Schon einige Tage später musste ich feststellen, dass es nicht so einfach werden sollte, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wenn man jahrelang auf seine große Liebe gewartet hat und sie dann noch geheim halten muss, bringt das so seine Probleme mit sich.
Zwei Wochen später fand eine Besprechung statt, in der genau das zum Problem werden sollte.
Ich setzte mich wie gewohnt auf meinen Platz, der sich zwischen Flitwick und McGonagall befand. Von ihm aus hatte ich eine wundervolle Sicht über die Berge, die sich hinter dem Schloss bis zum Horizont erstreckten.
Möglicherweise bot dieser Platz mir auch die perfekte Sicht auf Remus, der mir direkt gegenüber saß.
,,Wissen Sie schon, worum es heute geht?", fragte ich den kleinen Flitwick, der auf einem extra hohen Stuhl sitzen musste, um überhaupt über den Tisch gucken zu können.
,,Ich habe gehört, es soll um Sirius Black gehen", flüsterte er erschrocken.
Ich wandte mich von ihm ab und schaute Remus hilfesuchend an. Unter keinen Umständen hatte ich mit meinen Kollegen über Sirius sprechen wollen. Flitwick, McGonagall und Dumbledore hatten ihn gekannt. Sie waren verständlicherweise oft genervt gewesen, als er seine Streiche mit James ausgeheckt hatte, aber sie hatten ihn gemocht.
Und Severus? Er hasste ihn immer noch. Er würde seinen Hass nicht verstecken, denn er wollte allen zeigen, dass er es immer gewusst hatte. Aber nichts hatte er gewusst. Er kannte immer nur seine eine Seite.
,,Guten Abend", begrüßte uns Dumbledore und setzte sich.
,,Ihnen ist vielleicht schon zu Ohren gekommen, dass Sirius Black inzwischen in Hogsmeade gesichtet wurde. Zum Schutz von Harry Potter möchte ich Sie darum bitten, mir alles mitzuteilen, was Sie irgendwie mitbekommen. Jede Sichtung wird uns helfen können, den Jungen zu schützen."
Obwohl es zur Abwechslung ein recht warmer Tag mit Sonne und blauem Himmel war, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich wusste, es war unklug, etwas zu sagen, aber in mir brodelte es.
,,Entschuldigung, Professor, aber halten Sie es wirklich für möglich, dass Sirius Black Harry etwas antun könnte?", platzte es aus mir heraus.
Vielleicht klang ich etwas unhöflich, doch ich wollte keinem dieser Gerüchte glauben.
,,Sie denken doch nicht etwa, dass er kommt, um Harry ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk zu überreichen", sagte Severus hämisch.
,,Eher das, als ihn umzubringen", sagte ich bestimmt.
,,Sie glauben, Sie hätten ihn gekannt und hoffen mit jedem Teil Ihrer Seele, dass er ein guter Mensch war, aber glauben Sie mir, das war er nicht. Sie sind naiv, Miss May", sagte Severus mit einem verächtlichen Grinsen.
Es machte mich fertig, dass er so einen höflichen Ton behielt und mich 'Miss May' nannte. Während meiner Schulzeit hatte ich ihn einmal in der Bibliothek angetroffen. Er hatte gerade in ein Buch gekritzelt. Er hatte es direkt zugeschlagen, als ich zu ihm gegangen war. Trotzdem war er irgendwie freundlich gewesen und vor allem hatte er mich 'Saphira' genannt.
,,Ich verbitte mir diesen Ton, Severus", brummte Remus mit grimmiger Miene.
,,Dass Sie Ihre kleinen Freunde verteidigen, ist kein Wunder, Lupin", das letzte Wort spuckte er mit solch einer Verachtung aus, dass ich fast die Fassung verlor.
Allerdings wusste ich auch, dass es keinen Zweck hatte, etwas zu sagen. Es würde uns nur noch auffälliger machen.
,,Bitte, meine Herrschaften, so kommen wir doch nicht weiter", mischte Dumbledore sich endlich ein.
Alle wandten endlich ihre Blicke von Severus und mir ab und schauten zu Dumbledore.
,,Ich verstehe Ihre Einwände, Miss May. Allerdings sehen die Tatsachen leider anders aus. Wir müssen momentan von dem ausgehen, was einige Zeugen bestätigt haben. Es tut mir leid", sagte er mit einem eindringlichen Blick zu Remus und mir.
Ich gab es endgültig auf. Keiner wollte daran denken, dass er vielleicht in eine Falle gelaufen war. Mittlerweile fragte ich mich, ob ich selbst es wirklich noch glaubte. Vielleicht hatte Severus recht und ich war bloß so naiv, dass ich es nicht einsehen wollte.Die Nächte wurden immer kälter. Ich hüllte mich jeden Abend in meine zwei Decken und wünschte mir, Remus wäre bei mir. Aber ich wusste, er konnte es noch nicht, also drängte ich ihn auch nicht.
Auch dieser Morgen war eiskalt. Es war Halloween und das erste Wochenende, an dem die Schüler nach Hogsmeade gehen durften. Ich blickte aus dem Fenster und wusste sofort, dass ich an diesem Tag nicht nach Hogsmeade gehen würde.
Ich fühlte mich elendig. Eigentlich mochte ich Halloween sehr gerne, doch heute hatte ich keine Lust auf eine große Feier. Die ganze Nacht war ich von schlechten Träumen von Sirius geplagt worden. War mein Unterbewusstsein jetzt auch schon davon überzeugt, dass Sirius Harry töten wollte?
Ich zog meine Decke über mein halbes Gesicht und las in meinem neuen Buch, das Louise mir von ihrer Reise geschickt hatte.
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Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und Saphiren
Fanfiction,,Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen" -Friedrich Dürrenmatt Eine Begegnug im Hogwarts-Express und ihre Auswirkungen stellen das Leben von Saphira May komplett auf den Kopf. Eigentlich sollte die jun...