Kapitel 72 - Raik

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Wenn ich mir nicht über die jetzigen Situation bewusst wäre, würde ich sicherlich denken, dass mir meine Augen einen gewaltigen Streich spielten. Ich würde nicht erst auf die Idee kommen, dass ich meine Heimat verlassen hatte. Die Lichtquelle strahlte so rot, wie noch die zuvor und die Stille war so unerträglich, wie es ihr niemals erlaubt sein sollte. Mein Herz schlug zwar in einen gleichbleibenden Tempo aber dieser war eindeutig viel zu schnell, um es als normal bezeichnen zu können. Wir liefen auf den schmalen weißen Wegen, die sich immer wieder öffneten, um einen die Möglichkeit zu geben, einen der gleich aussehenden Häusern zu betreten. Goldene Dächer, die spitz nach oben verliefen. Makellose weiße Mauern, die goldene Fenstern und Türen am Ort und Stelle hielten und ergrünte Gärten beschmückt mit bunte Blumen, die klein durch das mittelgroße Gras heraus schauten. Ich würde die Stadt des Himmelreiches als wunderschön bezeichnen, wäre da nicht das rote Blut, welches all diese Schönheit unbedeutend machte. Die Häuser standen alle vollkommen alleine da, denn ihre Bewohner würden wohl nicht mehr zurückkehren. Wenn doch, dann würden diese die Schönheit ihren Heimes nicht mehr zu schätzen wissen. Ein Krieg würde immer Spuren auf einen hinterlassen. Körperlich oder seelisch aber es spielte überhaupt keine Rolle, welches dieser Spuren eintreffen würde, der selbe würde man so oder so nicht mehr sein.

Ich wandte meinen Blick seufzend den geflügelten Rücken der männlichen Gestalt vor mir zu, der kein einzigen mal seinen Blick von den weißen Weg abwandte. Seine schwarzen drachenartige Schwingen gaben immer wieder leichte Zucken von sich während diese leicht goldschimmerten. Seine schwarzen Haare  bedeckten seinen Nacken, auch in diese konnte ich immer wieder goldene Strähnen erkennen. Sein schwarzer Hemd schien ihn eine Größe viel zu groß zu sein aber dies ließ ihn nicht schlecht aussehen, dafür sorgte die enge Hose, welche die gleichen schwarzen Farbe trug. "Raik, beeil dich!" sagte dieser, als er sein Gesicht in meiner Richtung drehte. Ich traf auf rotglühende Augen während ich langsam nickte. Die müden Augen des gefallenen Engels verlor ich aus meinen Blickfeld, genauso wie seine kleinen schwarzen Hörner, als sich Azazel wieder umgedreht hatte. Wie mir befohlen lief ich mit deutlich schnellere Schritten auf die beiden Gestalten vor mir zu. Bis ich diese eingeholt hatte und ich meine Schritte wieder verlangsamen konnte. 

Riesige, erhellte Bäume, die mit weißen Blüten gekrönt wurden, dies war es, das ich als nächstes erblickte. Diese ließen all die Häusern verschwinden und formten einen Kreis. In der Mitte dieses Kreises würde wir das finden, nach was wir gesucht hatten. Das Zentrum des Stades. Unsere Schritte verfolgten weiterhin das weiße Steinweg, bis uns nicht mehr ermöglicht war, diesen weiter zu gehen. Eine goldene, runde Tor hinderte uns und versperrte den Eintritt in den Herzen des erhellten Kreisen, der zur dieser Zeit in ein blutroten rot gefärbt war. Die Sonne der Hölle stand breit leuchtend in der Mitte des eigentlichen schwarzen Himmels. Die Stille schwieg weiterhin wie einen Grab und dies obwohl ich mir eindeutig bewusst war, dass sich hinter dieses Tores mehrere Wesen versammelt hatten. Versteckt hinter der Kronen der riesigen Bäumen, schwiegen diese während sie auf den nächsten Schlag warteten. Ein Quietschen ertönte, als die blase Hand von Leviathan das goldene Tor ohne zu zögern öffnete. Schon war ihre Gestalt durch den Eingang verschwunden, hatte ich diese aus meinen Blickfeld verloren. Genauso erging es mir bei Azazel, der der weiblichen Gestalt schweigend gefolgt war. Ein einzigen mal atmete ich tief durch, bevor auch ich durch den Eingang angespannt spazierte. Die goldene Türklinke hatte ich wieder ins Schloss fallen gelassen, als ich meine zitternden Hand von diese entfernte und meinen Blick zögernd auf meine Handflächen richtete. Dort wo sich zuvor bloß nur eine rote Hautfarbe befunden hatte, würde diese nun kühler und die rote Farbe hatte einen tieferes Rotton gewählt. Blut. Jetzt hatte ich auch heiliges Blut an meine Hände kleben und schon befand ich mich mittendrin. 

Mein Körper drehte sich um seiner eigenen Achse und ich traf zum erneuten mal auf die geflügelten Rücken, die mit zügigen Schritten und erhobenen Kinnen ihren Weg verfolgten. Diesmal entstand der freigeräumte Weg jedoch erst dann, als diese von den weißen Wesen entdeckt wurden, die ungläubig ihnen den Weg durch die Menge frei machten. Schnell schloss ich mich den zwei Gefallenen an während ich angestrengt versuchte mir die Blicke der weiß geflügelten nicht anmerken zu lassen. Engeln. Wir nährten uns immer mehr den Ende zu und dies hieß, das ich immer mehr von den Ruinen eines weißen Brunnes erkennen konnte. Klares Wasser fand den Weg nach außen jedoch weiterhin aber der kühle Wasserstrahl verfärbte sich ziemlich schnell rötlich, als er Kontakt mit den Blut bedeckten Boden machte. Nur das leise Summen des Wassers war zu hören während meine Augen den werdenden Fluss verfolgten. Ein weißes Feder schwamm in den kleinen Fluss und verließ mit diesen diesen Ort und mit dieses weiße Bruchstück eines Flügels, welches einmal eines göttlichen Wesens gehört hatte, verstand ich, dass dies hier nur die Ruhe vor der Sturm war, der all diese Seelen zum erneuten mal in Stücke reißen würde.

ʟɪɢʜᴛ ɪɴ ᴛʜᴇ ᴅᴀʀᴋɴᴇssWo Geschichten leben. Entdecke jetzt