Kapitel 53

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Professor McGonagall wurde tatsächlich ins St. Mungos verlegt, weil ihr Zustand so kritisch war. Das konnte mir Susanne am nächsten Morgen beim Frühstück berichten. Diese Information half mir allerdings nicht wirklich dabei, wieder ruhiger zu werden. Tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall. Mein Herz verkrampfte sich schmerzhaft, während ich jetzt noch mehr das Ende der Prüfungen herbeisehnte, damit meine Freunde wieder Zeit für mich hatten und mich so ablenken konnten.
Umso dankbarer war ich, als Susanne verkündete, sie würde sich eher Hades anschließen, als ihre UTZ bei Binns in Geschichte der Zauberei zu machen. Sie schlug sogar vor, wir könnten einfach die ZAG-Prüfung sausen lassen. Es gäbe wesentlich wichtigere Aktivitäten als dieses Fach. Ein Teil von mir stimmte ihr zu, doch der andere war zu stolz, um durchzufallen.
Ich hatte zu sehr darauf hingearbeitet, diese Prüfungen mitschreiben zu können, um jetzt einfach aufzugeben. Außerdem wäre Professor McGonagall sicherlich sehr wütend, wenn sie aufwachen würde und bemerken würde, dass ich einfach eine Prüfung geschmissen hatte. Schließlich hatte sie sehr viel mit mir Lesen und Schreiben geübt.
Daher fanden wir uns am Nachmittag pünktlich zu unserer letzten ZAG-Prüfung in der großen Halle ein. Dieses Mal stand nicht Professor McGonagall vorne, wartete bis alle auf ihren Plätzen saßen, um dann die Prüfung zu beginnen. Stattdessen beaufsichtigte Professor Marchbanks die Prüfung.
„Drehen Sie Ihre Blätter um", sagte Professor Marchbanks schließlich von der Stirnseite der Halle her und kippte das riesige Stundenglas. „Fangen Sie an."
Hektisch drehte ich das Blatt um, begann mir die Worte durchzulesen und schließlich eine Antwort hinzukritzeln. Das erste Mal hatte ich das Gefühl, mein fotografisches Gedächtnis wäre hier gerade schlecht. Die meisten Informationen über historische Ereignisse wusste ich von Ares, der gerade viele Schlachten miterlebt hatte, weil eine seiner Kriegsnymphen in ihnen gekämpft hatte. Dabei hatte er mir viel mehr Details erzählt, als es heutzutage noch in den Geschichtsbüchern zu finden gab. Bei den zwölf Göttern, in den Archiven der Kriegsnymphenfamilie gab es zu vielen historischen Ereignissen ungefähr zehn Mal so viel zu finden, wie in den Büchern. Ich hatte eine richtige Stalkerfamilie. Also musste ich vor jeder Antwort erstmal sortieren, welche Information ich jetzt überhaupt hinschreiben sollte oder lieber nicht.
Ich war gerade bei der vorletzten Frage angekommen, als ein lauter Schrei gefolgt von einem Knall zu hören sah. Erneut griff ich nach meinem Messer, während ich aufsprang. Mein Stuhl fiel klappernd zu Boden, mein Blick glitt durch die große Halle. Auch Susanne war aufgesprungen und sah sich suchend nach der Ursache um.
Schließlich entdeckten wir sie. Harry lag auf dem Boden. Er hatte seine Hände mal wieder auf die Narbe gepresst. Hatte er erneut eine Verbindung zu Voldemort aufgebaut? Oder andersherum? Hatte der dunkle Zauberer eine zu ihm aufgebaut? Ihm falsche Erinnerungen eingepflanzt oder Ähnliches?
Der unbekannte Prüfer von gestern Abend lief zu dem Gryffindor, half ihm wieder auf die Beine und führte ihn dann aus der Halle. Ich sah ihnen etwas misstrauisch hinterher. Am liebsten wäre ich hinterhergegangen, um herauszufinden, was nun los war, doch noch immer hieß die Devise, Abstand zwischen Harry und mir aufzubauen. Das hieß auch, ich würde mich jetzt wieder hinsetzen und meine Prüfung beenden.
Grade einmal eine Viertelstunde später war unsere Prüfung auch schon wieder vorbei. Wir gaben unsere beschriebenen Pergamentbögen ab, dann ging es im Gänsemarsch wieder hinaus.
„Endlich sind die Prüfungen vorbei", rief Draco begeistert und streckte sich zufrieden.
„Jetzt haben wir alle wieder Zeit für dich", stellte Blaise mit einem breiten Lächen an mich gewandt fest.
„Ich mag die Prüfungszeit nicht. Ihr sozialisiert mich das ganze Schuljahr lang, nur um mich dann für ein paar Wochen im Jahr auf sozialen Entzug zu setzen", murrte ich, weshalb ich ein mitleidiges Oh zu hören kriegte. Mein Freund blieb sogar stehen, zog mich in seine Arme und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Schläfe.
„Wir haben dich auch vermisst", wurde mir versichert. Das hoffte ich doch. Normalerweise maulten immer alle vor mir herum, dass wir uns zu wenig sahen. Ich hätte es ziemlich komisch gefunden, wenn jetzt niemand dastehen würde und sich wieder über mehr gemeinsame Zeit freute.
„Und weil wir uns alle so sehr darüber freuen, werden wir uns jetzt einen richtig gemütlichen Abend machen. Ganz ohne uns Gedanken über irgendwelche historischen Ereig23nisse oder Verteidigungszauber zu machen", wurde mir von meinem Freund versprochen.
Ich gab ein zufriedenes Seufzen von mir. Das hörte sich nach einem Traum an. Einfach nur mit meinem Freunden gemütlich irgendwo zusammenzusitzen, am liebsten eng an Blaise gekuschelt.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Ron und Hermine die Marmortreppe nach oben eilten, wahrscheinlich um Harry zu finden. Ich gab ein leises Seufzen von mir. Das musste ich wohl auch noch. Bevor ich nicht wusste, was er gesehen hatte, konnte ich mich wohl kaum auf Blaises Schoss kuscheln.
„Ich muss noch etwas erledigen. Ich komme gleich nach", versprach ich meinen Freunden.
„Du willst nach Harry gucken?", fragte mich Blaise misstrausch, weshalb ich vorsichtig nickte. „Du weißt, dass er es nicht verdient hat. Er ist ein Arsch", wurde mir bestimmt mitgeteilt, was mich zum Seufzen brachte. Das wusste ich doch selber, aber was sollte ich machen. Wenn Voldemort in Harrys Kopf eindrang, musste ich wohl da sein, um ihn wieder herauszuprügeln.
„Es ist –" Die Worte, es ist meine Aufgabe, kamen mir nicht über die Lippen. Wieder hatte ich Sirius Stimme im Kopf, ich solle Harry nicht das Gefühl geben, nur eine Mission zu sein, doch mittlerweile war er wirklich nicht mehr. Was auch immer mal zwischen uns hätte wachsen können, es war im Keim erstickt worden. Ich hatte mir im vierten Schuljahr wirklich viel Mühe mit ihm gegeben und er hatte alles einfach weggeworfen. Alleine, dass ich Quidditchspielen wollte, hatte ausgereicht, um eigentlich wieder alles einzureißen.
„Ich weiß, meine kleine Rose. Geh zu ihm", wurde mir gesagt. Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er es nicht ernst meinte. Eigentlich wollte mein Freund, dass ich hierblieb, anstelle wieder zu Harry Potter zu rennen. Er hatte recht damit, das wusste ich, aber ich konnte nun einmal nicht aus meiner Haut.
„Ich komme so schnell nach, wie ich kann", versprach ich meinem Freund.

Hexagramm - LöwenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt