sagte er bestimmt.
,,Du möchtest die ganze Nacht hier bleiben?", fragte ich und lachte kurz auf.
Remus blieb ernst und lachte nicht.
,,So ist es."
Ich rutschte in meinem Bett, doch er schüttelte den Kopf.
,,Ich bleibe hier im Sessel. Es ist besser so."
Ich schaute ihn verwirrt an, zuckte mit den Schultern und lachte.
,,Na dann, mein treuer Nachtwächter, ich werde langsam schlafen. Gute Nacht. Und nimm wenigstens die hier, wenn du dort schon so einsam sitzen möchtest", grinste ich und warf ihm eine meiner Wolldecken zu.
Er fing sie gekonnt auf und grinste ebenfalls.
,,Danke. Und falls etwas sein sollte, weck mich ruhig auf", sagte er eilig.
Ich drehte mich kopfschüttelnd um.
,,Ich werde es dich wissen lassen, wenn mir einfällt, welches Shampoo Severus benutzt oder welchen Rasierer Dumbledore wohl in seinem Badezimmer liegen hat. Oh, oder wenn ich endlich jemanden gefunden habe, den Filch mag und der nicht Mrs. Norris heißt", sagte ich und schloss lächelnd die Augen.
,,Ich meine das ernst. Auch wenn ich auf diese Antworten doch sehr gespannt bin", antwortete Remus und lachte kurz, bevor Stille den dunklen Raum übernahm.
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Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und Saphiren
Fanfiction,,Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen" -Friedrich Dürrenmatt Eine Begegnug im Hogwarts-Express und ihre Auswirkungen stellen das Leben von Saphira May komplett auf den Kopf. Eigentlich sollte die jun...