Eine Woche später saßen wir zusammen auf der Tribüne des Quidditchstadions. Heute würde das Match zwischen Hufflepuff und Gryffindor stattfinden. Den Löwen rechnete ich allerdings eigentlich keine großen Chancen zu. Das, was ich so gehört hatte, war das Training immer eine Katastrophe gewesen.
Das Wetter war heute ausnahmsweise mal sehr gut. Der Wind, welcher heute Morgen noch für viele rote Ohren gesorgt hatte, war abgeflaut. Zwar brauchte man noch eine dicke Jacke, doch Handschuhe und Mütze waren Sonnenbrillen gewichen. Die meisten hatten sich aufgrund der doch sehr kräftigen Sonne für eine entschieden, damit sie nicht Teile des Spiels verpassten, weil sie geblendet wurden.
Ich hatte es mir mit Blaise, Adina, Jamie, Draco und seinen Schlägern auf der Tribüne gemütlich gemacht. Hinter uns saß das Quidditchteam von Slytherin. Um mich herum glänzten mal wieder die „Weasley ist unser King"-Anstecker und auch bei mir auf der Brust war er zu sehen.
Nach all den Streitigkeiten in letzter Zeit mit den Weasleys und auch in Anbetracht meiner gewollten Rolle in diesem Krieg hatte ich ihn mir ohne Murren angesteckt. Momentan fühlte ich mich tatsächlich sogar ziemlich wohl mit ihm, fast als würde er sagen: „Du bist jetzt ein richtiger Teil deines Hauses."
Endlich kamen die Teams auf das Spielfeld gelaufen. Erst die Hufflepuffs und dann die Gryffindors. Während die gelb gekleidete Mannschaft so wirkte, als wäre sie guter Dinge, sah es bei den Löwen ganz anders aus. Rons ängstlicher Blick glitt über die Reihen und die neuen Treiber schienen nicht ganz zu wissen, was sie mit sich anfangen sollten, während sie in Richtung der Spielfeldmitte liefen.
Madame Hooch ermahnte noch einmal beide Teams fair zu spielen und schon ging es los. Die Bälle wurden losgelassen, die Spieler schossen in die Höhe. Beide Hüter flogen zu den Ringen, während sich Katie Bell den Quaffel schnappte. Sie wurde von einem Hufflepuffjäger geblockt, ließ den Ball wieder los, doch Angelina Johnson konnte ihm noch so gerade Zacharias Smith wegschnappen, weshalb Gryffindor im Ballbesitz blieb.
Ein Hufflepuff-Treiber schlug einen Quaffel in den Weg der Jägerin, die zwar ausweichen konnte, doch schon kam ein gegnerischer an und konnte ihr den Ball abnehmen. Die Hufflepuffs rasten in Richtung der anderen Seite des Spielfeldes. Die Gryffindors versuchten, sie noch aufzuhalten, doch ohne wirklichen Erfolg. Einer der neuen Treiber schlug einen Klatscher auf Smith, um ihn davon abzuhalten einen Pass entgegen zu nehmen, doch die Metallkugel flog so weit an ihm vorbei, dass er sie wahrscheinlich gar nicht bemerkte.
Und dann war es wieder so weit. Es hieß wieder Ron gegen einen Jäger. Die Weasley wirkte mal erneut total verunsichert und um mich herum schwoll mal wieder der Gesang an:
„Weasley fängt doch nie ein Ding,
Schützt ja keinen einz'gen Ring,
So singen wir von Slytherin:
Weasley ist unser King.
Weasley ist dumm wie 'n Plumpudding,
Lässt jeden Quaffel durch den Ring.
Weasley sorgt für unsern Gewinn,
Weasley ist unser King."
Ich machte mir gar nicht die Mühe, Draco dafür überhaupt noch einen bösen Blick zu zuwerfen. Es gab keinen Grund länger die Weasleys zu verteidigen. Sollten sie doch selbst zusehen, wie sie damit klarkamen. Ein ordentliches Selbstbewusstsein für Ron wäre schon einmal ein guter Anfang.
Wie nicht anders zu erwarten, hielt Ron den Quaffel nicht. Somit stand es zehn zu null für Hufflepuff. Es dauerte nicht lange, dann wurde daraus ein zwanzig zu null und schließlich auch ein dreißig zu null.
Lee Jordan, der mal wieder das Spiel moderierte hörte sich mit jedem Ball, der bei seinem Haus reinging ein wenig gequälter an. Als dann Kirke, einer der neuen Treiber, tatsächlich rücklings vom Besen fiel, weil Zacharias Smith mit dm Quaffel in der Hand auf ihn zugeprescht kam, schien ihm endgültig klar zu werden, es gab nur eine Hoffnung, um zu gewinnen: Ginny Weasley musste sehr schnell den Schnatz fangen, denn sobald Hufflepuff 150 Punkte Vorsprung hatte, war das Spiel für Gryffindor gelaufen. Sie würden dann nicht mehr aufholen können.
Ich hingegen fand das schlechte Spiel auf dem Feld tatsächlich ziemlich amüsant. Als Kirk fast vom Besen fiel, gab es für mich kein Halten mehr und ich musste einfach loslachen. Zu meiner Verteidigung, er tat sich nicht ernsthaft weh, sondern konnte einfach wieder auf seinen Besen steigen und weiter machen.
„Der spielt ja noch schlechter als Goyle", rief ich amüsiert.
„Das tut er", bestätigte mir Adina, welche kichernd auf meiner anderen Seite saß. Sie hatte damit allerdings schon nach Rons dritten vermasselten Quaffel angefangen.
Das Massaker an den Gryffindors ging weiter. Kurz darauf - es stand mittlerweile hundertfünfzig zu zwanzig – verfehlte Sloper, der andere neue Treiber, auch noch den Klatscher und traf stattdessen mit dem Schläger Angelina Johnsons Mund. Ich war mir ziemlich sicher, zusammen mit dem Blut spukte sie auch noch ein paar abgebrochene Zähne aus, auch wenn ich es auf die Entfernung nicht wirklich erkennen konnte.
Das Spiel ging mittlerweile in die zwanzigste doch sehr langweilige Minute. Das Lied „Weasley ist unser King" ging mir nach der hundertsten Wiederholung auf die Nerven, Ron hatte mittlerweile so viele Bälle reingelassen, dass es nun zweihundertdreißig zu achtzig stand, weshalb die Gryffindors eigentlich jetzt den Schnatz fangen mussten, um zu gewinnen.
Bisher sah es allerdings nicht so aus, als würde bald irgendwann jemand den Schnatz fangen. Ginny Weasley und Summerby, die beiden Sucher, der jeweiligen Mannschaften, zogen noch immer ziellos über dem Spielfeld Kreise, während die Hufflepuffjäger kurz davor waren, ihr vierundzwanzigstes Tor zu werfen.
Erneut schwoll der Lärm um mich herum an. „Weasley ist unser King", wurde nun mal wieder mehr gebrüllt als gesungen. Für das nächste Spiel hatte Draco hoffentlich neue Strophen parat, ich würde nämlich eine Höchstanzahl an Wiederholungen festlegen.
Vielleicht sollte ich jetzt einfach schon mal gehen, um dem Spiel zu entkommen. Dann könnte ich noch ein bisschen Zeit für mich haben. Mal wieder nur Zeit für Antiope und mich.
Der Hufflepuffjäger warf und mal wieder flog Ron viel zu hektisch los. Erneut bekam er nicht den Quaffel zu fassen und damit stand es zweihundertvierzig zu achtzig.
Ich überlegte gerade, ob ich nicht vielleicht in die heulende Hütte gehen sollte, als doch endlich Bewegung in die Sucher kam. Vielleicht hatte Tyche doch endlich Mitleid mit uns Schülern bekommen und hatte deshalb beschlossen, das Elend jetzt doch mal endlich zu beenden.
Die beiden Sucher stürzten sich in die Tiefe. Ich musste mich ziemlich konzentrieren, um den kleinen goldenen Ball wenige Meter über den Boden auszumachen. Wenn keiner von ihnen nachgeben würde, würden sie wohl ungefähr gleichzeitig am Ball ankommen. Der Abstand wurde immer kleiner und kleiner.
Und dann machte Summerby aus irgendeinen Grund einen klitzekleinen Schlenker. Er war nicht groß, kostete ihn nur Milisekunden, doch genau diese kosteten ihm am Ende den Sieg. Ginny Weasley schloss ihre Hand, um den Schnatz und er konnte noch verzweifelt an dieser kratzen.
„Ginny Weasley hat den Schnatz gefangen", kam es jetzt doch wieder etwas begeisterter von Lee Jordan, der sich zwischenzeitlich so angehört hätte, als würde er gleich losheulen, weil die Gryffindors so schlecht spielten. „Hufflepuff gewinnt mit zweihundertvierzig zu zweihundertdreißig Punkten."
Ich streckte mich. Dann konnten wir ja endlich diesem Gesang entkommen. Hoffentlich würde im Gemeinschaftsraum nicht weitergesungen werden, ansonsten würde ich von dort ganz schnell wieder verschwinden.
„Das war doch wirklich amüsant", stellte Draco fest, während wir uns durch die singende Slytherin-Masse in Richtung Ausgang schoben.
„Die ersten zehn Minuten fand ich auch noch witzig. Allerdings haben die Gryffindors so miserabel gespielt, zum Ende hin fand ich es langweilig, immer nur Ron verzweifelt dem Quaffel weghechten zu sehen. Und dein Lied wurde so oft wiederholt, Draco, der nächste der es singt, kriegt von mir ein Messer in den Bauch. Denk dir mal ein paar neue Strophen aus, von mir aus auch über die anderen Gryffindors", berichtete ich.
Auf dem Gesicht des angesprochenen machte sich ein breites, wenn auch etwas fieses Grinsen breit. Ich hatte ihm gerade mein Einverständnis gegeben, noch mehr auf den Gryffindors herumzuhacken und er würde es definitiv ausnutzen.
Blaise sah mich kurz etwas überrascht, dann kurz misstrauisch und schließlich ziemlich ausdruckslos von der Seite an. Er hatte wohl eher mit einer erneuten Standpauke für Draco gerechnet, nicht mit der Aufforderung das Spiel noch weiter zu treiben. Er ging allerdings auch nicht weiter drauf ein. Na ja, wenn er Redebedarf hätte, würde er es mir schon sagen.
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...