Kapitel 49 - Michael

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Schmerzen durchzogen sich durch mein Körper während ich mit langsamen Schritten Azrael folgte. Schneller laufen konnte ich nicht, auch wenn ich dies wollen würde. Die viel zu festen Fesseln ließen dies nicht zu. In meine Augen waren diese völlig übertrieben aber etwas dagegen unternehmen konnte ich nicht. Ich sollte mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt noch am Leben war und mich nicht über diese Fesseln beschweren. Azrael hasste mich und zwar zurecht. Vielleicht hätte ich den Tod verdient, denn ich hatte Lucifer durch die Hölle gehen lassen. Ich beschwerte mich nicht über die Schmerzen, die ich gerade verspürte, denn mein Bruder hatte viel Schlimmeres durchmachen müssen und dies hatte er mir zu verdanken. Ich hatte ihn verraten und ihn auf die grausamsten Weise verletzt. Es würde mich nicht wundern, wenn er mich direkt wieder wegschicken würde oder wenn er mir das gleiche antun würde. Ganz ehrlich ich würde es völlig verstehen und es ihn überhaupt nicht übelnehmen. Azrael hatte vollkommen Recht. Ich war eine Schande und ich verdiente Lucifer als mein Bruder nicht.

"Geht es auch schneller?" ertönte Azrael's Stimme in meine Ohren und ließ mich kurz zusammenzucken. "Ja" brachte ich zögernd über meine Lippen. Ich hob meinem Kopf und blickte vor mir. Ich war echt viel zu schwach für meinen Rang, denn Devis befand sich in der gleichen Lage, wie ich selbst aber dieser konnte trotzdem schneller laufen. Ich verdiente die ganze Aufmerksamkeit doch garnicht, schließlich hatte ich diese nur weil ich mein Bruder aus den Himmelreich verbannt hatte. Ich verschnellerte meinen Gang, zumindest soweit ich es konnte. Wir liefen durch die dunklen Gängen, die aus schwarzen Stein bestanden und rote Verzierungen besaßen. Ich hatte jedoch keine Zeit, um mich hier umzuschauen, schließlich musste ich mein Bruder retten. Er brauchte mich und auch wenn man es von mir nicht erwarten würde, ich brauchte ihn mindestens genauso viel. Noch immer konnte ich mir mein Handeln nicht verzeihen aber vielleicht konnte ich es auf diese Weise wieder gutmachen.

Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich meinen Gang erneut verschnellerte. Die Schmerzen, die ich dabei verspürte, ignorierte ich vollkommen. Man könnte von Glück sprechen, das wir nur gerade aus laufen müssten, denn eine Treppe hochlaufen könnte ich nicht. Ich hatte die Realität vollkommen verlassen und war in meine Gedanken versunken deswegen merkte ich auch nicht, dass die beiden stehen geblieben waren. Meine Realität holte mich erst wieder ein, als ich ein neu gewonnenen Schmerz verspürte. "Alles okay?" erklang die Stimme von Devis in meine Ohren und ließ mich in seine Richtung schauen. Nun ja eigentlich musste ich nur aufblicken, da ich anscheinend gegen ihn gelaufen war. "Ja...tut mir Leid." gab ich knapp von mir bevor ich mich kurz umschaute. Wir befanden uns vor einer schwarzen Tür, die mit Gold verziert war. Mein Herz fing an um einiges schneller zu schlagen, als ich ein schwaches Licht erkannte, das von unterhalb des Türes schien.

"Eine falsche Bewegung und ihr müsst euch nicht mehr um eure Zukunft sorgen." sagte der gefiederte Dämon bevor dieser an der Tür klopfte und warte bis ein leises "Herein" erklang. Dann öffnete dieser die Tür und ließ das schwache reine Licht nach draußen gelangen. Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich mich ein letztes mal zu Devis umdrehte und dann das Zimmer mit schnellschlagende Herzen betrat. Das erste, das ich erblickte, war eine helle Lichtkugel, die sich auf einen pechschwarzen Bett befand aber ich wusste, das es nicht nur eine Lichtkugel war. Neben den Bett kniete ein schwarz bekleiderter Mann, der zwei schwarze Schwingen besaß, die durch den Silber glänzten Ton besonders wirken. Als sich dieser jedoch umdrehte, wusste ich direkt wer er war. Graune Augen blickten mich an, die eindeutig mit Tränen befüllt waren während sein braunes Haar, der leicht silbern wirkte, ihn verschwitzt ins Gesicht klebte. Zwei silberne Hörner ragten aus seiner Stirn heraus, die ziemlich klein waren. Ich wusste wer er war obwohl sich dieser um einiges geändert hatte. Genauso wusste ich, dass mich dieser mindestens genauso hasste, wie es Azrael tat.

"Azrael, was haben sie hier zu suchen?" fragte dieser während er kurz auf uns zeigte. "Belial, sie wollen nur helfen." brachte der Schwarzhaarige über seine Lippen während dieser die Tür leise hinter sich schloss. Ich blickte schon fast geistesabwesend auf den jungen Mann, der sich in der glühenden Kugel befand während ich nur schwer Tränen unterdrücken konnte. "Helfen? Helfen! Es ist ihre Schuld, dass er sich überhaupt in dieser Lage befindet!" gab Belial aufgebracht von sich während dieser aufstand und auf mich zulief. Ich bemerkte dies jedoch erst, als mich dieser unsanft an sich zog. "Wie kannst du es überhaupt wagen hier aufzutauchen nach alldem, was du ihn angetan hast? Nachdem du uns alle verraten hast!" schrie mich dieser an aber senkte kurz danach wieder seine Stimme. "Es tut mir Leid.." brachte ich leise und kaum hörbar über seine Lippen. "Sag so etwas erst, wenn du es auch wirklich so meinst. Jeder weißt, dass du deswegen gefeiert wirst. Warum sollte es dir also Leid tun?" - "Es tut mir wirklich Leid." sprach ich während ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, als dieser fester wurde.

"Belial, lass sie ihre Arbeit machen vielleicht können sie es schaffen. Wir haben alles versucht vielleicht sind sie seine einzige Chance." sagte Azrael, der eine Hand auf Belial's Schulter gelegt hatte und ihn dazu brachte, mich endlich loszulassen. Ich atmete erleichtert aus bevor ich dankend zu Azrael blickte. Dieser schaute mich jedoch nur finster an bevor er kurz auf Lucifer blickte und dann das Zimmer leise verließ. Belial kniete sich jedoch erneut neben den Bett und küsste kurz die blasse Hand meines Bruders bevor dieser aufstand und auf mich zulief. "Wenn er wegen dir stirbt, werde ich deine ganz persönliche Hölle werden." sagte dieser bevor er an mich vorbei lief und das Zimmer genauso leise verließ. Als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, war es für mich geschehen und ich stürzte regelrecht auf den ohnmächtigen Körper meines Bruders. Immer wieder strich ich über seine kalte Hand während ununterbrochen Tränen meine Wangen runterliefen.

"Wir schaffen das schon." sagte Devis, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte. "Es geht darum, ob er es schafft und nicht ob wir es schaffen." brachte ich zögernd über meine Lippen während ich ihn kurz anblickte aber mich schnell wieder zu Lucifer drehte, als ich spürte, wie sein Licht ein wenig heller schien. Ich erhob mich von den angenehm warmen Boden, zwar mit Schwierigkeiten aber ich schaffte es. Seine Hand drückte ich fester, als ich mich über ihn beugte und eine Haarsträhne aus sein blasses Gesicht wisch. "Wie schlimm ist es?" fragte mich Devis, der den Anstand gemacht hatte, sich den pechschwarzen Bett zu nähren. "Schlimmer als ich befürchtet hatte." sagte ich schon fast flüsternd während ich den schwarzen Blut beobachtete. Dieser war zwar nur getrocknet aber dies musste nicht unbedingt etwas gutes heißen. Die Quelle des Blutes war eine Wunde, die ziemlich tief in seiner Brust verlief und eine weitere, die sich an seiner rechten Hüfte befand. "Ich dachte dein Freund hatte nur einmal zugestochen?" - "Ja, das dachte ich auch, zumindest hat es mir Chris so erzählt." gab Devis von sich während dieser auf den entblößten Körper meines Bruders blickte. Dieser lag splitternackt auf den Bett während zwei seiner weißen Schwingen ein wenig sein Körper bedeckten.

"Hast du genug Kraft für so etwas?" fragte mich der blonde Engel während dieser ein federartigen Messer in seiner Hand hielt. "Nein..." brachte ich fast schon unhörbar über meine Lippen, als ich geschockt auf die Waffe starrte, die mein Bruder eindeutig umbringen konnte. "Ich kann ihn nicht heilen, dafür brauche ich eine gottgleichen Kraft oder die Kraft von Jahwe selbst." sagte ich, als ich besorgt auf den schon fast leblosen Körper meines Bruders blickte. Er dürfte nicht sterben, ich würde dies nicht akzeptieren und zulassen würde ich es auch nicht.

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Hier ist der nächste Teil, ich hoffe es hat euch gefallen. Der nächste Kapitel kommt noch in dieser Woche.

evil_sadness15 🖤

ʟɪɢʜᴛ ɪɴ ᴛʜᴇ ᴅᴀʀᴋɴᴇssWo Geschichten leben. Entdecke jetzt