Die Sonne ging immer später unter und die Tage wurden immer wärmer, was die Unterrichtsstunden erheblich verbesserte.
An diesem warmen Frühlingstag stand ich wieder mal mit Hagrid vor seiner Hütte, während Fang mich zur Begrüßung abschlabberte.
,,Is' dir das auch schon aufgefallen, dass Harry, Ron un' Hermine gar nich' mehr so viel zusammen sind?", fragte Hagrid etwas besorgt.
Ich schaute auf und sah, wie Harry und Ron einige Meter von Hermine entfernt gingen.
,,Ja, Hermine sieht wirklich nicht glücklich aus", bestätigte ich.
Hagrid machte ein trauriges Gesicht.
,,Dabei ham sie sich doch immer so gut verstanden, wirklich schade", murmelte er.
,,Sowas hatten wir damals doch auch ständig. Als wir in der zweiten Klasse gewesen sind, hat Shawn eine Woche lang nicht mit Louise und mir gesprochen, weil er dachte, wir hätten seine Schokofrösche geklaut", sagte ich nachdenklich.
,,Un' habt ihr?", fragte Hagrid neugierig.
,,Natürlich nicht", sagte ich entrüstet.
Hagrid schaute mich irritiert an.
,,Unser Freund Brad hat sie gegessen, aber wir haben ihn nie verraten", erklärte ich.
,,Achso", gluckste Hagrid amüsiert.
Die Schüler waren schon fast da, als Hagrid sich noch einmal zu mir wandte.
,,Kanns' du nich' vielleicht mal mit ihnen reden? Die wissen doch gar nich', was ein Glück sie haben", sagte er traurig.
Hagrid war ein Halbriese und in seiner Schulzeit aus Hogwarts geworfen worden. Er hatte sicher nie solche Freunde gehabt. Ich spürte eine große Dankbarkeit für meine wundervollen Freunde.
,,Ich versuche es später mal", versicherte ich ihm.
Er sah sehr zufrieden aus, als die Schüler uns erreichten.,,Habt ihr noch einen kurzen Moment für mich?", fragte ich die drei nach dem Unterricht.
Sie schauten mich etwas verwirrt an, nickten aber sofort. Plötzlich kam ich mir etwas hilflos vor. Während des Unterrichts hatte ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht, wie ich die Sache angehen sollte. Ich konnte ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
,,Wie sieht es mit deinem Besen aus, Harry?", fragte ich.
,,McGonagall hat ihn mir zurückgegeben. Sie konnten keine dunkle Magie finden", antwortete Harry und sah Hermine triumphierend an.
Ich lehnte mich an einen Baum, der den Verbotenen Wald abgrenzte und beobachtete die drei streng.
,,Ich hatte damals eine Freundin. Wir haben uns kennengelernt, als ich ihr Nachhilfe geben sollte. Sie wurde von den Kindern aus ihrer Klasse gemobbt und der ein oder andere Fluch war nicht gerade harmlos.
Eines Tages war sie bei einigen meiner Freunde und mir, als ein paar Jungen sie wieder angegriffen haben. Plötzlich konnte sie alle möglichen Flüche auf die Jungs feuern. Und das, obwohl es für sie wirklich schwer war, vor anderen zu zaubern", erzählte ich.
Ron grinste breit, während Harry und Hermine mich nachdenklich anschauten.
,,Die war sicher cool", sagte Ron lachend.
,,Oh ja, das war sie", stimmte ich lächelnd zu.
,,Aber warum erzählen Sie uns das?", fragte er und hörte auf zu lachen.
,,Ihr müsst wissen, dass man zusammen manchmal stärker ist als alleine. Harry, du bist dieses Jahr wirklich in Gefahr und ich möchte, dass ihr euch gegenseitig unterstützt", kam ich endlich zum Punkt.
Ich spürte einen Schmerz im Magen. Hatte ich gerade gesagt, Harry sei in Gefahr? Vor Sirius? Ich schob den Gedanken schnell beiseite.
Hermine schaute auf ihre Zehenspitzen und lief rot an. Harry lächelte zufrieden. Ich wusste auf einmal, dass er insgeheim das gleiche hatte sagen wollen. Es war also mehr ein Streit zwischen Ron und Hermine. Aber warum?
,,Ich versteh schon, was Sie von uns wollen, aber Hermines Monster von Kater hat meine Ratte gefressen", platzte Ron plötzlich heraus.
Hermine schaute ihn böse an.
,,Dafür hast du keinen Beweis, Ron", fauchte sie sauer.
Ron schnaubte wütend auf.
,,Da waren Blutflecke von ihm auf dem Bett!"
,,Glaub doch, was du willst", sagte sie und stapfte davon.
Harry warf mir einen genervten Blick zu, während Ron ihr böse hinterher starrte.
,,Danke für den Versuch", murmelte Harry und ging mit Ron ins Schloss zurück.An diesem Abend fiel es mir schwer, einzuschlafen. Meine Gedanken drehten sich noch immer um Harry, Ron und Hermine.
Außerdem dachte ich an Remus. Er war im selben Schloss und doch fühlte es sich an, als wäre er am anderen Ende der Welt. Man kann sich so nah sein und doch an zwei ganz verschiedenen Orten. Je nachdem, wo die Gedanken nun mal sind.
Wenn wir zusammen waren, waren unsere Gedanken nie in der Gegenwart. Doch keiner von uns sagte dem anderen, woran er dachte oder worum er sich sorgte.
Plötzlich klopfte es an der Tür und eine kleine Person betrat mein dunkles Zimmer hastig.
,,Miss May, kommen Sie doch bitte. Es ist etwas Schlimmes passiert!", keuchte Professor Flitwick.
Ich stand auf, warf mir einen Umhang um und lief hinter ihm her. Ich hatte ihn noch nie so schnell rennen sehen.
Er führte uns geradewegs hoch in den Gryffindorturm.
Wir betraten den roten Gemeinschaftsraum, der schon voller Lehrer und neugieriger Schüler war.
,,Schließen Sie alle Tore, Argus", sagte Dumbledore und sah ausnahmsweise auch ein wenig nervös aus.
Bei seinem Anblick wurde ich noch panischer. Ich sah mich um, doch Remus war nicht da.
Flitwick, Severus, McGonagall und ich folgten Dumbledore ins Lehrerzimmer. Wir setzten uns gerade, als die Tür aufschlug und Remus außer Atem dazu kam.
,,Was ist passiert?", keuchte er.
Schweiß stand auf seiner vernarbten Stirn.
Severus stand plötzlich auf.
,,Das sollten Sie doch besser wissen. Geben Sie es doch endlich zu, dass sie Ihrem alten Freund ins Schloss geholfen haben", sagte er mit ruhiger, aber bestimmter Stimme.
,,Diese Anschuldigungen helfen uns nicht weiter, Severus. Lassen Sie uns besser überlegen, was wir jetzt tun sollen", schaltete sich Dumbledore ein, bevor Severus sich auf Remus stürzen konnte.
,,Sie machen einen Fehler", sagte Severus.
,,Zwei", ergänzte er mit abschätzigem Blick auf mich.
,,Sie machen einen Fehler, wenn Sie so unbedacht Ihre Kollegen beschuldigen, die zu alledem nur das beste für Harry wollen", fauchte ich wütend.
Severus lächelte überheblich.
,,Daran habe ich nie gezweifelt. Ich zweifle viel eher an Ihrer Intelligenz und Ihrer Menschenkenntnis. Sie halten ihn doch immer noch für einen Heiligen", zischte er.
Ich spürte das Brodeln in jedem meiner Knochen, doch bevor ich etwas tun konnte, hatte Remus ihn gepackt und gegen die Wand gedrückt.
,,So sprechen Sie nicht über meine Freunde", sagte er.
,,Remus!", rief ich erschrocken.
Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Er wirkte immer so ruhig und gefasst.
,,Das reicht jetzt aber wirklich", tadelte McGonagall.
,,Entschuldigen Sie mich bitte, ich bin nicht weiter bereit, mich so beleidigen zu lassen", sagte ich und eilte aus dem Raum.Ich lief ein paar Korridore entlang, bis meine Füße mich nicht mehr tragen wollten. Ich lehnte mich an die Wand und ließ mich fallen.
Schritte hallten durch die Dunkelheit. Eine große Gestalt stand vor mir und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie entgegen und ließ mich von Remus hoch und in seine Arme ziehen.
Seit langem spürte ich wieder, wie wir endlich an einem Ort waren.
,,Ich bin ja da", murmelte er, während er mich fest an sich drückte.
Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
,,Entschuldige, dass ich eben so sauer geworden bin. Es ist nur so, dass ich meinen ganzen Ärger immer runterschlucke und einfach weiter mache. Aber das eben war einfach zu viel", erzählte er leise.
Ich löste mich aus seinem festen Griff und lächelte.
,,Nein, dafür musst du dich nun wirklich nicht entschuldigen", sagte ich.
Seine Augen funkelten und er lächelte ebenfalls ein wenig. Mondlicht fiel durch den Korridor und wundersamerweise war mein ganzer Kummer verflogen.
Er strich mir sanft über die Wange, legte seine Hand an mein Kinn und beugte sich zu mir herunter.
,,Hier wird uns noch jemand sehen", flüsterte ich.
,,Und wenn schon", sagte er lächelnd.
,,Severus hasst uns doch sowieso und Dumbledore vertraut uns. Was sollte eine Beziehung zwischen uns daran ändern?", fragte er.
Seine Augen lagen ruhig auf mir und machten mich verrückt.
,,Die letzten Wochen warst du so distanziert und jetzt willst du plötzlich, dass es alle wissen?", fragte ich irritiert.
Er lachte kurz und ließ seinen Blick für wenige Sekunden abschweifen.
