Irgendwie hatte ich mir die Rückkehr nach Hogwarts ganz anders vorgestellt. Nicht so – betrübt. Nach dem Streit mit Sirius war es irgendwie komisch geblieben. Es lag etwas in der Luft, das spürte man. So ganz war das Thema „Snape und die Streitigkeiten" noch nicht vom Tisch.
Umso komischer war es daher jetzt wieder in Hogwarts zu sein. Von hier aus konnte man unsere Unstimmigkeiten schlechter klären. Einfacher wäre es, mich noch dreimal in England mit meinem Vater zu streiten, zweimal danach beleidigt bei Marlon ins Bett zu kriechen, nur damit es nach dem dritten Mal endlich gut werden würde.
Doch so sehr ich es mir auch anders wünschte, ich war nun einmal wieder in Hogwarts. Wenigstens konnte ich so endlich mit Dumbledore über die Horkruxe reden. Ich war gerade auf dem Weg zum Schulleiter, während Harry seine erste Okklumentikstunde absolvierte. Hoffentlich würde er sich von Snape etwas beibringen lassen.
Ich erreichte mal wieder ungesehen Dumbledores Büro. Nach einem kurzen Blick über die Schulter, ob auch wirklich niemand hier war, flüsterte ich dem Wasserspeier das Passwort zu. Dieser ging wie immer bei Seite und gab die Wendeltreppe zum Büro des Schulleiters frei. Keine Minute später saß ich auch schon Dumbledore gegenüber.
„Wie geht es ihnen, Ms Black?", wurde ich freundlich gefragt, kaum hatte ich es mir auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch gemütlich gemacht.
„Ganz gut, denke ich. Warum fragen sie?" Mein Wohlbefinden gehörte nun wirklich nicht zu den üblichen Gesprächsthemen zwischen dem Schulleiter und mir.
„Ich habe in Erwägung gezogen, dass sie nach dem Vorfall mit Mr. Allaire es vielleicht vorziehen, bei ihm zu bleiben, um auf ihn aufzupassen", erklärte mir der Schulleiter.
„Ich darf nicht mehr auf Sirius und ihn aufpassen. Ich habe großen Ärger deshalb gekriegt. Außerdem denke ich, den besten Weg beide lebend durch den Krieg zu bringen, ist es den Krieg möglichst bald zu gewinnen", gab ich kleinlaut zu.
„Es würde viele Leben retten, Ms Black. Aber denken sie daran, nichts zu überstürzen. Wir können diesen Krieg nicht über Nacht gewinnen."
„Sie müssen mir wirklich keine Lektion über Kriegsführung erteilen, Professor Dumbledore. Ich weiß, wir müssen uns Zeit lassen und es richtig machen. Das Opfer von Lily Potter hat uns nur ein Jahrzehnt der Ruhe eingebracht. Das Nächste wird die Hadesnymphen ausrotten." Oder sollte ich besser sagen, mein Opfer würde dafür da sein? Ich hoffte doch, ich deutete die Prophezeiung richtig und dieses würde entscheiden, welche Seite gewinnen würde.
„Warum haben sie mich um dieses Gespräch gebeten, Ms Black? Es schien dringend gewesen zu sein."
„Was wissen sie über Horkruxe, Professor Dumbledore?", fragte ich vorsichtig nach.
„Eine Menge, Ms Black. Sirius hat vermutet, dass ihr mit mir nach eurem Aufenthalt in der Zwischenwelt darüber reden wollt. Er erzählte mir, Regulus sei nach der Rückkehr Voldemorts an ihn herangetreten und habe ihn berichtet, dass er dabei gestorben ist, den Horkrux des dunklen Lords zu zerstören. Euer Vater nahm es allerdings nicht wirklich ernst. Ihr haltet offensichtlich mehr von den Worten eures Onkels, Ms Black."
„Er hat mich nicht angelogen. Er glaubt, Voldemort hätte einen erschaffen und ich halte es nicht für unmöglich. Es ist alte schwarze Magie, doch er ist die Nymphe des dunkelsten Gottes. Ich bin mir sicher, er kennt sie und kann sie beherrschen, genauso wie ich sie mit dem Federkiel hier töten könnte."
Ich zeigte auf das Schreibinstrument, welches unschuldig auf dem Schreibtisch lag. Auf den ersten Blick wirkte es nicht so, als würde es uns in diesem Krieg wirklich weiterbringen und schon gar nicht in einem Zweikampf. Die Spitze war anders als bei Umbridges Folter-Federn nicht scharf, die Tinte darin nicht giftig, doch in der Luftröhre wollte man trotzdem beides nicht haben. Nicht, dass ich den Schulleiter auf diese Art und Weise töten wollte – oder auf eine andere.
Der Schulleiter ging gar nicht auf meinen Kommentar zu dem möglichen Mord an ihm ein. Stattdessen öffnete er eine Schreibtischschublade und holte ein altes Tagebuch aus dem Jahr 1943 hervor. Irgendjemand hatte mit irgendetwas darauf eingestochen.
„Was wissen sie über die Vorgänge im Schuljahr bevor sie hierhergekommen sind, Ms Black?", wurde ich freundlich gefragt.
„Nicht viel. Slytherins Monster aus der Kammer des Schreckens hat wohl Leute versteinert und Ginny Weasley entführt, bis es von Harry zur Strecke gebracht wurde. Ares und ich hatten vermutet, bei dem Monster handelte es sich um einen Basilisken", fasste ich meine Erkenntnisse über das zweite Schuljahr meiner Klassenkameraden zusammen. Leider hatte ich nicht das Gefühl gehabt, dass die anderen Schüler wirklich eine Ahnung gehabt hatten, was damals vor sich ging, weshalb meine Informationen sehr mager waren.
„Die wirklich interessante Frage war damals, wer öffnete die Kammer. Die Antwort hatte mich damals überrascht. Dieses Tagebuch ist damals in Ms Weasleys besitz gelangt. Ursprünglich gehörte es einst Tom Riddle. So hieß Voldemort, bevor er seinen Namen änderte. Irgendwie schaffte er es mit Hilfe des Buches, Besitz von Ms Weasley zu ergreifen.
Damals wusste ich nicht, was dieses Tagebuch wirklich bedeutete. Ich hatte damals das erste Mal eine Ahnung, doch sicher war ich mir nicht. Doch jetzt, wo ihr verstorbener Onkel bestätigt hat, dass Voldemort einen Horkrux erschaffen hat, bin ich mir sehr sicher, das Tagebuch war einer."
„Also denken sie, Regulus hat es doch nicht geschafft, den Horkrux zu zerstören und Harry hat es nachgeholt?"
„Nein, Ms Black. Eine Sache störte mich immer daran, dass das Tagebuch möglicherweise ein Horkrux sein könnte. Normalerweise dienen sie dazu, ein Stück der Seele sicher aufzubewahren, Ms Black, doch dieser hier schien dafür geschaffen worden zu sein, anzugreifen. Ein ziemlich unvorsichtiger Umgang mit einem so wichtigen Stück von sich selbst."
Der achtköpfige Zerberus schoss es mir durch den Kopf und plötzlich viel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich war Voldemort leichtsinnig mit dem Stück umgegangen, doch er konnte es sich erlauben, wenn er nicht nur einen Horkrux erschaffen hatte. Acht Köpfe hatte der Zerberus, jeden musste man abschlagen. Die Seele war in acht Teile zertrümmert worden. Einer in Voldemort und sieben in irgendwelchen Objekten versteckt. Na ja, jetzt wohl nur noch sechs.
„Es gibt sieben Horkruxe", sprach ich meine Erkenntnis laut aus. Dumbledore sah mich ziemlich verdutzt an, was mich auch nicht überraschte. Das war schließlich eine ziemlich spontane Erkenntnis von mir.
„Ich hatte ihnen von der Prophezeiung erzählt. Es heißt der achtköpfige Zerberus. So wird Voldemort immer bezeichnet. Es machte nie einen Sinn. Warum war der Zerberus nicht wie normalerweise dreiköpfig. Wenn Voldemort aber Horkruxe erschaffen hat, dann macht es Sinn. Acht Köpfe, die man abschlagen muss. Acht Seelenteile, die man zerstören muss. Eines in Voldemort und sieben außerhalb gut versteckt in Horkruxen. Zwei wurden wohl zerstört. Der von Regulus und das Tagebuch. Damit bleiben noch fünf über."
„Ich werde nach den übrigen Horkruxen suchen, Ms Black. Falls sie etwas herausfinden, sagen sie mir Bescheid, aber denken sie immer daran: Ihre Tarnung als Doppelagentin ist wichtiger. Zerstören sie nicht auf eigene Faust einen."
„Das werde ich nicht, Professor Dumbledore. Ich weiß, was meine Aufgabe in diesem Krieg ist."
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Hexagramm - Löwenmut
FanfictionDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...