Vorsichtig bepinselte ich das abgeschliffene Treppengeländer. Auch wenn wir die letzten Tage nicht so viel im Haus gearbeitet hatten – Harry war eine bessere Beschäftigung für meinen Vater – ein wenig waren wir vorangekommen. Daher konnte ich jetzt auch in aller Ruhe das Treppengeländer mit Sirius neu lackieren.
Gerade als ich meinen Pinsel erneut in die Farbe getaucht hatte, klingelte es an der Haustür. Ich sah fragend zu Sirius, welcher auch nur mit den Schultern zuckte. Offenbar erwartete auch er kein Besuch, was aber nicht viel hieß. Immer mal wieder kamen irgendwelche Ordensmitglieder spontan bei meinem Vater vorbei, vermutlich, um ihn ein wenig Gesellschaft zu leisten. Gerade meine leibliche Familie war hier ein häufiger Gast. Vielleicht kam ja auch heute wieder jemand vorbei. Vielleicht Jean, damit Kian und Louie die Meerschweinchen durchkuscheln konnten.
Bevor Sirius oder ich die Chance dazu hatten die Tür zu öffnen, kam auch schon Molly Weasley aus der Küche gerauscht und übernahm das. Zum Vorschein kam Professor Snape, welcher mürrisch wie immer dreinschaute. Er war normalerweise kein unangekündigter Gast.
„Ich muss mit Potter sprechen", schnarrte Snape in Mrs Weasleys Richtung, bevor er auch schon mich mit seinem Blick fixierte. „Black, Küche", wurde ich auch schon angewiesen, weshalb ich kommentarlos meinen Pinsel beiseitelegte, um der Anweisung zu folgen. Hoffentlich brachte der Zaubertranklehrer eine Nachricht von Dumbledore. Ich hatte den Schulleiter nach meinem Aufenthalt in der Zwischenwelt über Jamie heimlich ausrichten lassen, dass ich mal wieder Redebedarf habe, doch bisher noch keine Antwort erhalten. Langsam wurde es echt mal Zeit.
„Schniefelus, rede nicht so mit meiner Tochter! Schon gar nicht in meinem Haus!", wurde mein Lehrer von meinem leiblichen Vater angefahren.
„Sirius!", rief ich mahnend. So schlimm war Snapes Anweisung wirklich nicht. Er hatte mir einfach nur klipp und klar gesagt, was er von mir wollte. Es erleichterte das Leben und ich empfand seine Worte auch nicht als unhöflich. Snape verschwendete seine Zeit nur nicht mit unnötigen Höflichkeiten.
Ich folgte dem Lehrer für Zaubertränke in die Küche. Balu hob leicht den Kopf, doch als der Lehrer zielsicher mit wehenden Umhang auf den Esstisch zusteuerte, kuschelte sich der faule Hund erst richtig ins Körbchen. Als ich mich doch zu ihm gesellte, machte er sich nicht einmal die Mühe, ein Auge zu öffnen, sondern gab nur ein äußerst zufriedenes Schnarchen von sich.
„Hat Dumbledore eine Botschaft für mich?, fragte ich, sobald ich sicher war, dass niemand außer Sirius diesem Gespräch folgte.
„Ich soll ihnen sagen, er würde sich freuen, wenn sie Montagabend zum Schokokuchen essen kommen", schnarrte mein Hauslehrer.
Ich musste schief grinsen. Schokokuchen war der Code, den Jamie und ich abgemacht hatten, falls ich in den Ferien mit Dumbledore reden wollte, aber nicht wusste, wie ich ihn erreichen sollte. Gerade jetzt, wo Umbridge die Post kontrollierte, konnte ich dem Schulleiter schließlich schlecht einen Brief schicken, indem ich ihn um ein geheimes Vier-Augen-Gespräch bat.
Die Frage war nur, woher wusste Dumbledore von dem Schokokuchen? Vermutlich hatte sich Jamie einfach verplappert. Der Waisenjunge ging leider nicht ganz so sparsam mit Informationen um. Nicht, dass es schlimm war, wenn der Schulleiter wusste, dass Schokokuchen ein Codewort war. Es hieß nur, falls wir jemals eines brauchten, welches auch nicht von ihm durchschaut werden konnte, Schokokuchen war es schon mal nicht.
„Ich werde gerne kommen", stellte ich wahrheitsgemäß fest.
Snape nickte mir einmal kurz zu, bevor er sich an Sirius wandte. Der Zaubertranklehrer zog einen Brief heraus, den er meinen Vater hinhielt. Der Flüchtige riss ihn auf, überflog ihn, sagte aber nichts weiter dazu. Wenn es etwas Wichtiges war, würde er es mir schon erzählen. Vermutlich nur nicht solange Snape hier war.
Die beiden Männer warfen sich noch einen kurzen feindseligen Blick zu, bevor sie demonstrativ in zwei unterschiedene Richtungen sahen. Beide mit grimmigen Gesichtsausdrücken. Die Anspannung und gegenseitige Abneigung war schon fast greifbar. Bei den zwölf Göttern, wann würden sie endlich eine Paartherapie machen?
In diesem Moment wurde von Harry die Küchentür geöffnet, doch niemand schenkte ihm wirklich Beachtung.
„Ähm", kam es leise von dem Gryffindor.
Nun wandte sich Snape doch mal an ihm.
„Setzen Sie sich, Potter", kam sofort der nächste Befehl.
„Hör mal." Sirius kippte mit dem Stuhl nach hinten und sprach laut zur Decke: „Ich würde es vorziehen, wenn du hier keine Befehle erteiltest, Snape. Das hier ist mein Haus, verstehst du."
Dieses Mal blieb ich still. Auch wenn es unterm Strich die gleiche Botschaft war, wie als ich von Snape angefahren worden war, jetzt war sie doch wesentlich diplomatischer herübergebracht worden.
Trotz der wesentlich freundlicheren Worte stieg jetzt ein hässliches Wutrot in Snapes blasses Gesicht. Harry setzte sich auf einen Stuhl neben Sirius und sah den Lehrer über den Tisch hinweg an. Ich beobachtete die ganze Szenerie von meinem Platz neben Balu aus.
„Ich sollte Sie eigentlich allein sprechen, Potter", sagte Snape und mal wieder umspielte ein höhnisches Grinsen seine Lippen, „aber Black –"
„Ich bin sein Pate", rief nun mein Vater, lauter als zuvor.
„Ich bin hier auf Dumbledores Befehl", stellte Snape fest, dessen Stimme im Gegensatz zu Sirius' zwar ruhig blieb, doch immer gereizter wurde, „aber bleib von mir aus, Black, ich weiß, dass du gern das Gefühl hast ... beteiligt zu sein."
„Was soll das heißen?", frage Sirius und ließ den Stuhl laut krachend wieder auf alle vier Beine fallen.
„Nur dass du sicherlich - ähm - frustriert sein wirst, weil du nichts Nützliches" – Snape sprach das Wort mit besonderer Betonung aus – „für den Orden tun kannst."
Nun war es an Sirius, vor Wut rot zu werden. Snape schürzte triumphierend die Lippen und wandte sich wieder an Harry. Dann war diese Seitenhieben jetzt wenigstes hoffentlich vorbei. Vielleicht sollte ich mal Vivienne fragen, ob sie mit den beiden ein paar Stunden arbeiten könnte.
„Der Schulleiter schickt mich, Potter, um Ihnen seinen Wunsch mitzuteilen, dass Sie nach den Ferien Okklumentik lernen."
„Was soll ich lernen?", fragte Harry verdutzt.
Snapes höhnisches Grinsen wurde breiter.
„Okklumentik, Potter. Die magische Verteidigung des Geistes gegen das Eindringen von außen. Ein unbekannter Zweig der Magie, aber ein höchst nützlicher. Das wird ihnen Ms Black sicherlich gerne bestätigen. Sie beherrscht es perfekt."
Mein Blick glitt zu Harry. Ich war mir nicht sicher, ob diese Anmerkung nun dabei half, den Gryffindor zu motivieren oder nicht. Seinem entsetzten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, reagierte er allerdings gerade entweder über, weil ich etwas konnte und er nicht, oder er hatte wieder Angst von Voldemort besessen worden zu sein.
„Warum muss ich Okklu -dings lernen?", platzte es in diesem Moment aus ihm heraus. Damit wäre es wohl geklärt. Er hatte Angst, dass er doch besessen gewesen war, als er Voldemort angriff.
„Weil der Schulleiter dies für eine gute Idee hält", erklärte Snape ungewöhnlich sanft. „Sie werden einmal wöchentlich Einzelstunden erhalten, aber niemandem sagen, was Sie tun, vor allem nicht Dolores Umbridge. Verstanden?"
„Ja", entgegnete Harry. „Wer unterrichtet mich?"
Snape zog eine Augenbraue hoch.
„Ich", antwortete er.
Auf Harrys Gesicht war das blanke Entsetzen zu sehen. Das passte ihm jetzt gar nicht. Eilig drehte er sich mit hilfesuchenden Blick zu meinem Vater.
„Warum kann Dumbledore Harry nicht unterrichten?", fragte Sirius angriffslustig. „Warum du?"
„Vermutlich weil es das Vorrecht eines Schulleiters ist, die weniger angenehmen Pflichten anderen zu übertragen", erwiderte Snape aalglatt. „Ich versichere dir, dass ich nicht um die Aufgabe gebeten habe." Er stand auf. „Ich erwarte Sie am Montagabend um sechs Uhr, Potter. In mein em Büro. Falls jemand fragen sollte, Sie nehmen Nachhilfestunden in Zaubertränke. Niemand, der Sie in meinem Unterricht erlebt hat, könnte bestreiten, dass Sie welche benötigen."
Sein schwarzer Reisemantel bauschte sich hinter ihm, als er sich zum Gehen wandte.
„Einen Moment noch", rief Sirius und setzte sich aufrecht hin.
Snape drehte sich höhnisch grinsend um.
„Ich bin ziemlich in Eile, Black. Im Gegensatz zu dir habe ich nur wenig Freizeit."
„Ich komme also gleich zur Sache", erklärte Sirius und stand auf. Er war um einiges größer als Snape, der, die Faust in der Tasche seines Mantels ballte und damit sicher den Griff seines Zauberstabs umschloss. „Wenn mir zu Ohren kommt, dass du diese Okklumentikstunden ausnutzt, um Harry das Leben schwer zu machen, dann wirst du es mit mir zu tun bekommen."
„Wie rührend", höhnte Snape. „Aber sicher ist dir aufgefallen, dass Potter seinem Vater sehr ähnlich ist?"
„Ja, allerdings", erklärte Sirius stolz.
„Dann weißt du ja, dass er so arrogant ist, dass jegliche Kritik einfach an ihm abprallt", entgegnete Snape verschlagen.
Ein Teil von mir wollte einfach anfangen, zu lachen, doch als ich sah, wie Sirius seinen Stuhl grob bei Seite stieß, den Tisch auf Snape zu umrundete und seinen Zauberstab zog, blieb das Lachen im Hals stecken. Snape zückte den seinen. Sie taxierten einander, Sirius fuchsteufelswild, Snape berechnend, während seine Augen von Sirius' Zauberstabspitze zu dessen Gesicht huschten.
„Sirius!", rief Harry laut, aber Sirius schien ihn nicht zu hören.
„Ich hab dich gewarnt, Schniefelus", sagte Sirius, das Gesicht kaum zwei Handbreit von dem Snapes entfernt, „mir ist es egal, ob Dumbledore glaubt, du hättest dich geändert, ich weiß es besser -"
„Oh, warum sagst du es ihm dann nicht?", flüsterte Snape. „Oder hast du Angst, er könnte den Rat eines Mannes nicht sonderlich ernst nehmen, der sich seit einem halben Jahr im Haus seiner Mutter verkriecht?"
Ich sah seufzend Balu, welcher mittlerweile doch mal ein Auge geöffnet hatte, um zu beobachten, ob er gleich seinen Schlafplatz wechseln musste, um nicht von einem Fluch getroffen zu werden. Als würde ich es so weit kommen lassen.
„Sag mal, wie geht's eigentlich Lucius Malfoy? Ich nehm an, er ist entzückt, dass sein Schoßhund in Hogwarts arbeitet, ja?"
„Wo wir gerade bei Hunden sind", sagte Snape leise, „wusstest du, dass Lucius Malfoy dich während deiner letzten kleinen Spritztour außer Haus erkannt hat? Blendende Idee, Black, dich auf einem sicheren Bahnsteig sehen zu lassen ... hat dir eine vortreffliche Ausrede verschafft, weshalb du dein Schlupfloch künftig nicht verlassen kannst, stimmt's?"
Sirius hob seinen Zauberstab, Harry sprang auf, ich schnippte mit den Fingern. Schon flogen die Zauberstäbe der beiden auf meinen Angriff unvorbereiteten Männer zu mir. Ich fing sie geschickt auf. Balu drückte mir einen feuchten Hundekuss auf die Wange, dann kuschelte er sich wieder in sein Körbchen. Jetzt, wo ich die Gefahr gebannt hatte, konnte er in Ruhe weiterschlafen.
„Nennst du mich etwa einen Feigling?", brüllte Sirius, der anscheinend nur seine Taktik ändern wollte, wie er meinen Zaubertranklehrer in Brei verwandeln wollte. Er ballte seine Hände zu Fäusten, als wolle er sich gleich auf ihn stürzen.
„Ja, ich denke schon", erwiderte Snape, die wohl gerade dümmste Antwort, die es gab. Sirius wollte sich auf ihn stürzen. Erneut griff ich nach meiner Magie, weshalb eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen erschien. Solange ich im Raum war, würde hier keine Prügelei zwischen den beiden ausbrechen.
„Patricia!", wurde ich nun von meinem Vater angeknurrt, weshalb ich trotzig die Arme verschränkte.
„Benehmt euch nicht wie Kleinkinder!", fuhr ich die beiden Männer an, bevor ich von meinem Platz aufstand. „Ich übernachte doch lieber bei Marlon."
Getrennt lebende Eltern hatten einen entscheidenden Vorteil. Baute der eine Mist, konnte man ihm bestrafen, indem man einfach mehr Zeit mit dem anderen verbrachte.
„Yasmine übernachtet heute bei ihm", versuchte Sirius, mich davon abzuhalten zu gehen.
„Ich darf trotzdem bei ihnen übernachten", stellte ich klar, während ich mich auch schon die Küchentür aufriss und fast in die Weasleys und Hermine hereinlief. Alle sahen glücklich aus, was auch kein Wunder war, denn Mr. Weasley – noch immer in einen gestreiften Pyjama gekleidet, welcher dieses Mal allerdings von einem Regenmantel verdeckt wurde – stand in der Mitte. Offensichtlich hatte er sich wieder erholt.
„Wieder gesund!", verkündete er strahlend. „Vollkommen genesen!"
Dann fiel sein Blick in die Küche oder genauer gesagt auf die Szenerie hinter mir. Sirius und Snape wirkten noch immer so, als würden sie sich jeden Moment aufeinander stürzen wollen, um sich gegenseitig zu Brei zu schlagen. Harry stand noch immer am Tisch, wirkte aber so, als wolle er gleich dazwischen gehen. Balu hingegen war mir zur Tür gefolgt und schien großes Interesse zu haben, möglichst bald die Küche verlassen zu dürfen. Ohne mich als Schutz war es hier aber auch wirklich zu unsicher zum Schlafen.
„Beim Barte des Merlin", sagte Mr. Weasley und das Lächeln schwand aus seinem Gesicht, „was geht hier vor?"
Sirius und Snape ließen ihre Fäuste sinken. Harry blickte vom einen zum anderen. In den Gesichtern beider war abgrundtiefe Verachtung zu lesen, doch der unerwartete Eintritt so vieler Zeugen hatte sie offenbar zur Besinnung gebracht.
Snape steckte seinen Zauberstab, den ich zusammen mit dem von Sirius im Hundekorb hatte liegen lassen, wieder ein und rauschte ohne ein Wort durch die Küche und an den Weasleys vorbei. An der Tür wandte er sich um.
„Montagabend um sechs, Potter."
Und schon war er verschwunden. Sirius, noch immer die Fäuste geballt, starrte ihm mit funkelndem Blick nach.
„Was ging hier vor?", fragte Mr. Weasley erneut.
„Nichts, Arthur", sagte Sirius, schwer atmend, als wäre er gerade eine weite Strecke gerannt. „Nur eine freundliche kleine Unterhaltung zwischen zwei alten Schulkameraden." Er lächelte, was jedoch sichtlich gewaltiger Anstrengung bedurfte, während ich wütend schnaubte. Die Aktion brauchte er jetzt gerade wirklich nicht herunterspielen.
Ich drängelte mich durch den Massenauflauf vor der Küche in Richtung der Treppe, weshalb ich nur noch am Rande mitbekam, wie mein Vater sagte: „Also ... du bist geheilt? Das ist ja großartig, wirklich großartig." Die Antwort auf diese Bemerkung hörte ich schon nicht mehr.
In Sirius Schlafzimmer angekommen, machte ich mich sofort daran meine restlichen Sachen zusammen zu packen. Das meiste war schon in dem großen Schrankkoffer, den ich morgen mit nach Kings Cross nehmen würde, doch die letzten Sachen musste ich noch hereinschmeißen. Kamm, Zahnbürste, Duschgel ... all die Dinge halt, die man jeden Tag brauchte.
Sobald ich alles fertig hatte, würde ich noch eben in Frankreich von der Planänderung erzählen und dann herüberapparieren. Ganz ohne Vorwarnung würde ich dann doch nicht bei meinem Onkel aufschlagen.
Ich zog die Schublade vom Nachtschränkchen auf, um dort meine letzten Sachen herauszunehmen. Sehr zu meiner Überraschung lag dort ein mir nicht bekanntes Päckchen mit drin. Es war nur ziemlich unsauber eingepackt worden. Von der Größe her konnte es ein Taschenbuch enthalten.
Ich betrachtete kurz das Päckchen, bevor ich es schulterzuckend auf den Nachtisch legte, um meine Sachen herauszuholen. Ich würde meinen Vater danach fragen, wenn ich nicht mehr sauer war, weil Snape und er ständig stritten. So lange würde ich mich noch gedulden.
Auf der Treppe waren leise Schritte zu hören. Da nur eine Person hier heraufkam, wollte Sirius meine Abreise wohl verhindern. Auch wenn ich mich davon nicht abhalten lassen würde. Auf gar keinen Fall.
„Mein kleiner Welpe?", hörte ich in diesem Moment schon Sirius von der Tür aus.
„Ich packe", stellte ich fest.
„Das sehe ich. Es tut mir leid, dass ich mich habe von Snape provozieren lassen."
„Du hast auch versucht, ihn provozieren. Ihr seid beide kindisch gewesen", entgegnete ich, während die nächsten Sachen in den Koffer wanderten.
„Ich weiß. Und ich weiß auch, du magst das nicht, weshalb du jetzt wütend zu Marlon abhauen willst. Aber bitte denke noch einmal darüber nach. Wir wissen nicht, wann wir uns das nächst Mal sehen können. Vielleicht bist du zu Ostern schon auf der Seite der Todesser. Ich will nicht, den möglicherweise letzten gemeinsamen Tag mit einem Streit beendet haben."
Das war ein Volltreffer. Ich wollte auch nicht im Streit auseinandergehen. Wer wusste schon, wann ich das nächste Mal Gelegenheit haben würde, bei meinem leiblichen Vater zu schlafen? Wer wusste schon, ob ich jemals noch mal die Gelegenheit haben würde? Im Zweifelsfall würden wir uns in etwas mehr als drei Jahren nur noch sehen können, wenn er gerade schlief.
Ich hörte, wie Sirius Schritte näher kamen. Dass ich nicht mehr weiter packte, sondern mit meinen Sachen in der Hand und dem Rücken zu ihm bewegungslos vor dem Koffer stand, gab ihn wohl etwas Mut. Eigentlich auch zurecht.
„Mein kleiner Welpe, bitte bleibe heute Nacht hier", flehte mein Vater fast schon.
In mir bröckelte der letzte Widerstand weg. Ich gab ein langes Seufzen von mir, bevor ich die Worte: „Ich bleibe", über die Lippen presste.
„Du wirst es nicht bereuen, Patricia. Versprochen."
Na das hoffte ich doch. Ansonsten würde ich doch noch zu Marlon und Yasmine umziehen.
Ich legte die Sachen in den Koffer, dann sah ich zu meinem Vater herüber, der es mit einem etwas unsicheren und angespannten Lächeln versuchte. Die ständigen Streitereien von Snape und ihm, sobald sie mal aufeinandertrafen, würden irgendwann doch noch einen richtigen Keil zwischen uns treiben. Hoffentlich würden die beiden Männer bald erwachsen mit der Situation umgehen.
Einige Zeit sahen Sirius und ich uns einfach schweigend an. Schließlich wandte mein Vater den Blick ab, ließ ihn durch den Raum schweifen. Er blieb schließlich an dem Päckchen hängen, welches noch auf dem Nachtisch lag.
„Das ist für Harry. James und ich hatten früher Zwei-Wege-Spiegel, damit wir über längere Entfernung miteinander reden können. Meistens haben wir ihn beim Nachsitzen benutzt. Ich dachte, da Harry das Armband nicht wirklich nutzt, gebe ich ihm den", wurde mir von Sirius berichtet, wahrscheinlich in dem Versuch, alles normal wirken zu lassen.
„Hoffentlich wird er den dann benutzen", antwortete ich verunsichert.
DU LIEST GERADE
Hexagramm - Löwenmut
Fiksi PenggemarDreizehn Nymphen auf der Erde, zwölf in der Zwischenwelt, drei Prophezeiungen über sie. Der dunkle Lord ist wiedergekehrt. Diese Nachricht hängt wie ein Damokles-Schwert über Patricia. Noch immer nagt an ihr, dass der dunkle Lord glaubt, sie würde s...