27. [Überraschungen]

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,,Heute habe ich noch jemanden mitgebracht. Das ist Shawn", sagte ich zu der wieder etwas nervösen Carla.
Louise war ebenfalls mitgekommen. Ich hatte mir vorgenommen, bis zu den Prüfungen immer wieder verschiedene Leute mit zur Nachhilfe zu nehmen, damit Carla sich daran gewöhnte.
Ich sah, wie Louise ihr aufmunternd zuzwinkerte. Carla stellte sich aufrecht hin, atmete tief durch und richtete ihren Zauberstab auf ihre Tasche, die im Gras lag.
,,Accio", sagte sie bestimmt.
Die Tasche flog mit einem kleinen Schlenker in ihre linke Hand.
,,Weshalb genau gibst du ihr nochmal Nachhilfe?", fragte Shawn und lächelte gutmütig.
Carla grinste ihn an und wurde etwas rot.
,,Das weiß ich auch nicht", antwortete ich stolz.
,,Ich werde Sirius und Lily nächste Woche fragen, ob sie vielleicht auch kommen möchten. Wenn du es vor ihnen auch schaffst, dann braucht sich hier keiner mehr um deine ZAGs zu sorgen."
,,Meinst du wirklich?", fragte Carla ungläubig.
,,Definitiv", antworteten Shawn, Louise und ich fast gleichzeitig.
Wenn sie so weiter machen würde, könnte sie lauter 'Ohnegleichen' bekommen. Ich war ein wenig stolz auf mich, am meisten aber natürlich auf sie.
Wir übten noch einige Zauber, bevor wir zum Abendessen in die Große Halle gingen.

,,Wir sollten langsam auch anfangen für unsere Prüfungen zu lernen", sagte Shawn am Abend im Gemeinschaftsraum.
Louise und ich warfen uns belustigte Blicke zu. Jedes Jahr machten wir eine unausgesprochene Wette darum, wer als erstes auf dieses Thema kommen würde.
Wir waren alle unfassbar faul und schoben es so lange wie möglich auf. Während alle um uns herum schon im Stress waren, saßen wir noch gemütlich im Gemeinschaftsraum, spielten Spiele, aßen und erzählten uns Geschichten.
Sobald wir anfingen, unsere Hefte abends rauszuholen, wurden die anderen etwas nervös, weil sie wussten, dass es jetzt wirklich ernst wurde.
,,Schaut nicht so, ich will Auror werden, ich brauche richtig gute Ergebnisse", rechtfertigte er sich schnell.
,,Die bekommst du auch, Shawn", sagte ich und schaute aus dem Fenster.
Die letzten Sonnenstrahlen fielen in den Raum, der inzwischen allerdings hauptsächlich von Kerzen beleuchtet wurde.
,,Was willst du jetzt eigentlich machen?", fragte Louise.
Ich erhob mich von der Fensterbank und setzte mich auf das Sofa neben Shawn.
Bisher hatte ich mit niemandem über meinen Gedanken gesprochen, denn ich wusste selbst nicht genau, ob es das war, was ich tun wollte.
,,Weiß noch nicht. Ich denke, ich möchte ein wenig in der Welt herumkommen", erklärte ich nachdenklich.
,,Und dann?", fragte Shawn.
,,Als ich damals bei Flitwick im Unterricht war, meinte er, ich wolle Professor werden und sei deshalb in seiner 5. Klasse. Seitdem überlege ich tatsächlich, ob das nicht vielleicht eine Möglichkeit sein könnte."
Es fühlte sich gut an, diesen Gedanken mit jemandem teilen zu können.
,,Flitwick wird bei Dumbledore sicher ein gutes Wort für dich einlegen. Nach der ganzen Sache mit Carla", erklärte Louise sofort.
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Eigentlich bin ich das ganze Jahr über schon eine Lehrerin gewesen. Wenn Carla bei den Prüfungen gut abschneiden würde, wäre das durchaus auch hilfreich für mich.
,,Außerdem mögen dich die meisten Lehrer ja sowieso", sagte Shawn und lachte.
,,Na gut, ab morgen fangen wir an zu lernen", sagte ich entschlossen.
Shawn sah zufrieden aus, während Louise die Augen verdrehte.

,,Hey, Sirius, warte mal!"
Er drehte sich um und lächelte, als er mich sah.
,,Hey, du siehst gut aus", sagte er und musterte mich überrascht.
Die letzten Tage hatten mich so mit Lernen abgelenkt, sodass ich nur noch nachts an Remus dachte. Außerdem hatte mich der Gedanke, Lehrerin zu werden, motiviert.
,,Danke, du auch", lächelte ich.
,,Ich wollte fragen, ob du heute Nachmittag Zeit hast. Carla ist noch ein wenig nervös, wenn andere Menschen dabei sind und bald sind ihre ZAGs. Kannst du vielleicht einfach kurz kommen und dich zu uns setzen?"
,,Ja, natürlich. Wenn es passt, nehme ich die anderen gleich auch mit", schlug er vor.
Ich dachte kurz nach. Zu viel Publikum könnte sie vielleicht einschüchtern. Außerdem meinte er vielleicht auch Remus, ganz sicher sogar, schließlich waren sie in einer Freundesgruppe.
Allerdings musste ich ja nicht mit ihm sprechen und Carla hatte nicht mehr viel Zeit, um sich an so viele Menschen zu gewöhnen.
,,Das ist eine gute Idee", antwortete ich.
,,Aber", er druckste ein wenig herum, ,,also Remus auch?"
Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln.
Seit er mich auf der Party von Gordon befreit hatte, waren wir nicht mehr alleine gewesen.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt