Kapitel 71 - Raik

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 Kühler Wind kam mir entgegen während ich mit meinen unterkühlten Händen die schwarzen Zügeln fester umschlug. Ein dichter Nebel lag vor meinen Augen und machte es mir so gut wie unmöglich die Leute zu erkennen, die genauso wie ich ihren Weg durch den starken Wind zu erkämpfen versuchten. Schwarze Wolken waren hinter der dicken Nebelschicht versteckt aber all das war nichts im Vergleich zu das, was uns erwarten würde, wenn wir durch die Grenze hindurchfliegen würden. Wie schwarze Schatten flogen wir immer höher in den Himmel hinein aber auch wenn der Nebel uns nicht verstecken würde, ein menschlicher Auge würde uns niemals erblicken können. Ich bückte mich tiefen nach unten und drückte meine Füße fester gegen die Steigbügeln des schwarzen Sattels während die unordentliche silberne Mähne meine Nase kitzelte. Zwischen den zwei spitzen Ohren meines Skursous versuchte ich zumindest irgendwas zu erkennen aber vergebens. Ein Gewitter war klar und deutlich zu hören bevor meine Auge doch etwas zu sehen bekamen. Ein gewalttätiger Blitz trat aus der schwarzen Masse einer Wolke heraus und schlug zwischen der dreieckähnlichen Formation in der wir uns den Himmelreich immer mehr nährten ein. Für einen kurzen Augenblick konnte ich deutlich spüren, wie das skelettartige Wesen unter mir zuckte, bevor dieses weiterflog, als wäre nichts außergewöhnliches geschähen.

 Dünne schwarze Haut, die so gut wie nichts von den Knochen des Pferdes ungesehen machte. Gewaltige schwarze Flügeln, die die eines Drachen ähnelten und weiße kugelartige Augen, die sich nicht wie bei einen gewöhnlichen Pferd in den Augenhöhlen befanden, sondern an den Ohren des Wesens. Die Augenhöhlen waren zwar enthalten, nur hatten diese keine Bestimmung, außer wie tiefe dunkle Tunneln auszusehen, die in den Schädel des Tieres hineinführten. Ein Skursou besaß zwar Augen, auch wenn sich diese an einer eher ungewöhnlichen Stelle befanden aber diese waren so unnötig, wie die leeren Augenhöhlen, denn diese Tiere waren blind. Blind aber außergewöhnlich schlau und dazu noch das perfekte Tier, um einen Krieg zu betreten. Unsterblich und im Besetz von einen guten Orientierungssinn, denn die Blindheit war für sie einen gewaltigen Vorteil. Durch ihren silbernen Hufen ließen diese Ströme durch ihren Körper gleiten, was ihnen möglich machte Bilder der Umgebung an ihren Gehirn weiter zu leiten und so jedes Hindernis zu erkennen, auch wenn sich dieses hinter etwas versteckt hielt. Ihr Gehirn kannte jedes Ort, auch wenn sich das Wesen noch nie zuvor dort aufgehalten hatte. Skursous waren die Pferde der Hölle, entstanden durch die Hand des Todes, in den Aschen des Höllenfeuers geboren. Höllentiere auf der Suche nach reine Seelen, um diese aus ihren Körpern zu befreien, um diese anschließend zu verzehren.

 Ich würde die Grenze nicht sehen, wenn wir diese überqueren würden aber ich hatte es nicht nötig, denn ich würde es spüren. Ich würde spüren, wie mein Herz einen Aussetzer machte, nur um dann um das Dreifache weiterschlagen zu können. Meine Angst würde immer größer wachsen während sich durch meinen Körper einen eiskalten Schauer ausbreitete. Die Luft, die ich zum Atmen benötigte, würde mir wegbleiben, da sich meine Lunge zusammenziehen würde. Bis zu den Zeitpunkt, in den sich meine Seele an die neuen Umgebung gewöhnt hatte und ich meine zusammengepressten Augen aufmachen würde. Ein unguter Gefühl breitete sich in mir aus während wir immer höher flogen und das heilige Aura des Himmelreiches deutlicher zu spüren war und dann...dann ging alles viel zu schnell. Meine Kochen spannten sich an, meine Augen fest zusammengepresst, mein Herz schnell in meiner Brust schlagend und die gleichmäßigen Geräusche der Flügeln des Skursous. Bis zu den Zeitpunkt, auf dem ich so sehr gewartet hatte. Alles hatte seinen Ende gefunden und der skelettartige Pferd hatte seine Flügeln eingezogen. Wie erwartet blendete mich das helle Licht der Sonne nicht, als ich meine Augen zögernd aufmachte. Das helle Licht existiert überhaupt nicht, denn das rote Licht der Hölle hatte diesen großflächig ersetzt. Der Krieg zwischen Himmel und Hölle war im vollen Gange aber auch wenn es so aussah als hätte meine Art die Oberhand, hoffte ich innerlich, dass das alles nur einen Irrtum war. 

ʟɪɢʜᴛ ɪɴ ᴛʜᴇ ᴅᴀʀᴋɴᴇssWo Geschichten leben. Entdecke jetzt