29. [Neuanfänge]

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Ich stand auf dem Schlosshof und atmete tief durch. Ich wollte diesen Ort zwar nie verlassen, aber in diesem Moment engte er mich ein. Ich dachte an all die Orte, an denen ich mit Remus gesessen hatte und schnell überkam mich wieder diese Übelkeit.
Shawn und Louise standen bei mir, was mich ein wenig besser fühlen ließ. Wir fuhren mit den Kutschen zum Bahnhof nach Hogsmeade und warteten auf den Hogwarts Express.
,,Saphira?"
Ich schaute nach rechts und ehe ich etwas sagen konnte, hatte Sirius mich schon fest an sich gedrückt.
,,Lass bitte ab und zu etwas von dir hören", flüsterte er mir über die Schulter.
,,Du auch", antwortete ich leise.
Shawn und Louise entfernten sich ein wenig von uns.
,,Es tut mir so leid, er hat es mir erzählt", sagte er plötzlich.
,,Es ist okay, Sirius. Ich bin nicht die, der er vertrauen kann und nicht die, bei der er sich wohl fühlt. Und er ist nicht der, der mir ein gutes Leben versprechen kann. Vielleicht werde ich es eines Tages verstehen", sagte ich leise und starrte auf den Boden.
Er schaute mir tief in die Augen.
,,Das meinst du nicht so und das weißt du selbst. Wie könnt ihr beide nur so blind sein? Wie ist es möglich, dass ihr beide nicht erkennt, dass ihr genau die Person seid, die der andere braucht? Das werde ich sicherlich niemals verstehen, Saphira."
Seine Worte schmerzten.
,,Sirius, bitte. Es ist vorbei und irgendwann werde ich darüber hinwegkommen."
In diesem Moment traten Lily, James und Peter zu uns. Alle drei umarmten mich zum Abschied. Remus war nicht zu sehen. Wahrscheinlich war es besser so.
Sirius umarmte mich ein letztes Mal sehr fest.
,,Lass von dir hören, Schwesterchen."
,,Das werde ich. Mach nicht so viele Dummheiten, großer Bruder."
Er lächelte und stieg zu seinen Freunden ins Abteil.

Leichter Regen tröpfelte gegen die Fensterscheiben des Abteils. Ich beobachtete zwei Tropfen, die um die Wette rollten.
,,Holt deine Mutter dich ab?", fragte Shawn.
Ich nickte. Ich konnte kein Wort herausbringen, sonst hätte ich wieder geweint. Jetzt war alles vorbei. Meine letzte Chance war verstrichen. Hatte ich etwas anderes sagen können, das ihn vielleicht umgestimmt hätte? Vermutlich nicht, aber was sollte das auch zur Sache tun, jetzt war es eh zu spät.
,,Du bist jederzeit bei uns willkommen", fügte Shawn hinzu, als er meinen Blick sah.
Ich lächelte. Shawn wusste, dass es bei mir Zuhause oft Probleme gab.
,,Zu uns kannst du auch gerne kommen. Sag nur vorher Bescheid, damit ich dir sagen kann, ob du zu uns oder zu Lucy kommen sollst", sagte Louise freundlich.
,,Danke, wirklich", sagte ich knapp.
,,Ich habe gestern Nachmittag übrigens eine Eule bekommen. Ich darf zum Probespiel kommen", sagte Louise glücklich.
Ich lächelte. Sie hatte seit Tagen auf eine Einladung gewartet.
,,Super", gluckste Shawn erfreut.
,,Schreib uns dann sofort", sagte ich schnell.
Sie nickte eifrig.
,,Ich denke, ich fahre weg."
Louise und Shawn schauten mich fragend an. Der Gedanke war mir am Abend zuvor gekommen, als ich so verzweifelt gewesen war. Ich wusste, es gab nur noch diesen einen Weg.
,,Ich habe entfernte Verwandte in Island. Es ist eine alte Zaubererfamilie, die mir früher öfter geschrieben hat. Gestern Abend habe ich ihnen eine Eule geschickt und gefragt, ob ich für eine Weile zu ihnen ziehen kann."

Das Gleis war so voll, dass ich Remus vermutlich auch nicht gefunden hätte, wenn ich nach ihm gesucht hätte.
Ich erkannte meine Mutter und freute mich. Ich hatte sie seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen und umarmte sie.
Shawn und Louise verabschiedeten sich und verschwanden.
,,Hattest du eine schöne Zeit?", fragte meine Mutter auf dem Weg nach Hause.
Ich nickte und lächelte.
Wenige Minuten später stand ich in der so bekannten Tür meines Zimmers. Ich knipste das Licht an, diese Elektrik hatte ich ein wenig vermisst.
Mein kleines gemütliches Zimmer wurde erhellt. Licht fiel auf mein niedriges Bett mit der durchgelegenen Matratze und auf meinen Schreibtisch am Fenster. Mein Herz machte einen kleinen Freudensprung, als ich mein Klavier sah.
Ich legte meinen Koffer weg und fing an zu spielen. Das hatte ich am allermeisten vermisst.

,,Du bist ja wieder da, wusste ich gar nicht."
Natürlich wusstest du es nicht, du hattest noch nie großes Interesse an meinem Leben gehabt.
,,Scheint so", antwortete ich meinem Bruder.
,,Hast du vielleicht Geld?", fragte er und lächelte verlegen.
,,Nein, außer du kannst etwas mit Galleonen anfangen", antwortete ich genervt.
Er verdrehte die Augen und verschwand. Ihn hatte ich jedenfalls nicht vermisst. Er war 5 Jahre älter als ich und für ihn war ich eine Art Bank. Mehr jedenfalls nicht.
Ich wollte gerade meine Sachen auspacken, als ich Schreie hörte. Super, kaum eine Stunde da gewesen und schon musste er es wieder tun.
Vermutlich hatte er meine Mutter auch nach Geld gefragt. Sie würde ihm aber nichts geben, das tat sie selten. Welche Mutter würde ihrem Kind auch gerne Geld für Drogen geben?
Sie stritten sich laut. Ein Knall. Vermutlich hatte er wieder Mal ein Loch in seine Tür geschlagen. Ich setzte mich auf mein Bett und legte den Kopf in die Hände.
Plötzlich hörte ich durch die Schreie ein Klopfen hindurch. Ich blickte auf und sah eine Eule an meinem Fenster sitzen. Ich machte es schnell auf und ließ die aufgeregte Eule herein. An ihren Bein hing ein kleines Briefchen, das ich öffnete.

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt