Kapitel 14

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Nervös lief ich das zehnte Mal durch die Eingangshalle von meinem Schloss. Gleich würde Adina durch einen der Kamine kommen, weil ich versprochen hatte, ihr und Blaise heute zu zeigen, was ein Fernseher ist. Ab morgen würden sie dann nicht mehr verwirrt gucken, wenn ich ihnen sagte, dass ich etwas dank einer Doku kannte. Obwohl, die ganzen Genres würden sie heute wohl nicht lernen. Aber sie würden nicht mehr ganz so verwirrt gucken.
Was die junge Malfoy allerdings nicht wusste, Blaise würde erst später kommen, damit wir ihr auf den Zahn fühlen konnten. Das hieß auch, gleich würde herauskommen, ob ich meiner besten Freundin nun vertrauen konnte oder nicht. Und was noch viel wichtiger war, heute würde rauskommen, ob ich versuchen würde, sie in die Welt der Doppelagenten zu ziehen oder nicht. Und so ganz wusste ich mal wieder nicht, auf was ich eigentlich hoffen sollte.
Natürlich wollte ich bei Adina sein und mir war es lieber, wenn wir Freundinnen waren. Sie war schließlich die erste Person in Hogwarts gewesen, die mir die Hand gereicht hatte. Anfangs vielleicht aus den falschen Gründen, doch mittlerweile hatten wir uns doch sehr gut aneinander gewöhnt. Allerdings wollte ich sie nicht als Doppelagentin dabei haben. Meine Aufgabe vor doch der Schutz der anderen Nymphen, nicht sie in Gefahr zu bringen. Und Doppelagent zu werden war definitiv viel zu gefährlich, gerade für jemand Untrainiertes wie die Wassernymphe.
Ein Zischen war zu hören und als ich mich umdrehte, sah ich die junge Malfoy, welche sich gerade neugierig und auch etwas ängstlich in der imposanten Eingangshalle umsah. Bärchen drückte sie dabei liebevoll an ihre Brust. Als sie mich sah, fing sie an, etwas verunsichert zu lächeln.
„Hallo", murmelte sie sichtlich nervös. „Ich bin wohl vor Blaise hier."
„Er kommt in zwei Stunden. Ich – wir – na ja, da du –"
„Du weißt nicht, ob du mir wirklich vertrauen kannst. Das hat man bei unserem letzten Treffen ehrlich gesagt gemerkt. Mich hat es gewundert, als du mich eingeladen hast. Ich habe nicht damit gerechnet."
„Wenn du heute überzeugst, lade ich dich wahrscheinlich wesentlich öfter auf", stellte ich verunsichert fest. Vermutlich täglich, um ihr beizubringen, gegen den dunklen Lord zu bestehen. Ihr Kopf musste gegen ihn bestehen können und ein wenig Selbstverteidigung sollte sie auch lernen. Egal, ob sie nun ebenfalls Doppelagentin wurde oder nicht, es konnte nicht schaden, wenn sie nicht bei jeder Kleinigkeit eine Beschützerin brauchte.
„Marlons – Nein, unsere Familie sitzt im Wohnzimmer. Also nicht die ganze, nur Claire, Frédéric, Vivienne, Marlon, Ari, Roux und Sue. Letztere musste ein Schweigegelübde abgeben."
„Also deine Großmutter, einer von deinen zwei Vätern, deine drei Cousinen, dein Onkel und deine Tante. Das fühlt sich für mich sehr nach der ganzen Familie an. Wenn ich dir meine ganze Familie vorstelle, meine ich damit meine Eltern und meinen Bruder", stellte Adina fest.
„Hier wohnen vierundvierzig Menschen, die sich alle als meine Familie sehen. Fünfundvierzig, wenn man mich mitzählt. Dann natürlich noch die Hauselfen, Kobolde, Haustiere –"
„Ich sehe es ein, es ist nur ein kleiner deiner Familie", murmelte die Wassernymphe, während sie nervös an ihrem Ohrring herumspielte.
„Und viele kennst du schon. Nur Frédéric, Claire und Vivienne nicht. Aber sie sind nett. Keine Ahnung von wem Sue ihren Perfektionismus hat, aber nicht von jemanden in diesem Raum." Ich zeigte auf die Tür des Salons, weshalb die Slytherin nervös nickte. Hoffentlich war sie nicht so drauf, weil sie glaubte, den Vertrauenstest nicht zu bestehen. Das Letzte, was ich wollte, war, dass sich gleich herausstellte, Adina wäre doch auf der Seite des dunklen Lords und wollte nur mich mit Hilfe von Blaise manipulieren.
Andererseits, wenn ich daran dachte, wie ich drauf war, als ich das erste Mal dieses Schloss betreten hatte, war es kein Wunder, dass die Wassernymphe so nervös war. Bei meiner Ankunft waren mir alle sehr wohlgesonnen gegenüber, davon konnte Adina nicht so ohne weiteres ausgehen. Ihre wurde misstraut und deshalb war sie noch viel mehr darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu machen.
Ich öffnete die Tür zum Salon, weshalb man meine Familie sehen konnte. Vivienne und Ari hatten es sich zusammen auf einem Sofa gemütlich gemacht und hatten beide ein Buch vor der Nase. Bei den anderen war wohl mal wieder ein Kartenspiel eskaliert, jedenfalls war eine lautstarke Diskussion zwischen Marlon, Frédéric und Sue ausgebrochen, welche Regeln es nun gab. Roux und Claire hatten wohl mal wieder aufgegeben, dieses Spiel weiter zu spielen. Die Karten der beiden lagen auf dem Tisch und sie sprachen leise miteinander.
„Adina ist hier!", verkündete ich und zog die Wassernymphe in den Raum herein, welche tatsächlich jetzt komplett verschüchtert wirkte. Meine streitenden Verwandten waren aber auch wirklich etwas furchteinflößend. Tatsächlich unterbrachen die drei ihre lautstarke Diskussion in diesem Moment. Sue gab ein leises Brummen von sich – die Gleichaltrige war nicht sehr begeistert von Adinas Rückkehr – während die beiden Männer wesentlich freundlicher und glücklicher über die Anwesenheit der Wassernymphe wirkten.
„Adina, das hier ist Marlons Bruder Frédéric, seine Frau Claire und Marlons maman Vivienne", stellte ich meiner Freundin, den Rest meiner Familie vor, während ich sie bestimmt zu einem Sessel schob. Sobald ich meine beste Freundin dort platziert hatte, ließ ich mich auf meinen ehemaligen Platz zwischen Arienne und Vivienne fallen.

Hexagramm - LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt