Ungeduldig trommelte ich mit den Fingern auf den Küchentisch. Wie lange wollte Hermine denn noch trödeln? Ich wollte endlich wieder los, schließlich sollte ich laut Sirius möglichst wenig in diesem Haus sein. Also würde ich ihm diesen Gefallen tun und auch kaum hier sein. Dann würde er schon sehen, wie sehr er mich vermissen würde und mir hoffentlich möglichst bald erlauben, bei ihm einzuziehen. Wenigstens für eine Nacht die Woche.
Endlich hörte ich leise Schritte, welche die Treppe herunterkamen, begleitet von leisem Gemurmel. Alle Hausbewohner waren momentan in anderen Räumen unterwegs, um diese wieder bewohnbar zu machen, doch da ich hier eh nicht sein sollte, hatte ich mich geweigert zu helfen. Sollte doch Sirius alleine Tierwesen fangen gehen. Obwohl ich eigentlich ein paar von ihnen noch auswildern würde, so wie der Jarvey, welcher jetzt irgendwo in Kiras Schlossgarten wohnte und Gnome jagte.
Die Tür zur Küche ging auf und Hermine kam in Muggelkleidung in den Raum. Ihr dicht auf den Versen war Ron, welcher wohl eigentlich ebenfalls das Ziel hatte, als Muggel durchzugehen, doch das war ihm irgendwie nicht ganz gelungen. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, weil das T-Shirt seine Liebe zu den Chudley Canons ausdrückte. Wenigstens bewegte sich darauf nichts.
„Ich werde mitkommen", verkündete in diesem Moment Ron ungeduldig.
„Du wirst in der Muggelwelt auffallen wie ein bunter Hund, Ron!", erinnerte Hermine ihren Klassenkameraden ungeduldig.
„Und auf meinem Motorrad ist nur Platz für mich, Antiope und eine weitere Person", stellte ich fest und sah zu meinem Haustier, welches gemütlich auf dem Boden lag und darauf wartete, dass es endlich losging. Vor ihr lag die Schutzbrille, die ich ihr gleich für die Fahrt wieder aufsetzen würde.
„Er ist mein bester Freund", protestierte der Gryffindor sofort.
„Ich bin seine beste Freundin", stellte Hermine fest. Ich seufzte leise. Das konnte wohl noch dauern. Ich ließ mich neben meinen Hund auf den Fußboden nieder und begann dem Tier durch das lange flauschige Fell zu streicheln.
„Ich sollte mitgehen. Warum muss die mit?" Dieses Mal zeigte Ron anklagend auf mich.
„Weil jemand das Motorrad fahren muss", stellte ich ehrlich fest.
„Das kann doch Hermine machen. Sie kann auch Muggeltechnik bedienen", forderte Ron schlecht gelaunt.
„Aber kein Motorrad. Dafür braucht man einen extra Führerschein, den ich nicht habe und auch noch gar nicht erwerben darf. Ähnlich wie die Apparierprüfung", erklärte Hermine geduldig.
„Und warum hat sie dann einen?", wurde die Gryffindor anklagend gefragt.
„Aus dem gleichen Grund, aus dem ich aktuell das Apparieren lerne", stellte ich nüchtern fest. „In meiner Familie ist das Gesetz eher eine freundliche Bitte, der man nachkommen kann oder eben nicht. In manchen Fällen tun wir es, in manchen halt nicht. Können wir jetzt los, Hermine?"
Ich sah ungeduldig zu der Muggelstämmigen, welche bestimmt nickte. Sie rückte den Henkel ihrer Tasche zurecht, bevor sie sich in Richtung Tür wandte. Ich stand auf, weshalb es auch Antiope tat. Ron hingegen sah uns ziemlich empört an.
„Wir grüßen Harry", erklärte ich knapp, bevor ich auch schon die Treppe in den Flur hochlief. Mein Haustier und Hermine kamen hinterher, während der Gryffindor uns empört hinterher sah.
Im Flur oben angekommen, erblickten wir sofort einen Hauselfen, welcher vor den zugezogenen Vorhängen hin und her lief. Er wirkte einfach ungepflegt mit seinem verdreckten Lendenschurz. Die wässriggrauen, blutunterlaufenen Augen halfen nicht gerade dabei, diesen Eindruck zu mindern. Seine Haut war schon ganz schlaff und faltig, während ihm gleichzeitig weiße Haarbüschel aus den Ohren wuchsen. Ein irgendwie abstoßendes und gleichzeitig auch irgendwie bemitleidenswertes Wesen.
Kreacher lief vor den von Motten zerfressenen Vorhängen, die das Porträt seiner ehemaligen Herrin verdeckten, auf und ab. Dabei ignorierte er uns geflissentlich, während er leise vor sich hin murmelte. Oder war er nach den Jahren der Einsamkeit einfach nur so durchgeknallt, dass er uns wirklich nicht mehr wahrnahm?
In diesem Moment drehte sich Kreacher zu uns. Er fixierte uns kurz mit seinem Blick, bevor er sich so tief verbeugte, dass seine dicke, fleischige, schnauzenähnliche Nase den Boden berührte.
„Die junge Herrin ist im Hause", stellte der Hauself fest, bevor er in Richtung Boden murmelte: „Stolziert hier rum mit dem Schlammblut. Besudelt das Haus meiner Herrin."
Was dachte ich? Bemitleidenswert? Dieser blöde, alte Elf? Er war der Grund, warum Sirius wieder in dieses Gemäuer gezogen war. Er war der Grund, dass ich meinen Vater nicht noch ein paar Monate für mich haben konnte. Nur noch diese Sommerferien, mit ganz viel Glück auch noch die nächsten Weihnachten. Aber seine Existenz machte mir alles kaputt.
Ich rümpfte leicht die Nase, bevor ich mich abwandte. Mit dem blöden Wesen wollte ich wirklich nichts weiter zu tun haben. Sollte er doch weiter Selbstgespräche führen. Sollte er doch noch einmal jahrelang alleine in diesem Haus verrotten. Ich würde es verlassen und wahrscheinlich nie wieder kommen.
„Patricia, willst du dich nicht von Sirius verabschieden?", fragte mich Hermine verwirrt.
„Nein, wir haben uns schon alles gesagt", gestand ich kleinlaut.
„Aber er ist dein Vater. Man sagt auf Wiedersehen, auch wenn man sauer ist", versuchte mich die Muggelstämmige zu überzeugen.
„Er will nicht mehr mein Vater sein, also muss ich ihm auch nicht auf Wiedersehen sagen", grummelte ich mal wieder angefressen aufgrund von unserer Trennung. „Geh du ruhig hoch, ich warte mit Antiope draußen beim Motorrad. Dann mache ich die Kleine schon einmal fertig."
„Aber –", wollte Hermine protestieren, doch ich ließ sie einfach stehen. Ich würde nicht mit ihr darüber diskutieren, wie ich den Streit mit Sirius ausfocht. Wenn ich grummelig aus der Haustür stürmen wollte, würde ich es tun. Deshalb tat ich es wohl gerade.
Ich musste nicht lange darauf warten, dass die Muggelstämmige ebenfalls aus der Haustür kam. Sirius kam ihr hinterher, blieb aber in der Tür stehen. Er sah mich etwas verunsichert an, weshalb ich anfing, unsicher mit dem Visier meines Helmes zu spielen. Das mit dem sauer aus der Haustür rauschen, war wirklich einfacher, wenn man dabei nicht den traurigen Blick des Zurückgelassenen sah.
„Geh zu ihm", flüsterte mir Hermine zu und schupste mich leicht in Richtung meines Vaters. Ich sah noch kurz unsicher zu dem Flüchtigen, welcher seine Hand nach mir ausstreckte. Ich gab mit einem leisen Seufzen nach und lief zu ihm herüber. Mein leiblicher Vater wollte mich in seine Arme ziehen, doch ich zog rechtzeitig meine Hand weg.
„Hatten wir das Grummeln nicht schon?", wurde ich vorsichtig gefragt.
„Gestern hatte ich mich ausgeweint und war dann zu müde, um noch sauer zu sein. Heute grummel ich dafür", gestand ich kleinlaut. Auch wenn ich eigentlich wusste, ich sollte meine restliche Zeit mit dem Mann genießen, gerade wollte ich es einfach nicht. Gerade wollte ich einfach sauer darüber sein, dass er mich weggeben wollte.
„Dann grummel ein wenig. Lieb habe ich dich aber trotzdem. Sogar sehr, mein kleiner Teeniewelpe. Daran ändert sich auch nichts, wenn du ein paar Tage grummelst. Ich rufe dich jeden Tag an und frage, ob du fertig bist und mich besuchen kommst. Jeden Tag bis du mir glaubst, dass ich dich trotzdem noch unendlich lieb habe, versprochen."
Etwas zögerlich drückte mir mein Vater einen Kuss auf die Stirn. Dieses Mal wich ich auch nicht vor ihm zurück. Ein Teil von mir wollte sich an den Arm des Mannes klammern, ein anderer am liebsten Wegrennen. Genauso wenig wie ich bei Carolin erklären konnte, warum ich auf die Idee gekommen war, sie zu umarmen, wusste ich auch nicht, wie ich jetzt gerade bei Sirius auf die Idee kam. Doch ich tat es, drückte mich noch kurz an meinen Vater, nur um dann schnell zum Motorrad zu laufen. Dort angekommen setzte ich mir schnell meinen Motorradhelm auf den Kopf, damit niemand die einsame Träne sah, welche mir die Wange runter lief.
„Fahrt vorsichtig, ihr beiden. Macht keinen Blödsinn, vor allem du nicht, Welpe. Und grüßt Harry von mir", rief Sirius uns noch hinterher.
„Wir passen auf uns auf", versprach Hermine.
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...