,,Weißt du eigentlich, wie schwer es mir fällt, in deiner Nähe zu sein und so zu tun, als wäre da nichts? Als ich dich damals vor den Dementoren beschützt habe, habe ich mich so gefreut, dass diese ganzen Schwierigkeiten zwischen uns endlich aufgehoben sind.
Als wir in den Ferien bei euch waren, war ich einfach traurig, dass es nur so eine kurze Zeit war. Danach fiel es mir einfach schwer, wieder normal weiterzumachen, also habe ich mich ein bisschen distanziert", erklärte er.
Ich schaute an ihm vorbei und dachte nach. Er hatte recht, unsere Beziehung würde nichts an Dumbledores oder Severus' Meinung ändern. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gefühl dabei.
,,Es geht mir ja nicht anders, aber lass uns bitte warten, bis das alles mit Sirius geklärt ist. Er war nun schon das zweite Mal hier, lange wird es nicht mehr dauern", erklärte ich.
Sein Blick verfinsterte sich ein wenig. Dann lächelte er plötzlich wieder und beugte sich wieder zu mir herunter. Er küsste mich so zärtlich er nur konnte und, Gott, sehnte ich mich nach diesem Tag, an dem das alles kein Geheimnis mehr sein musste.Der Unterricht am nächsten Tag war eine enorme Herausforderung, denn meine Gedanken lagen immer noch bei dem Kuss vom vorigen Abend. Und natürlich bei der Tatsache, dass Sirius erneut ins Schloss eingedrungen war. Verdammt, was wollte er bloß?
Er hatte Ron mit einem Messer im Schlaf bedroht. Langsam gingen selbst mir die Ausreden aus.
,,Miss May?", riss mich eine Stimme aus den Gedanken.
Fred, George und Lee standen vor mir. Die drei hatten mir gerade noch gefehlt.
,,Ja? Habt ihr noch Fragen zum Unterricht?", fragte ich.
,,Da Sie ebenfalls Teil des Unterrichts sind, ja", grinste Fred.
Natürlich ging es wieder mal darum. Ich fragte mich, ob sie sich überhaupt noch Gedanken um etwas anderes als mein Privatleben machten.
,,Also?", fragte ich.
,,Sie kannten Sirius Black", sagte George.
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich nickte nervös.
,,Woher wisst ihr das?", fragte ich leiser.
,,Kann man sich doch denken. Ron hat uns erzählt, dass Sirius ein Freund von Harrys Vaters gewesen ist und wir wissen, dass Sie es ebenfalls waren. Außerdem hat Snape da auch mal was erwähnt, als er mit Dumbledore gesprochen hat", erklärte Fred ganz selbstverständlich.
,,Und was ist dann eure Frage?", fragte ich etwas nervös.
,,Naja, also eigentlich wollten wir nur wissen, ob man schon weiß, wie er ins Schloss gekommen ist. Die anderen Lehrer sagen uns nichts", sagte George und sah etwas schuldbewusst aus.
Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein.
,,Nein, das wissen wir nicht", sagte ich und musterte die drei.
,,Wieso wollt ihr das unbedingt wissen?", fragte ich.
,,Ach, nur so. Es soll im Schloss ja sehr viele Geheimgänge geben, von denen die meisten Lehrer gar nichts wissen", sagte Lee.
Langsam nervte mich die Geheimniskrämerei.
,,Hört zu, Jungs. Wenn ihr etwas wisst, dann geht zu Dumbledore. Er wird da mehr tun können als ich", sagte ich kühl.
Ich hatte überlegt, zu sagen, dass jede Sorge unbegründet wäre, aber irgendwie kam es nicht raus. Nach der letzten Nacht konnte ich keinen Grund mehr finden, weshalb man Sirius noch vertrauen sollte. Es tat weh, aber ich schluckte den Schmerz runter.
,,In Ordnung", murmelte George.
,,Sonst noch was?", fragte ich und warf meine Tasche über die Schulter.
,,Also eigentlich wäre da ja noch was", sagte Fred.
Die anderen beiden schauten ihn genauso erwartungsvoll an wie ich.
,,Es beschäftigt mich wirklich schon lange. Küsst Professor Lupin eigentlich gut?", fragte er plötzlich.
Jeder Ernst des Gespräches war verflogen.
,,Ich weiß nicht, aber vielleicht suchst du dir lieber jemanden in deinem Alter. Ich glaube, der Professor ist nicht an Schülern interessiert", sagte ich gelassen.
Ich hörte George und Lee noch lachen, als ich Richtung Schloss ging. Ich wusste, ich musste schnell gehen, bevor Fred zurückfeuern konnte.
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Remus Lupin (Rumtreiber & PoA) ff: Von Smaragden und Saphiren
Fanfiction,,Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall treffen" -Friedrich Dürrenmatt Eine Begegnug im Hogwarts-Express und ihre Auswirkungen stellen das Leben von Saphira May komplett auf den Kopf. Eigentlich sollte die jun...