19. [Patronus]

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,,Dieses Wochenende dürfen wir wieder nach Hogsmeade", sagte Shawn am nächsten Morgen auf dem Weg in die Große Halle.
Louise und ich wechselten flüchtige, verlegene Blicke.
,,Ich versteh schon", sagte Shawn sofort.
,,Aber Weihnachten verbringen wir zusammen, ja?", fragte er und blickte von Louise zu mir.
,,Ja, das ist abgemacht", stimmte ich zu.
,,Also", setzte Louise in leisem Ton an, ,,ich schätze, ich bin an Weihnachten nicht da. Lucys Eltern wollen mich unbedingt kennenlernen, also würde ich die Ferien bei ihr verbringen."
Sie klang sehr nervös.
,,Ist doch super. Sie werden dich sicher lieben. Shawn und ich kommen alleine zurecht", beruhigte ich sie.
,,Sicher?", fragte sie und sah Shawn an.
Er bemerkte ihren zweifelnden Blick und legte einen Arm um mich.
,,Natürlich, wir sind doch ein super Team. Mach das beste draus", erklärte er ihr lächelnd.
,,Dafür könnte ich Lucy vielleicht vorschlagen, dass wir alle zusammen nach Hogsmeade gehen", sagte sie strahlend.
,,Eigentlich bin ich schon mit Remus verabredet", sagte ich, als wir uns gerade an den Tisch setzten.
,,In Ordnung. Aber bevor ich fahre, machen wir auf jeden Fall noch etwas zu dritt."
Shawn und ich stimmten sofort zu, obwohl die Zeit knapp werden würde, schließlich dauerte es nur noch drei Wochen bis zu den Ferien und wir hatten immer mehr mit der Schule zu tun.

Der Schnee legte sich allmählich immer dichter auf Bäume, Wiesen und die Dächer von Hogwarts.
Die Morgenrunden mit Shawn wurden immer herausfordernder, da die Kälte sich sogar durch die Handschuhe fraß und es stockdunkel war.
Einzelne Tannen wurden schon in die Große Halle getragen und Flitwick schmückte sie mit wunderschönen Kugeln. Die kalten Mauern des Gebäudes schienen sich durch die weihnachtliche Atmosphäre zu erwärmen.

An diesem Freitag saßen Remus und ich abends wieder zusammen am See mit einer dicken Decke, die über uns beiden lag. Seine Hand strich sanft über meinen Arm, während er meinen Blick zu suchen schien.
,,Was machst du an Weihnachten?", fragte er.
,,Ich werde im Schloss bleiben. Und du?"
Er schaute mich nachdenklich an. Ich war mir sicher gewesen, er würde nach Hause fahren oder vielleicht bei seinen Freunden feiern, deshalb hatte ich ihn zuvor nie danach gefragt. Außerdem wollte ich keine mitleidigen Blicke oder Worte von ihm. Er räusperte sich kurz und blickte nervös auf das schwarze Wasser.
,,Ich fahre nach Hause zu meiner Familie. Wenn du magst, kann ich sie fragen, ob du zu uns kommen kannst. Sie würden sich riesig freuen, dich kennenzulernen."
Er lächelte mich fragend an und ich freute mich sehr, aber ich musste nicht lange darüber nachdenken.
,,Das ist super lieb von dir und ich würde wirklich gerne mit dir gehen, aber Shawn bleibt auch hier und ich möchte ihn nicht alleine lassen. Seine Eltern sind weg, also muss er hier bleiben. Wir haben bisher noch kein Jahr ohne einander gefeiert", erklärte ich vorsichtig.
Ich wandte mich ihm zu und sah Enttäuschung in seinem Gesicht liegen.
,,Und wenn ich hier bleibe?", fragte er nach einer kurzen Stille.
,,Nein, ehrlich nicht. Deine Familie wird sich auf dich freuen. Sie wären sicher traurig, wenn du nicht kommen würdest."
,,Ja, du hast wohl Recht", sagte er nachdenklich und zuppelte am Gras.
,,Aber morgen haben wir den ganzen Tag in Hogsmeade", sagte ich aufmunternd.
Ein Lächeln erschien augenblicklich auf seinem Gesicht und er drückte mich wieder etwas fester an sich. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und genoss die Stille auf dem Gelände.

Der nächste Morgen war noch kälter als die Tage zuvor. Ein dichter Mix aus Nebel und Schnee erstreckte sich über dem Schlosshof, in dem Filch schon stand, um unsere Genehmigungen zu kontrollieren.
Vor uns in der Schlange stand der Junge, der mich auf der letzten Party nach Louise gefragt hatte. Er hielt die Hand einer hübschen Hufflepuff und ich war ziemlich froh, dass Louise kein Interesse an ihm hatte.
Remus und ich liefen ein wenig schneller, um das Pärchen hinter uns zu lassen. Die dicke Schneeschicht machte das allerdings nicht wirklich leicht.
Remus sah heute wieder besonders gut aus. Ein Lächeln lag in seinem Gesicht, auf seinen Haaren hatte sich schon eine leichte Schneeschicht gesammelt, die er gelegentlich los wurde, indem er sich durch die Harre fuhr. Das weiß des Schnees schien seine grünen Augen noch heller und funkelnder zu machen.
,,Ich habe gehört, du kannst einen gestaltlichen Patronus erzeugen?", fragte ich beeindruckt.
,,Sirius quatscht mal wieder, oder?"
,,Ja", sagte ich und sein Grinsen wurde breiter.
,,Ja, die Jungs und ich haben uns mal ausprobiert und es klappt ganz gut", erzählte er und ein leichter Stolz lag in seiner Stimme.
,,Und welche Gestalt nimmt er an?"
,,Einen Wolf", antwortete er.
Wie passend, dachte ich mir, behielt es aber für mich.
,,Und du?", fragte er nach einer kurzen Pause, wir waren nun schon fast in Hogsmeade angekommen.
,,Ich habe es schon versucht, aber einfach nicht richtig hinbekommen", gab ich etwas beschämt zu.
,,Wir könnten es zusammen versuchen", schlug er vor.
,,Gerne, das wäre super."

Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und SaphirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt